Gedicht "Neuer Worschtmarkt-Geischt 1933" von Karl Räder, erschienen in der Wurstmarktzeitung 1933, Seite 12-13. Die Zeitschrift ist unter der Nummer 2022/0336 inventarisiert.
In dem Gedicht begrüßt Räder überschwänglich die "Neue Zeit", die auf dem Wurstmarkt mit Hitler-Gruß und Horst-Wessel-Lied gefeiert werde. Karl Räder spielt damit auf das Jahr 1932 an, als Bürgermeister Friedrich Dahlem zur Vermeidung politisch motivierter Ausschreitungen, unter denen die politische Kultur Dürkheims vor allem seitens der NSDAP-Anhänger seit 1930 zu leiden hatte, ein allgemeines Uniformverbot durchgesetzt und den Verkauf von Hakenkreuzfähnchen untersagt hatte (M. Nathal, Stadtgeschichte(n), S. 78-80). Dahlem, der den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge war, sah sich zunehmend Hass und Hetze ausgesetzt und wurde schließlich zum Rücktritt gezwungen. Zum 1. Oktober 1933 gab er sein Amt auf. Als Nachfolger war nach dem Willen der Gauleitung bereits Richard Imbt bestimmt worden.
Die von Räder beschworene „Einheit der Volksgenossen“ auf dem Wurstmarkt war in politischer Hinsicht seit Juli mit dem allgemeinen Verbot aller Parteien außer der NSDAP hergestellt. Von der Volksgenossenschaft ausgeschlossen waren in diesem Jahr allerdings bereits jüdische Gewerbetreibende, obwohl das bayerische Wirtschaftsministerium dies 1933 noch im Ermessen der jeweiligen Kommune belassen hatte (M. Nathal, Stadtgeschichte(n), S. 150).
Das verherrlichende Gedicht ist umso bemerkenswerter, als die Wurstmarktzeitungen der Jahre 1933 bis 1936 noch „weitgehend auf Politpropaganda verzichteten und ihrem alten Stil, der Verherrlichung des Weins, der Wurst und der Pfalz, treu blieben." (M. Nathal, Stadtgeschichte(n), S. 150)
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