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Museum August Kestner Skulptur/Plastik

Skulptur/Plastik

Serapis

Ptolemaios I. Soter ließ die Statue des Gottes, den Tacitus (Tac. hist. 4, 84) als Dispater bezeichnet, aus Sinope holen und machte ihn in Alexandria unter dem Namen Serapis zum gemeinsamen Kultbild für Griechen und Ägypter. Eine ähnliche Gestalt auf kaiserzeitlichen Bronzemünzen griechischer Küstenstädte, z.B. Anchilaos oder Odessos etc., gibt eine Unterwelts- und zugleich Fruchtbarkeitsgöttin wieder. (AVS)

Vogelkopfidol

Älteste Menschen gestaltige Darstellung in der Antikensammlung. - Eine brettartige nackte weibliche Figur. Eine sparsam über den ganzen Körper verteilte Ritzung betont das übergroß angegebene, auf Fruchtbarkeits-symbolik deutende Schamdreieck. Dieser Figurentypus ist in Gräbern, seltener in Siedlungen Syriens und Zyperns nachgewiesen worden. Oftmals mit Kindern in den Armen dargestellt, wird er mit einer Muttergottheit vom Typ der assyrisch-babylonischen Ischtar oder der phönizischen Astarte in Verbindung gebracht. (AVS)

Ptah

Götterfiguren zu sammeln, entsprach selbstverständlich am konkretesten Friedrich Culemanns Wunsch, seine Mitmenschen über fremde Religionen zu informieren. Aus diesem Grund verdankt das Museum August Kestner auch der Sammlung Culemann seine unbestritten schönste Götterbronze: Ptah, Schöpfergott und Herr von Memphis, der altehrwürdigen Hauptstadt Ägyptens. Unter den Bronzestatuetten von ägyptischen Gottheiten, die heutzutage zu zig-tausenden in den ägyptischen Sammlungen der Welt aufbewahrt werden, ist die Darstellung des Ptah die mit am häufigsten zu findende. Das liegt im Wesentlichen daran, dass er beinahe immer in ganz kompakter, mumienförmiger Gestalt dargestellt wird, die dementsprechend keine leicht abbrechbaren Arme und Beine aufweist. Aus der Mumienumhüllung stecken nur die auf der Brust zu sehenden Hände des Gottes, die jenen langen Szepter halten, dessen Wiedergabe in der Hieroglyphenschrift „Macht“ zu lesen ist. Die große Besonderheit des Culemannschen Ptah ist, dass die Statuette aus verschiedenen Typen von Bronze gefertigt wurde. Kappe und Halskragen des Gottes bestehen aus dunklerer, beinahe schwarzer Bronze, während der Rest der Statuette aus rötlicher Bronze gefertigt ist. (CEL) Ehem. Sammlung Friedrich Culemann, Hannover

Kinebu und seine Frau Isis

Von August Kestner wurde dieses Statuenfragment offensichtlich als das wichtigste Stück seiner ägyptischen Sammlung angesehen, denn er hat es in seinem Salon, direkt in der Mitte der Längswand unter seiner eigenen Büste aufstellen lassen. Nicht nur dank seiner erhaltenen Bemalung handelt es sich in der Tat um ein ganz besonderes Stück. Ursprünglich wurde es in der Regierungszeit von Amenhotep III. für eine heute unbekannte Persönlichkeit als Grabstatue angefertigt. Über 220 Jahre später wurde es von dem Priester Kinebu „übernommen“, der es in seinem Namen und dem seiner Frau, der Amun-Sängerin Isis, neu beschriften ließ. Dadurch dass wir auch das Grab von Kinebu in der Nekropole von Theben-West kennen und dank entsprechender Beschriftung wissen, dass es im ersten Regierungsjahr von Ramses VIII. fertiggestellt worden ist, können wir diese Neubeschriftung beinahe genau auf das Jahr 1130 v. Chr. datieren. Obwohl solche „Übernahmen“ älterer Monumente durchaus geläufig waren, ist an der Statue von Kinebu jedoch ein außergewöhnliches Phänomen zu konstatieren: Mit der Neubeschriftung ließ Kinebu auch die Kleidung seines Vorgängers umarbeiten. Offensichtlich wollte er sich in aktuellerer Mode darstellen lassen – der einzige bis dato bekannte Beleg für „Modebewusstsein“ im Alten Ägypten! (CEL) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Opferdiener (victimarius)

