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Kunstgewerbemuseum Brandenburgische Gläser

Brandenburgische Gläser

Kleine Sechskantflasche aus Rubinglas mit Montierung

Kleine, schwere Flasche aus dickwandigem Goldrubinglas, Boden plangeschliffen, die Wandung sowie die Schulter sechskantig facettiert durch Überschleifen, teils schief, Silbermontierung mit feinem, sehr engem Drehverschluss, ziseliert in feinen, konzentrischen Parallelschraffuren. Der Deckel lässt sich nicht aufschrauben, er sitzt fest. Das Fläschchen stammt aus der Königlichen Kunstkammer, Berlin. Sehr wahrscheinlich wurde es für eine Medizin verwendet, zumal man sich vom Goldrubinglas eine schützende oder heilende Wirkung erhoffte. Ein etwas höheres Vergleichsstück mit gleicher Provenienz wird ebenfalls im Museumsbestand verwahrt (Inv. Nr. K 1151). Dessen Verschluss lässt sich durch Drehen öffnen, darunter befindet sich ein zusätzlicher Verschluss, ein Stöpsel aus farblosem Glas. [Verena Wasmuth]

Deckeldose mit Rubinglasbesatz

Rechteckiges, niedriges Kästchen aus Silber mit einem Scharnierdeckel, den Boden, die vier Seiten und die Deckeloberseite bedecken rechteckige Rubinglasplatten. Während die Platte auf dem Deckel plangeschliffen sowie poliert ist, sind die Seitenwandungen und die Bodenplatte mit einem symmetrischen Dekor aus pyramidalen, flachen Buckeln strukturiert, an den sogenannten Brilliant- bzw. Steinelschliff erinnernd. Allerdings dürfte es sich angesichts der weichen Übergänge dabei um den Abdruck einer entsprechend gestalteten reliefierten Form handeln. Die Silberrahmung dieser Platten ist mit einem alternierenden Dekor aus Parallellinien ziseliert. Innen ist das Silber vergoldet und mit Platten aus farblosem Glas belegt, die auf der Rückseite ebenfalls mit dem Steinelschliff-Abdruck dekoriert sind. Diese Dose stammt aus der Königlichen Kunstkammer, Berlin. Ihre Herkunft ist nicht dokumentiert, aufgrund der Verwendung von Rubinglas ist Böhmen wahrscheinlich, die Zechliner Hütte könnte ebenso verantwortlich zeichnen. [Verena Wasmuth]

Kleiner Becher aus Rubinglas

Kleiner, sich konisch weitender Becher aus dickwandigem Rubinglas von himbeerroter Farbe, Boden hohl geschliffen mit Standring, die Wandung ist zehnfach vertikal facettiert und am Ansatz mit vertieften und polierten Rundbögen in Schälschliff versehen, der Mündungsrand plangeschliffen. Das Glas ist krank. Die Becherform ist mehrfach für die Potsdamer Glashütte in der Zeit ab 1680 bis um 1700 belegt, überwiegend aus farblosem Glas (vgl. Keisch/Netzer, Herrliche Künste und Manufacturen, 2001, Kat. 140, 142, 143, 145, 149; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 12.1). Die Veste Coburg sowie die Schatzkammer der Münchner Residenz verwahren je ein sehr ähnliches Glas, mit knapp 11 cm Höhe lediglich ein wenig größer (Kerssenbrock-Krosigk, Rubinglas, 2001, Kat. 84, 85, S. 174, 175). Die Facetten lassen den Farbton des Rubinglases je nach Wandungsstärke mal Tiefrot, mal Rosa erscheinen. Diesen hellen Ton hat ebenfalls ein anderer sehr ähnlicher Becher im Naturalienkabinett Waldenburg mit einer Höhe von 11,7 cm, der sich direkt mit dem Glasmacher, Alchemisten und ersten Leiter der Potsdamer Hütte Johann Kunckel (um 1635–1703 in Verbindung bringen lässt (Theuerkauff-Liederwald, Becher-Gläser, 2007, Abb. 2, S. 182). [Verena Wasmuth]

Flakon aus Rubinglas mit eingeglaster Münze

Kleiner, keulenförmiger Flakon mit zugehörigem Stöpsel aus Rubinglas, im Boden ist ein großes ausgeschliffenes Loch mit farblosem Glas verschlossen, das den Abdruck einer fehlenden Münze zeigt, einige Goldpartikel sind noch erkennbar. Die gebauchte Wandung des Flakons ist wabenfacettiert, der Übergang zum Hals sowie hohe Hals selbst sind mit Längsfacetten versehen. Unter dem ebenfalls längsfacettierten Mündungsrand steht eine Art hochgeschliffener Sims, der an seiner Außenkante gleichfalls facettiert ist. Der Stöpsel ist unten rund zugeschliffen und am flach gearbeiteten Knauf mit fünf Kanten versehen. Er zeigt eine lebrige Färbung. Die im Boden ehemals eingeglaste Goldmünze war eine Besonderheit der Potsdamer Glashütte und technisch überaus anspruchsvoll, da eine beständige Verbindung des Werkstoffes Glas mit anderen Materialien eine grundsätzliche Schwierigkeit aufgrund deren unterschiedlicher Reaktion auf Hitze darstellt. Bei den sogenannten "Münzengläsern" wurde eine Münze (meist aus Silber) zunächst in einen Rundnodus aus farblosem Glas eingeschmolzen, der dann der Gefäßwandung oder wie hier dem Loch im Boden aufgeschmolzen wurde. Der Flakon stammt aus der Königlichen Kunstkammer. Jemand muss die Münze zu einem unbekannten Zeitpunkt mit Gewalt herausgebrochen und entwendet haben. Sie hätte die Datierung erleichtert, eine Entstehung vor 1730 ist stilistisch naheliegend. [Verena Wasmuth]

