Im 12. und 13. Jh. gaben in Deutschland nicht nur der König, sondern beinahe jeder Bischof oder Abt, Herzog, Graf oder sonstige Landesherr für sein Gebiet eigene Münzen aus. Die Folge sind eine kaum überblickbare Anzahl verschiedener Münzen und Währungen, die aus mehr als 400 Münzstätten stammen. Es blieb zwar beim silbernen Pfennig (Denar) als einzigem Geldwert, doch entwickelten sich seit der ersten Hälfte des 12. Jhs. zwei Formen des Pfenniggeldes. Der Westen (Rheinlande) blieb bei den traditionellen zweiseitigen Denaren, Mittel- und Ostdeutschland gingen zu sehr dünnen, nur noch einseitig geprägten Pfennigen, den Brakteaten über (von lat. bractea – dünnes Blech). Ende des 12. Jhs. übernahm auch Süddeutschland die Brakteatenform. Die kunstvoll gestalteten Brakteatenbilder zeigen im 12. Jh. eine seit der Antike nicht wieder erreichte Blüte der Stempelschneidekunst, mit der es im 13. Jh. ebenso rasch wieder zu Ende war. Da Brakteaten nur kurzzeitig (in der Regel ein Jahr) und nur in sehr engen Grenzen gültig waren, sind sie in besonders vielen verschiedenen Typen bekannt. Für eine weitgehend schriftunkundige Bevölkerung musste sich das neue vom alten Geld durch das Bild deutlich unterscheiden, während die Schriftinformation dabei eine nur untergeordnete Rolle spielte. Zahlreiche Brakteaten sind deshalb schriftlos („stumme Brakteaten“).
Brakteaten und Denare
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Luxemburg: Heinrich V. [167/24]
Vorderseite: Reiter mit gezücktem Schwert nach rechts. Rückseite: Kreuz.
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Brabant: Heinrich II. - Heinrich IV. [168/4]
Vorderseite: Steigender Löwe nach links. Rückseite: Kreuz von Brabant, in den Winkeln zweimal T, zweimal vier Punkte.
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Brabant: Herzogtum [169/3]
Vorderseite: Turm, oben und unten in Mondsicheln endend. Links und rechts je ein vierstrahliger Keil. In den Winkeln Kugeln. Rückseite: Kreuz von Brabant mit Streifen, in den Winkeln...
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Brabant: Herzogtum [168/1]
Vorderseite: Adler, Kopf nach links, hinter dem Kopf Stern. Rückseite: Kreuz von Brabant.
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Gembloux: Abtei, Vogt Heinrich II.? [166/18]
Vorderseite: Büste mit erhobener Rechten von vorn. Links und rechts vom Kopf Ringel mit Zentralpunkt. Rückseite: Brabanter Kreuz, in den Winkeln Ringel mit Zentralpunkt und Spindeln.
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Lüttich: Rudolf von Zähringen [166/19]
Vorderseite: Bischofsbüste mit Krummstab in der Linken und segnender Rechten von vorn. Rückseite: Kirche in Seitenansicht, rechts im Portal Kopf. Unten in drei Bogen Lilien. Provenienz:...
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Lüttich: Rudolf von Zähringen [166/23]
Unter dem „Perron“ wurden die Dekrete der Bischöfe von Lüttich publiziert. Die Bewohner von Lüttich betrachteten es als Freiheitssymbol. Der unten dargestellte Drache gilt als Symbol der...
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Lüttich: Rudolf von Zähringen? [166/24]
Vorderseite: Bischofsbüste mit erhobener Rechten und Krummstab in der Linken nach halbrechts. Links Kopf nach links?. Rückseite: Schlüssel über einer Truhe liegend, rechts das Profil einer...
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Maastricht: Friedrich I. [166/16]
Vorderseite: Gekrönter Kopf nach links, davor Kreuzstab, dahinter Lilienzepter. Rückseite: In Vierpass Schlüssel (der Kirche Saint-Servais). Provenienz: Auktion Thieme, Leipzig 1896
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Holland: Floris IV. [170b/5]
Vorderseite: Büste nach rechts. Rückseite: Doppeltes Kreuz.
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Utrecht: Gottfried von Rhenen [171/13]
Ausgebrochen. Vorderseite: Büste mit Krummstab in der Rechten und Buch in der Linken nach links. Hinter dem Kopf Ringel. Rückseite: Kreuz, an den Enden je eine Kugel, im zentralen Kreis...
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Utrecht: Dietrich II. von Ahr [171/14]
Vorderseite: Kopf mit Krummstab in der Rechten von vorn. Rückseite: Kreuz, in den Winkeln zweimal Ringel mit Zentralpunkt und zweimal Dreizack.
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Köln: Erzbischof Rainald von Dassel oder Marienstift Rees [177/13]
Während der Münztyp meist Köln zugewiesen wurde, ging Nau, S.119 von einer Prägung des Marienstiftes Rees aus und vermutete Pfennige des Utrechter Bischofs Gottfried (1156-1178) als Vorbild...
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Köln: Erzbischof Philipp von Heinsberg [177/9]
Die Fahne, die der Geistliche auf der Vorderseite der Münze in der Hand hält, weist möglicherweise auf die 1180 erfolgte Übertragung des Herzogtums Westfalen an den Erzbischof von Köln hin,...
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Köln: Erzbischof Philipp von Heinsberg [177/18]
Vorderseite: Thronender Erzbischof mit Krummstab in der Rechten und Buch in der Linken von vorn. Rückseite: Mauer mit Tor, darüber zweigeschossiger Torturm zwischen zwei Kuppeltürmen.
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Köln: Erzbischof Adolf I. von Altena [177/22]
Vorderseite: Thronender Erzbischof mit Krummstab in der Linken und Buch in der Rechten von vorn. Rückseite: Breites Gebäude mit sechs Arkaden und einem Tor, darauf zweigeschossiger...
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Köln: Erzbischof Engelbert I. von Berg [178a/1]
Vorderseite: Thronender Erzbischof mit Krummstab in der Rechten und Buch in der Linken. Rückseite: Mauer mit Tor, darüber zweigeschossiger Turm zwischen zwei Kreuzfahnen.
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Köln: Erzbischof Konrad I. von Hochstaden [178a/3]
Vorderseite: Thronender Erzbischof mit Krummstab in der Rechten und Buch in der Linken. Rückseite: Büste eines Heiligen (Petrus?) mit zwei Kreuzfahnen über einem breiten Gebäude mit Tor.
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Nijmegen oder Rees?, königliche Münzstätte, Friedrich I., Nachahmung Kölner Pfennig [177/6]
Nachahmung der Kölner Pfennige. Zur Diskussion über die Zuweisung vgl. De Wit Coll. I, S.330. Vorderseite: Büste des Königs von vorn mit Palmzweig in der Linken und Kreuzfahne in der...
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Rheinland oder Westfalen: königliche Münzstätte, Friedrich I., Nachahmung Kölner Pfennig [177/5]
Nachahmung der Kölner Pfennige. Vorderseite: Thronender König mit Adler in der Linken und Kreuzzepter in der Rechten. Rückseite: Auf drei Bogen Kuppelbau zwischen zwei Türmen. In den Bogen...
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