Zur reibungslosen Durchführung der religiösen Rituale bedurfte es untergeordneter Chargen: Arbeitspersonal, dessen Aufgabe darin bestand, den Ablauf eines Ritus zu gewährleisten, das Opfertier heranzuführen und zu schlachten. Die Aufgabe dieses Opferdieners war es, den Stier zum Opferplatz zu führen. Er trägt die für diese Opferdiener typische Tracht, den kurzen, in der Taille zusammengehaltenen Schurz (limus), in dessen Bund das dreieckige Opfermesser, der culter, steckt. Mit diesem Messer wurde die Halsschlagader des Stieres durchtrennt und später die Bauchdecke geöffnet. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Schauspieler der Komödie

Der Besetzungsplan der Alten Komödie weist bestimmte Typen aus, die durch große Masken mit dem übergroßen Mund und einer bestimmten Kostümierung, z.B. dem vorgebundenen dicken Bauch charakterisiert werden. Dieser Schauspieler wird in der Attitude der Rede dargestellt. Die Alte Komödie ist für ihren beißenden Spott auf Personen des öffentlichen Lebens, vor allem auf Politiker bekannt – so wie wir es heute aus der ‚Comedy‘ kennen. (AVS)

Göttin mit Granatapfelanhänger (Brettidol)

Das ländlich geprägte Böotien galt bei den Athenern als rückständig, beinahe ‚hinterwäldlerisch’. Zu dieser Ansicht hat auch die Kunst Böotiens beigetragen, die lange Zeit an einer alten, überkommenen Formensprache festgehalten hat. Das lässt sich beispielsweise auch an diesen Darstellungen weiblicher Figuren, sog. ‚Papas’, ablesen. Sie greifen bewusst auf die vereinfachenden Formen der geometrischen Phase (900–700 v. Chr.) zurück. Gesicherte Fundkontexte, zumeist Gräber, datieren sie allerdings ins 6. Jahrhundert v. Chr. Vermutlich stellen sie Göttinnen (Demeter oder Hera?) dar, die den Verstorbenen zum Schutz ins Grab gelegt wurden. Der Granatapfelanhänger verweist auf den Fruchtbarkeitsaspekt der Figur. (AVS) Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Aphrodite an eine Säule gelehnt

Auf einer niedrigen Standplatte steht eine weibliche Figur mit locker zur Seite gesetztem linken Spielbein an eine ionische Säule gelehnt. Mit der gesenkten Rechten zieht sie den Überschlag des Mantels, der nur den Unterkörper bedeckt, ein wenig zur Seite. Mit dem linken, auf die Säule gelegten Arm stützt sie den Kopf und hält gleichzeitig den Mantelzipfel, der wie ein Segel im Rücken der Figur zum Kopf emporgezogen ist und in reicher Fältelung noch einmal zwischen Säule und Figur sichtbar wird. Typus und Bekleidung verweisen auf die Göttin Aphrodite. (AVS) Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Pferd

Der Besitz von Pferden war im Übergang von der geometrischen zur archaischen Zeit Ausdruck der vorherrschenden Gesellschafts- und Wirtschaftsstruktur. Diese lässt sich in erster Linie in der landbesitzenden Schicht der 'Adeligen' finden. Seit Solon (640-560 v. Chr,) zählten die hippeis (Reiter) zur zweithöchsten Zensusklasse in Athen, die weitgehend der aristokratischen Oberschicht angehörten. So ging der Besitz von Pferden mit einem hohen sozialen Prestige einher. Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Quitte (Votivgabe)

Frucht in der Form einer Quitte oder eines Apfels, deren Oberfläche durch vertikale Zäsuren in fünf Teile gegliedert ist. In Anlehnung an rhodische Vorbilder geschaffen, wie sie beispielsweise in einem Grab in Kamiros auf Rhodos gefunden wurden. Die Quitte war der Göttin Aphrodite heilig. So ist diese Frucht in unterschiedlichen Zusammenhängen, wie beispielsweise als ‚Wappensymbol‘, zu finden. Die Münzen der Insel Melos zeigen die Quitte und verweisen so auf die Verbindung zu Aphrodite. (AVS) Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Landschildkröte