Pokal mit Kinderbacchanal

Pokal aus farblosem Glas mit leicht ansteigendem Fuß, Abriss am Boden, massiver Balusterschaft über Nodus und unter einer kräftigen Ringscheibe, angesetzt eine becherförmige, hohe Kuppa. Sowohl auf dem Fuß, am Schaftbaluster als auch Ansatz der Kuppa ist ein versenkter Spitzblattdekor in Mattschnitt aufgebracht. Die Wandung der Kuppa ist umlaufend mit einem Landschaftsfries dekoriert auf dem mattgeschnittene Kinder bzw. Putti sich dem Konsum von geblänkten Weintrauben widmen, darunter einer auf einem Faß sitzend. Den verwärmten Mündungsrand ziert ein polierter Kugelfries. Die alte Inventarnummer ist am Boden in Gelb und Schwarz aufgemalt worden. Der Pokal ist insgesamt von der fortgeschrittenen Glaskrankheit betroffen. Das Kinderbacchanal ist ein wiederkehrendes Motiv auf Gläsern der Potsdamer Hütte (vgl. Netzer, Was großes Aufsehn macht, 2001, Abb. 15, 22, 23, S. 73, 77 und Kat. 128-130, 142). Es verweist auf Fruchtbarkeit und Wohlstand und wird meist mit der Berliner Werkstatt von Gottfried Spiller (um 1663–vor 1728) in Verbindung gebracht. Die Dekorelemente und sehr lebendige Darstellung sprechen für eine Zuschreibung auch dieses Potsdamer Pokals an einen Glasschneider aus dem Umkreis Spillers in der Zeit um 1720. Sehr ähnlich ist ein Pokal mit Kinderbacchanten, den die Stiftung Stadtmuseum Berlin verwahrt (Inv.-Nr. SM 2013-7642). Die Glaskrankheit, die bei sehr vielen Potsdamer Gläsern zu beobachten ist, hat ihre Ursache in einem fehlerhaften Mischungsverhältnis der Zutaten, aus denen die Glasmasse geschmolzen wurde. [Verena Wasmuth]

Kleine Sechskantflasche aus Rubinglas

Kleine Fasche aus Goldrubinglas mit sechs, etwas unregelmäßigen Kanten, der Boden und die vier Seiten sowie die flache Schulter plangeschliffen, montierter Schraubverschluss mit Ring wohl aus Zinn, nicht gemarkt. Er ist sehr eng, lässt sich nicht mehr öffnen und zeigt am Rand Grünspan. Sechskantflaschen dienten zur Aufbewahrung von medizinischen und kosmetischen Tinkturen oder auch raren Gewürzen. Sie konnten bei Reisen in Holzkästen senkrecht angeordnet platzsparend mitgenommen werden. Nur wenige Vergleichsstücke aus Rubinglas sind dokumentiert (vgl. Kerssenbrock-Krosigk, Rubinglas, 2001, Kat. 336–343, S. 234, 235). Die brandenburgische Hofglashütte stellte derartige Flaschen bereits unter der Leitung von Johann Kunckel (um 1635–1703) her und produzierte sie wohl auch nach seinem Weggang 1692 weiterhin. Diese Flasche stammt aus der Königlichen Kunstkammer, Berlin. Daher ist die Annahme naheliegend, dass es sich dabei um ein Potsdamer Erzeugnis handelt. [Verena Wasmuth]

Deckelpokal mit Triumphzug des Bacchus

Pokal mit zugehörigem Deckel aus farblosem Glas, Abriss am Boden auspoliert, leicht ansteigender Fuß mit einem mattierten, hochgeschnittenen Rundbogenfries, dem massiven, wabenfacettierten Balusterschaft zwischen zwei Trommelscheiben mit ovalen Linsen sind drei übereinanderliegende Kränze aus Luftblasen um eine zentrale Blase eingestochen worden. Der Ansatz der angesetzten becherförmigen Kuppa ist ebenfalls mit einem Rundbogenfries dekoriert, deren Wandung zeigt umlaufend den tiefgeschnittenen Triumphzug des mit Weinlaub bekränzten Bacchus in seinem von musizierenden Kinderbacchanten gezogenen und begleiteten Wagen auf einem Landschaftssockel. Eine Diamantborte über einem Kugelfries ziert sowohl den Mündungs- als auch den Deckelrand. Der Deckel wiederholt den Rundbogenfriesdekor und trägt einen hohen Knauf aus wabenfacettiertem, getrepptem Baluster mit eingestochenen Luftblasen und wabenfacettiertem Kugelabschluss. Der Pokal weist fortgeschrittene Merkmale der Glaskrankheit auf. Der Triumphzug des Bacchus war in der barocken Kunst wegen seiner reichhaltigen Bildsprache ein überaus beliebtes Sujet, so auch auf Gläsern (vgl. Stiftung Stadtmuseum Berlin, Inv. Nrn. II 60/229 A und II 62/517 A; Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Inv. Nr. XIII 1022; Schade, Deutsches Glas, 1968, Taf. 60–62; Papendorf, Märkische Gläser, 1965, Abb. 57, S. 146). Die Form dieses Deckelpokals sowie seine ornamentalen Dekorelemente sind mehrfach aus der Potsdamer Glashütte dokumentiert (Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 30.1+2+3, Taf. 31.1+2). Die Gruppe datiert in die Jahre 1720 bis 1735. Dieses Exemplar dürfte mit seiner besonders feinen und lebendigen Schnittqualität der Werkstatt Gottfried Spillers zuzuordnen sein, die bis 1728 in Berlin aktiv war. [Verena Wasmuth]

Deckelpokal mit musizierenden und tanzenden Kinderbacchanten

Pokal mit zugehörigem Deckel aus farblosem Glas, Bodenkugel mit rundem Aufkleber "SAMMLUNG KRUG", leicht ansteigender Fuß mit hochgeschnittenem Rundbogenfries, der ein Akanthusblatt umschließt, angesetzt ein massiver Balusterschaft mit großem Nodus, beide ebenfalls mit dem plastischen Fries aus Rundbögen, jeweils zwischen Trommelscheiben, die becherförmige Kuppa wiederholt sowohl am Ansatz als auch am Mündungsrand den Rundbogen-Akanthusdekor. Die Wandung zeigt umlaufend einen Landschaftssockel auf dem Bacchuskinder tanzen und musizieren unter einem weinberankten Obstbaum. Der Mündungsrand des gebauchten Deckels ist ebenfalls mit einem hochgeschnittenen Rundbogen-Akanthusfries verziert, wie auch die flache Schulter und der Baluster und Nodus des massiven Knaufs. Das Glas ist krank. Stilistisch ist der Deckelpokal eng verwandt mit einem Potsdamer Deckelbecher in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, der Gottfried Spiller (um 1663–vor 1728) zugeschrieben wird und um 1700 datiert (vgl. Götzmann/Kaiser, Gläserne Welten, 2017, Kat. 87, S. 149, 150; Keisch/Netzer: Herrliche Künste und Manufacturen, 2001, Kat. 203, S. 267; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 8.1 und 2). Spiller hatte das Sujet der dynamischen Kinderdarstellungen im Glasschnitt perfektioniert, bei der selbst die als Staffage dienenden Bildelemente mit größter Detailverliebtheit ausgeführt sind, etwa der Kürbis-Beutel am Boden, die Baumrinde oder die Weinreben. Sehr wahrscheinlich handelt es sich bei dem Meister dieses Deckelpokals, der aus der Mühlheimer Sammlung Krug angekauft werden konnte, um ein Mitglied seiner Werkstatt. [Verena Wasmuth]

Potsdamer Pokal mit Schraubfuß

Pokal aus farblosem Glas, der Fuß ist separat gefertigt und kann mittels eines tiefgeschnittenen Gewindes in den massiven Schaft eingeschraubt werden. Er ist am Fußrand mit umlaufenden Bögen in Schälschliff sowie einem versenkten und mattierten Spitzblattdekor verziert. Der Baluster des Massivschafts trägt einen Rundbogenfries, der Ansatz der becherförmigen, hohen Kuppa wiederholt den Spitzblattdekor, am Mündungsrand finden sich erneut Bögen in Schälschliff. Auf der Kuppawandung ist umlaufend in Tiefschnitt ein Reigen aus musizierenden Kinderbacchanten dargestellt. Aufgrund der fortgeschrittenen Glaskrankheit des oberen Pokalteils sind sie trotz des tief reliefierten Schnitts nur bei genauer Betrachtung erkennbar, feine Details wie die Gesichtszüge und dekorative Blumen oder Früchte verschwinden nahezu in dem Weiß. Ein Teil des Gewindes am Schaftende ist bereits weggebrochen. Der Fuß weist lediglich beginnende Zeichen der Glaskrankheit auf. Die Kombination aus Sujet und Dekorelementen auf dem Pokal spricht für eine Zuschreibung an die Werkstatt Gottfried Spillers (um 1663–vor 1728) und dürfte in die frühen Jahre des 18. Jahrhunderts datieren. Pokale aus zwei verschraubten Teilen gehören zu den seltensten Erzeugnissen der barocken Glaskunst. Man nimmt einerseits an, dass sie wegen ihrer raumsparenden Transportmöglichkeit geschätzt waren. Zum anderen rief sicherlich die technische Virtuosität ihrer Herstellung Bewunderung und Anerkennung hervor und brachte dem Eigentümer Prestige. Dieser Pokal ist der einzig überlieferte, der zweifelsfrei der Potsdamer Glashütte zugeschrieben werden kann. Ungewöhnlich ist hier, dass die Verschraubung nicht direkt unterhalb der Kuppa, sondern am Fuß positioniert ist (Dank an Wieland Kramer für diesen freundlichen Hinweis): Es ist gut denkbar, dass der Fuß nachträglich ergänzt wurde, indem einem Pokal mit Steckverbindung – ähnlich einem anderen Pokal im Bestand des KGM (Inv.-Nr. O-1964,46) – ein Gewinde eingeschliffen wurde. [Verena Wasmuth]