Tierfiguren waren im 5. Jahrhundert v. Chr. sehr häufig. Sie stellen Weihgeschenke an die Götter oder Grabbeigaben dar. Die Landschildkröte wird häufig mit Hermes in seiner Funktion als Hirtengott in Verbindung gebracht, da er die Leier aus dem Schildkrötenpanzer erfunden haben soll. Aber auch Apollon wird dieses Reptil zur Seite gestellt, ist er doch als begnadeter Leierspieler bekannt. Unter anderem wird Aphrodite durch die Schildkröte symbolisiert. Sie war aber auch laut Pausanias dem Pan heilig (Paus. 8,54,7). Vorbilder für diese kleine Schildkröte sind in rhodischen Vorlagen zu finden. Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Jüngling (Tanagra-Figur)

Jüngling, gekleidet mit Untergewand und darüber gelegter, über der rechten Schulter zusammengesteckter Chlamys. Auf dem Kopf eine wulstartige Binde. Jünglingsbild des Frühhellenismus, gesammelt, in sich versunken. Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Hahn

Das uns heute als Nutztier vertraute Huhn stammt ursprünglich von Wildtierrassen aus Südasien ab. Über Indien und China verbreitete sich das Haushuhn um etwa 1200 v. Chr. bis nach Vorderasien in die Region des heutigen Iran. Kulturkontakte der Griechen mit den in Anatolien ansässigen Bevölkerungsgruppen führten dazu, dass das Huhn im 6. Jahrhundert v. Chr. auch in Griechenland und auf Sizilien heimisch wird. Tierweihungen sind ein bekanntes Phänomen seit der zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. Als Opfergabe für die Götter oder auch als Grabbeigabe waren sie populär. Der Hahn war das Opfertier für Dionysos und Asklepios. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Taube

Tierfiguren waren im 5. Jahrhundert v. Chr. sehr häufig. Sie stellen Weihgeschenke an die Götter oder Grabbeigaben dar. Die Taube symbolisiert Aphrodite. Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Huhn

Huhn auf kurzen Beinstümpfen. Die gesenkten Flügel summarisch angedeutet. Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Pan

Ziegenfüße, Hörner, Bart und spitze Ohren, das sind die äußeren Merkmale, an denen der griechische Vegetationsgott Pan zweifelsfrei zu erkennen ist. Die Menschen der Antike besaßen ein sehr gespaltenes Verhältnis zu ihm. Verehrten sie ihn auf der einen Seite und baten ihn um Schutz für ihre Herden, so fürchteten sie ihn aufgrund seines Aussehens auf der anderen Seite sehr. Selbst seiner Mutter, der Eichennymphe Dryope, war der Anblick ihres Sohnes offensichtlich nicht geheuer, denn sie setzte – um einer der vielen Sagenversionen (Homerischer Hymnus 19, 30 ff.) zu folgen – das Kind nach der Geburt aus. Pans Spur zieht sich von der Antike bis in unsere Zeit. Noch heute finden sich im Sprachgebrauch Hinweise auf das einstige zwiespältige Verhältnis der Menschen zu Pan. Wer kennt nicht den „panischen“ Schrecken (panikón deíma), der einen meist unvermittelt überkommt. Ursprünglich bezieht sich dieser auf Pan als Hirtengott. Er liebte es nämlich, während der Mittagszeit zu ruhen und konnte sehr ungehalten werden, wenn er dabei gestört wurde. So ließ Pan Tierherden zu plötzlicher und unnötiger Massenflucht aufschrecken. Dieses Phänomen konnten Hirten des Öfteren bei ihren Herden beobachten; sie hatten aber keine plausible Erklärung dafür, als dass ihr Gott sich einen üblen Scherz mit ihnen erlaubte. Ebenso galt Pan als Urheber erschreckender nächtlicher, nicht erklärlicher Laute. Auch der Begriff „Panik“, der einen Zustand äußerster Angst umschreibt, ist von Pan abgeleitet. In christlicher Zeit schließlich mutiert der Vegetationsgott der Antike zum Inbegriff der Darstellung des Teufels, den die Menschen sich ebenfalls behaart, mit Bocksfüßen, Hörnern, Schwanz und hässlichem Gesicht vorstellten. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Torso mit Unterschenkeln eines Jünglings