Sechskantfläschchen aus Rubinglas mit montiertem Verschluss und Glasstöpsel

Kleine, schwere Flasche aus dickwandigem Goldrubinglas, Boden plangeschliffen, die Wandung sowie die Schulter sechskantig facettiert durch Überschleifen, teils etwas schief, Silber- oder Zinnmontierung mit feinem, sehr engem Drehverschluss, ziseliert in feinen, konzentrischen Parallelschraffuren. Die Fassung ist nicht gemarkt. Der Deckel lässt sich abschrauben, darunter befindet sich ein kleiner, beschliffener Stöpsel aus farblosem Glas, der exakt in die Mündung des Fläschchens passt und dessen Knauf abgebrochen ist. Durch die Wandung verläuft ein runder Sprung. Dieses raffiniert gearbeitete Fläschchen mit seinem doppelt gesicherten Verschluss stammt aus der Königlichen Kunstkammer, Berlin. Sehr wahrscheinlich wurde es für eine Medizin verwendet, zumal man sich vom Goldrubinglas eine schützende oder heilende Wirkung erhoffte. Ein Vergleichsstück mit gleicher Provenienz wird ebenfalls im Museumsbestand verwahrt (Inv.-Nr. K 1150). Da sein Deckel klemmt und nicht zu öffnen ist bleibt unklar, ob es eine ebenso aufwendigen Verschluss besitzt. [Verena Wasmuth]

Kleines Koppchen aus Rubinglas mit Schnittdekor

Henkellose Tasse aus dickwandigem Rubinglas, vermutlich Goldrubinglas, mit vergleichsweise breiter Standfläche, kleine Bodenkugel. Die abgerundet ansteigende Wandung ist umlaufend in Mittschnitt mit einer baumbestandenen Landschaft aus Architekturen und einer Burg auf einem Felsen dekoriert, samt zwei Wanderern, erkennbar an ihren Stöcken, der Mündungsrand ist verwärmt. Dieses Koppchen stammt aus der Königlichen Kunstkammer und gehört vermutlich zu den frühen Erzeugnissen der Potsdamer Hofglasmanufaktur. Teegeschirr aus Goldrubinglas stellte die Potsdamer Glasmanufaktur im ausgehenden 17. und frühen 18. Jahrhundert her, überwiegend ohne jede Veredelung (vgl. Poser, Koppchen, 2006; Kerssenbrock-Krosigk, Rubinglas, 2001, S. 117f. und 242f.; Klesse/Saldern, 500 Jahre Glaskunst, 1978, Kat. 103, S. 165). Dem Genuss von Tee aus diesem Material wurde eine magische und heilende Wirkung zugeschrieben. Man glaubte, die wundersamen Kräfte aus dem Goldrubinglas würden sich auf das Getränk übertragen. Entgegen der naheliegenden Annahme, hat das Heißgetränk ihnen keinerlei Schaden beigebracht. [Verena Wasmuth]

Kleine Schale aus der Zechliner Glashütte

Niedrige Schale aus sehr dickwandigem, rotbraunem bzw. bernsteinfarbenem Glas, Boden plangeschliffen, der Ansatz der Wandung ist gekehlt und mit einer Borte aus Rundfacetten in Schälschliff versehen. Die schmale, darüberliegende Wandung trägt eine geschnittene Inschrift: Zechlinsche Glaß=hütte den 2. October 1774. Der Mündungsrand ist verwärmt und ist mit einem Fries aus polierten Kugel verziert. 1774 war Kommerzienrat Johann George Stropp (1742–1778) Pächter der königlich preußischen Zechliner Glashütte in der Nähe von Rheinsberg, der damals auch die örtliche Grüne Hütte mitverwaltete (Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, S. 6, 7, 45; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, S. 52). Nicht geklärt werden konnte der Anlass für die Inschrift. Die Stiftung Stadtmuseum Berlin verwahrt eine mit Vergoldung veredelte Schale aus dem gleichen Farbglas (Inv.-Nr. VI 12659, publiziert im Themenportal "Brandenburgisches Glas" in museum-digital.de). Sie soll ebenfalls eine Zechliner Provenienz haben, was der Vergleich mit dieser bezeichneten Schale bekräftigt. [Verena Wasmuth]

Stangenglas auf Kurfürst Friedrich III.

Zylindrisches, leicht konisches Gefäß aus dünnwandigem, lichtgrünem Glas mit zahlreichen winzigen Einschlüssen, Boden hochgestochen und mit Abriss, Standring angeschmolzen, die Wandung ist mit zwei Monogrammen, "F" bekrönt von einem Kurhut zwischen zwei gekreuzten Palmzweigen in polychromer Emailmalerei, sowie auf der Gegenseite legiert "FS". Rechts und links des "F" platziert wurde in Weiß die Jahreszahl "16./.90". Der Mündungsrand ist verwärmt. Dem Typ nach handelt es sich um ein Hofkellereiglas, das als Vivatglas auf den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. (1657–1713) gelesen werden muss. Welcher Anlass seiner Entstehung zugrunde liegt, konnte nicht verifiziert werden. Möglicherweise gibt es einen Bezug zur Verleihung des Hosenbandordens an Friedrich im Jahr 1690, die höchste Auszeichnung des britischen Königshauses. Hingegen fehlt für diese Vermutung die Abbildung eben jenes Ordens auf dem Glas (Dank für weiterführende Hinweise). Als Hersteller der Stange kommen entweder die kurfürstliche Glashütte in Grimnitz oder in Marienwalde (heute Bierzwnik) infrage, die beiden einzigen brandenburgischen Manufakturen, in denen damals mit Malerei veredeltet wurde (Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, S. 6, 7, 45; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, S. 15). [Verena Wasmuth]

Emailbemalter Becher von 1693

Zylindrischer Becher aus farblosem Glas mit einigen Einschlüssen, leicht hochgestochener Boden mit Abriss, die Wandung ist umlaufend mit polychromer Emailmalerei dekoriert: Der Bodenrand in opakem Amethyst, darüber eine Fiederblattbordüre in Weiß mit schwarzen Details sowie eine breitere Bordüre aus einem opakgelben, roten und blauen Streifen zwischen weißen Zackenlinien, ebenfalls mit einem schwarzen Akzent, ein Ornament aus ovalen Ringen. Das mittlere Register ist auf der Schauseite mit dem kurbrandenburgischen Zepter auf rotem Grund zwischen gekreuzten Zweigen mit feiner Binnenzeichnung in Schwarz geschmückt, bekrönt von dem Kurhut. Zu beiden Seiten verläuft folgende Inschrift in Weiß: ANNO DOMINI / 1693 / CHUR BRANDEN/BURCK. Die Gegenseite zeigt nebeneinander zwei große Medaillons mit den polychromen Bildnissen eines Mannes mit Allongeperücke sowie einer Frau mit seitlich am Kopf hochgesteckten Locken auf weißem Grund. Darüber befindet sich eine weitere breite Bordüre aus weißer Wellenlinie, schwarzer, roter sowie gelber Linie, erneut mit dem schwarzen Ornament aus ovalen Ringen, sowie einem weißen Zackenband. Der Mündungsrand ist mit einem weißen Blattkranz mit blauen Blüten dekoriert, akzentuiert in Schwarz und Rot. Im unteren Register verläuft ein durchgängiger Sprung. Die angegebene Jahreszahl macht als Hersteller dieses Bechers entweder die kurfürstliche Glashütte in Grimnitz oder in Marienwalde (heute Bierzwnik) wahrscheinlich, die beiden einzigen brandenburgischen Manufakturen, die damals mit Malerei veredelten (Friese, Glashütten in Brandenburg, 1992, S. 6, 7, 45; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, S. 15). Dargestellt sind sicherlich der damalige Kurfürst Friedrich III. (1657–1713) und seine Gemahlin Sophie Charlotte von Hannover (1668–1705), die er 1684 geehelicht hatte. Es handelt sich um idealisierte Bildnisse. Welches Ereignis Anlass zu dem Glas gegeben hat, bleibt Spekulation: 1693 gründete Friedrich III. die Universität in Halle (Saale), im gleichen Jahr begann der Bau des Berliner Zeughauses. [Verena Wasmuth]

Pokal mit Monogramm AM

Pokal aus farblosem Glas, Abriss am Boden, Scheibenfuß mit verwärmtem Rand, angesetzt ein massiver Doppelbalusterschaft mit Ringscheiben, die becherförmige Kuppa mit einem mattierten Fries aus Spitzblättern im Wechsel mit Rundbögen am Ansatz ist auf der Schauseite mit einem bekrönten Medaillon in Mattschnitt dekoriert, das ein Spiegelmonogramm "AM" (vielleicht "AMC") zeigt und mit einem Kranz aus geblänkten Perlen auf mattiertem Grund gerahmt ist. Zu beiden Seiten flankiert von efeuumrankten Säulen und Zweigen. Die Gegenseite trägt einen von zwei Wilden Männern gehaltenen zweigeteilten Schild unter der Bügelkrone, links mit dem preußischen Adler, rechts mit dem Wappen Sachsens. Den verwärmten Mündungsrand ziert eine geschnittene Borte aus Festons mit Blattwerk. Die Kuppa ist korrodiert. Das Monogramm bezieht sich vermutlich auf ein Mitglied des sächsischen Adels in preußischen Diensten. Das Glas ist als brandenburgisches Erzeugnis des 18. Jahrhunderts inventarisiert, für das der Spitzblattdekor charakteristisch war. Hingegen sind Pendants mit diesem alternierenden Spitzblatt- sowie dem Festonschmuck aus keiner preußischen Glashütte überliefert. Ähnlichkeiten gibt es zu thüringischen Gläsern, typisch ist die Schaftform sowie der beschriebene Kranz als Medaillonrahmen (vgl. Rudolf Hoffmann: Thüringer Glas aus Lauscha und Umgebung, Leipzig 1993, Kat. 47, S. 86, 87). Vergleichsstücke mit sächsischer Provenienz waren nicht zu ermitteln. Denkbar ist, dass ein nach Brandenburg immigrierter thüringischer Glasschneider verantwortlich für den Dekor zeichnet. [Verena Wasmuth]