Schlanker, jugendlicher Körper; erhalten von Hüften bis zu den Oberschenkeln. Körperlast ruht auf dem rechten Bein; das linke war deutlich nach vorn und etwas zur Seite gesetzt, so dass die linke Hüfte tiefer liegt als die rechte, von den Glutäen ist der rechte angespannt, der linke gesenkt. Verkleinerte Nachbildung eines griechischen Werkes des 4. Jahrhunderts v. Chr. Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel

Torso eines Jünglings

Der Jüngling könnte ein Diskuswerfer gewesen sein (Anlehnung an den antretenden Diskobol des Naukydes oder Hermes Richelieu). Torso ist in Körperaufbau, Rumpfgliederung und Wahl des Motivs stark den klassischen Formprinzipien verpflichtet. Die Gestaltung des Rumpfes in großflächigen und knapp modellierten Zäsuren sowie die flache Lyraform der Leistenlinie erinnern an Werke des Polyklet (Doryphoros oder Diadumenos, 2. Hälfte 5. Jahrhundert v. Chr.). - Hellenistische Konzeption nach klassischem Vorbild - Polykletrezeption. (AVS)

Aphrodite mit Gänsen

Aphrodite ist als Tochter des Himmelsgottes Uranos und aufgrund ihrer Geburt aus dem Meer kosmisch mit den Elementen Luft (= Himmel) und Wasser (= Meer) verbunden. Sie hat aber auch einen erdverbundenen Aspekt. Hesiod berichtet, dass unter ihren Schritten das Gras zu sprießen beginnt. Alle diese Vorstellungen haben die Künstler in der Antike in unterschiedlicher Weise darzustellen versucht. Insbesondere in der Darstellung des Elementes Luft kommt das Begleittier der Aphrodite, die Gans, zum Tragen. So zeigen viele Vasenbilder und auch rundplastische Darstellungen in Terrakotta Aphrodite auf einer Gans reitend oder stehend durch die Lüfte fliegend. Diese Terrkottagruppe zeigt die Göttin, wie sie zu ihren flügelschlagenden Gänsen spricht. (AVS)

Amme mit Kind

Ähnliche Figuren werden oft als Darstellungen kindernährender Göttinnen (kourotrophoi) angesehen. Die schlichte Aufmachung dieser Figur spricht aber eher für eine Amme. Sie wurde wohl einem Kind als Beschützerin für das jenseitige Leben mit ins Grab gegeben. (AVS)

Jüngling mit Hahn im Arm

Der Typus des Jünglings mit dem Hahn scheint eine beliebte Weihgabe im Kabirenheiligtum in Theben gewesen zu sein. Hier wurdenmit Kabiros und seinem Sohn Pais (= Knabe) geweiht war, zahlreiche dieser kleinen Standbilder mit Hahn. Sie können den Pais meinen. Aber auch in anderen Kontexten ist der Jüngling mit Hahn oder auch einem anderen Tieren, wie z.B. dem Hasen, geläufig. (AVS)

Frau mit Kästchen

Die Frau mit dem hohen Polos, der ein Göttinnenattribut ist, trägt in ihrer rechten Hand eine geöffnetes Kästchen, aus dem sie eine breite Binde zieht, die quer über ihren Körper läuft. Kästchen dieser Art waren beliebte Hochzeitsgeschenke. Bei der Dargestellten könnte es sich um eine mit Hochzeit und Ehe verbundene Göttin - Artemis oder Eukleia - handeln, die als Weihegabe Verwendung fand oder auch unvermählt verstorbenen jungen Mädchen mit ins Grab gegeben wurden. (AVS)

Porträt eines Mannes

Im sog. Vierkaiserjahr 69 n. Chr. ringen Galba, Otho, Vitellius und Vespasian um den Anspruch auf die Kaiserwürde im Römischen Reich. Am 20. Dezember wurde Vitellius seines Amtes enthoben, getötet und seine Leiche in den Tiber geworfen. Mit der Ernennung Vespasians zum Kaiser wird nach der Regierungszeit des iulisch-claudischen Herrscherhauses nun die Dynastie der Flavier begründet. Dieses Porträt, das in der Regierungszeit Vespasians auf Zypern entstanden ist, erinnert stilistisch an die Gesichtszüge des ersten flavischen Kaisers. (AVS) Möglicherweise ehem. Sammlung August Kestner, Rom

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