Becher mit Wappen des Fürstbischofs Johann von Ermland

Zylindrischer Becher aus farblosem Glas, Eisboden mit ausgekugeltem Abriss und Strahlenkranz aus Oliven auf mattiertem Grund in der Art schlesischer Gläser, der unten mit einem Strahlenfacettenkranz verziert ist. Die Wandung trägt das fein geschnittene und gevierte Wappen der Grafen von Hohenzollern, das Stammwappen Zollern und springende Hirsche, im Schild die gekreuzten Zepter des Reichserbkämmereramts, vor einem Wappenmantel, gehalten von einer Fürstenkrone unter einem Bischofshut. Der verwärmte Mündungsrand ist beidseitig vergoldet. Dieses Glas aus der Königlichen Kunstkammer bildete Robert Schmidt 1914 in dem Band "Brandenburgische Gläser" zusammen mit zwei weiteren Erzeugnissen der Zechliner Glashütte ab, nicht ohne seine "schlichte Form" zu betonen und das "leidlich gut geschnittene Wappen". Das Wappen ist Johann Nepomuck Karl von Hohenzollern-Hechingen (1732–1803) zuzuordnen, der von 1795 bis zu seinem Tod Fürstbischof von Ermland war. Daher lässt sich das Glas präzise datieren. [Verena Wasmuth]

Kleines Zechliner Kelchglas mit vergoldeten Rändern

Kelch aus farblosem Glas, Bodenkugel, der breite aber zarte Fuß steigt steil an und hat einen vergoldeten Rand. Der angesetzte Schaft ist aus einem gekehlten, schlanken Baluster verziert mit langen, dünnen Parallelrillen unter einem sehr großen, gedrückten Kugelbaluster komponiert. Die Kuppa auf einer vergoldeten Ringscheibe ist trichterförmig und hat einen Eisboden, der verwärmte Mündungsrand ist beidseitig vergoldet, der Rand des Fußes hingegen nur auf der Oberseite. Das Glas ist krank. Robert Schmidt bildet 1914 in seinem Standardwerk zum Thema einen Kelch ab, der vermutlich mit dem hier aufgeführten identisch ist. Der Kelch im Kunstgewerbemuseum wurde im Jahr 1956, nach Rückführung der kriegsbedingten Auslagerungen, unter einer neuen Inventarnummer nachinventarisiert. Schmidt befindet, es sei "zwischen 1760 und 1770 entstanden [... und] im Gegensatz zu den früheren Arbeiten sehr schlecht proportioniert". Weiter beurteilt er, der "Aufbau des Schafts mit dem viel zu dicken facettierten Knauf lässt die feine Eleganz der Vorbilder gänzlich vermissen. Die gute Zechliner Vergoldung ist zum Schmucke der Ränder dieser Gläser herangezogen." An dieser Kritik lässt sich nicht rütteln, hingegen liegt das Glas wunderbar in der Hand! Es hat damals bereits "Haarrisse" aufgewiesen (Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, S. 103 und 153). [Verena Wasmuth]

Hoher Potsdamer Pokal

Pokal aus dickwandigem, farblosem Glas mit Manganstich, Abriss am Boden, der Glockenfuß ist mit zwei übereinander liegenden Friesen aus hochgeschnittenen Rundbögen verziert. Der angesetzte, massive Schaft ist aus einem strahlenfacettierten, gekehlten Nodus und zwei gedrückten Kugelbalustern komponiert, die jeweils wabenfacettiert sind. Die auf einer Ringscheibe angesetzte, becherförmige Kuppa wiederholt am Ansatz den Rundbogendekor vom Fuß, den verwärmten Mündungsrand ziert ein geblänkter Perlfries. In der Literatur ist kein Pendant publiziert, sowohl der Glockenfuß als auch die Schaftform sind eher ungewöhnlich für ein Glas aus Brandenburg. Der stilistische Vergleich einzelner Dekorelemente – insbesondere Strahlenfacettierung, Rundbögen und Perlfries – macht aber eine Zechliner Provenienz um 1740 wahrscheinlich (vgl. Götzmann/Kaiser, Gläserne Welten, 2017, Kat. 72, 85; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Abb. 47, S. 102, Taf. 34.2, 37.2+6). Das große Format sowie die starke Wandung sprechen dafür, dass dieser Pokal ursprünglich eine geschnittene Zutat auf der Wandung aufnehmen sollte, etwa ein Monogramm, Wappen oder Bildnis. [Verena Wasmuth]

Pokal mit dem Doppelbildnis Friedrich Wilhelms I. und Sophie Dorotheas

Pokal aus farblosem, manganstichigem Glas, Abriss am Boden, leicht ansteigender Fuß mit einem Fries aus dicht nebeneinander gesetzten, vergoldeten Oliven mit Ovalaugen, der hohe Schaft ist aus drei vergoldeten Nodi zwischen Kehlungen komponiert, davon einer wabenfacettiert und einer mit einem Kranz aus geschliffenen Kerben. Die becherförmige, niedrige Kuppa ist am Ansatz mit einem versenkten und teilvergoldeten Rundbogendekor verziert, die Schauseite der Kuppa trägt eine von der Bügelkrone bekrönte Rollwerkkartusche mit dem Doppelbildnis König Friedrich Wilhelms I. von Preußen und seiner Gemahlin Sophie Dorothea (reg. 1713–1740). Gerahmt wird die Kartusche von gekreuzten Palmzweigen und einer Kette aus vierzehn kleinen Medaillons mit den Monogrammen ihrer vierzehn Kinder, die von zwei preußischen Adlern getragen wird: FCP (Friedrich Cron Prinz), F (Friedrich), FCW (Friedrich Wilhelm Cronprinz), C (Charlotte), AW (August Wilhelm), FHL (Friedrich Heinrich Ludwig), AF (August Ferdinand), AA (Anna Amalie), LU (Luise Ulrike), SDM (Sophie Dorothea Marie), PC (Philippine Charlotte), FL (Friederike Luise), FSW (Friederike Sophie Wilhelmine), EC (Elisabeth Christine) – es der als Säugling verstorbene Ludwig Karl Wilhelm, dafür wurde die Gemahlin des späteren Friedrich II., Elisabeth Christine, mitaufgenommen. Der verwärmte Mündungsrand ist vergoldet. Das Glas ist fortgeschritten krank, ein größerer Ausbruch quer durch das Bildnismedaillon wurde geklebt. Das Doppelbildnis des Königspaares mit den Monogrammen seiner Kinder ist auf mehreren Glaspokalen mit Schnittdekor allerdings ohne Vergoldung überliefert (Stiftung Stadtmuseum Berlin, Inv. Nr. II 94/46 A und II 97/144 A; Baumgärtner, Porträtgläser, 1981, Abb. 7 und 8, S. 15, 20; Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 28.5). Gut möglich, dass diese Gruppe anlässlich des 30. Hochzeitstages des Königspaares am 28.11.1736 entstanden ist. Elisabeth Christines Monogramm findet sich ebenfalls auf zwei der anderen Gläser, allerdings zeigen diese fünfzehn kleine Medaillons in der Kette. [Verena Wasmuth]

Brandenburgischer Glasdeckel mit Vergoldung

Deckel aus farblosem Glas, innen mit Abriss, der verwärmte Rand eingezogen, am Außenrand ein Fries aus geblänkten Kugelungen über einem aufgemalten Goldstreifen, am Übergang zum Knauf ein versenkter und mattierter Spitzblattfries, teilvergoldet, darüber eine facettierte und vergoldete Trommelscheibe. Der Ansatz des proportional recht hohen Knaufs ist eingezogen. Er besteht aus einem Massivbaluster, unten wabenfacettiert, oben mit neuen polierten Längsfacetten, ebenfalls vergoldet. Der Deckel wurde fälschlich einem Pokal aus der Zechliner Glashütte mit dem Bildnis Friedrichs II. (1712–1786) zugeordnet (Inv. Nr. O-1982,84 a), für den er allerdings zu klein ist; überdies müsste der Spitzblattfries ebenfalls am Fuß, Schaft oder Kuppaansatz des Pokals erscheinen, um mit dem Deckel zu korrespondieren – hingegen fehlt er dort gänzlich. Der Deckel ist ein Zechliner Erzeugnis (ab 1737) oder noch eines aus der Potsdamer Glashütte (vor 1736), die Dekorelemente sowie die gute Vergoldung sprechen für eine Entstehung zwischen 1730 und 1750. [Verena Wasmuth]

Pokal mit Bildnis König Friedrichs II. von Preußen

Stutzerpokal aus farblosem Glas, der ansteigende Fuß ist mit Rundfacetten dekoriert und akzentuiert vergoldet. Er geht in einen sehr kurzen Massivschaft über. Die hohe Kuppa ist am Ansatz stark verdickt und mit Ovalkugelungen zwischen scharfkantigen Rippen dekoriert, letztere sind ebenfalls vergoldet. Die Kuppa ziert ein mit der preußischen Bügelkrone bekröntes Medaillon mit dem Profilbildnis Friedrichs II. in Harnisch und mit Zopf, darunter Gitterwerkdekor mit dem Monogramm "FR II", für Fridericus Rex II. Das Medaillon wird auf beiden Seiten von Füllhörnern gerahmt, darüber die Inschrift: Salus Patriae (quasi: Auf das Wohl des Vaterlandes). Den verwärmten Mündungsrand ziert ein geblänkter Kugelfries. Formal handelt es sich bei dem qualitativen Glas um einen sogenannten "Stutzerpokal", ein Produkt der Zechliner Glashütte aus der Zeit um 1750 und etwas früher (vgl. Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Abb. 16, S. 60 und Abb. 48, S. 103). Ein Deckelpokal mit nahezu identischer Schaftform, sehr ähnlichem Dekor mit Verherrlichung Friedrichs II. (1712–1786) sowie der gleichen Inschrift wird von Robert Schmidt dem Glasschneider Elias Rosbach (um 1700–1765) zugeschrieben (ebenda, Taf. 32.2). Gut denkbar, dass auch dieser Pokal von seiner Hand ist. Sehr wahrscheinlich entstanden beide Gläser im Zusammenhang mit der Krönung Friedrichs am 31. Mai 1740. Wohl mangels einer aktuellen Vorlage orientiert sich sein Porträt noch an Profilbildnissen seines Vaters "Soldatenkönigs" Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) auf anderen Gläsern, mit denselben stereotypischen Merkmalen: Der lange Perückenzopf, das eingedrehte Schulterstück der Rüstung und Ansätzen eines Doppelkinns (vgl. ebenda, Kat. 2 und 3, S. 17; Götzmann/Kaiser, Gläserne Welten, 2017, Kat. 53 und 55, S. 120-122; Klesse, Glassammlung Krug, 1965, Kat. 265). Lediglich die Beischrift "FR II" kennzeichnet den Dargestellten als neuen König. Ein zuvor zugeordneter Deckel (Inv. Nr. O-1982,84 b) ist nicht zugehörig, er passt nicht. Sabine Baumgärtner datiert ein Pendant mit Darstellung Königin Sophie Dorotheas (1687–1757), der Mutter Friedrichs II., irrtümlich auf um 1730 (Baumgärtner, Bildnisgläser, 1981, Kat. 5). [Verena Wasmuth]

Trichterpokal mit Darstellung eines Trinkgelages

Trichterpokal mit Deckel aus farblosem Glas, Abriss am Boden, der Fuß ist mit einem Rundbogen-Facettenkranz dekoriert und die bündig aus dem massiven Schaft aufsteigende Kuppa mit gestuften, im oberen Schaftteil in hochgeschliffene Zungen übergehende Rundbogenfacetten miteinander verbunden, akzentuierend vergoldet. Der Rand des Fußes trägt ein geschliffenes und vergoldetes Adelswappen aus zwei Querbalken und einer Helmzier mit zwei Büffelhörnern. Auf der Kuppawandung dargestellt in Tiefschnitt ist eine vergoldete Innenraumszene mit einer Tischgesellschaft, bestehend aus vier Männern, die sich dem Konsum von Alkohol aus ebensolchen Trichterpokalen widmet, überschrieben mit: Vivat hoch. Die Gegenseite zeigt dieselbe Gesellschaft offensichtlich ein wenig später, der runde Tisch ist umgestürzt, ebenso einige Stühle, einer der Trinkenden liegt am Boden wie auch sein Pokal, zerbrochen, ein weiterer Trinkender stürzt; darüber die Inschrift: Ubi sunt gaudia (Wo sind die Freuden?). Der mit einem geblänkten Perlfries geschmückte, verwärmte Mündungsrand ist ebenfalls vergoldet – der Rand des Deckels gleichermaßen dekoriert, allerdings besteht der Fries auch etwas kleineren Oliven, nicht aus Perlen; innen Abrissnarbe. Die Schulter des Deckels trägt keinen Dekor, ebenso nicht der Ansatz des massiven Knaufs, der als Pinienzapfen gestaltet, mit Rundbögen und Oliven beschliffen, facettiert und vergoldet ist. Dieser Gläsertyp erscheint um 1730 in Potsdam und zeichnet sich durch seine strenge Silhouette und gute Vergoldung aus. Das Sujet ist auf einem weiteren Potsdamer Glas von 1763 überliefert (Rückert, Die Glassammlung, 1982, Bd. 2, Kat. 824, S. 281, 282, Taf. 260). Das Wappen am Fuß verweist auf die Familie von Arnim, ein weit verbreitetes und altes märkisches Adelsgeschlecht. Zahlreiche Familienmitglieder standen zum Entstehungszeitpunkt dieses Deckelpokals in preußischen Diensten. Einem bestimmten Namen lässt er sich daher nicht zuordnen. [Verena Wasmuth]

Deckelpokal mit dem Bildnis König Friedrich Wilhelms I.

Spitzkelch mit zugehörigem Deckel aus farblosem Glas, der Fuß mit Facettenkranz mit Oliven sowie Ovalaugen und die bündig aus dem massiven Schaft aufsteigende Kuppa mit gestuften, im mittleren Schaftteil in hochgeschliffene Zungen übergehende Rundbogenfacetten miteinander verbunden. Auf der Kuppawandung in Tiefschnitt unter Königskrone das von einem Adler gehaltene Rundmedaillon mit dem Profilbildnis König Friedrich Wilhelms I. von Preußen (1688–1740). Darunter ein weiterer Adler, beidseitig eine reiche Staffage von Kriegstrophäen. Die Gegenseite ist mit einem goldgemalten Landschaftsdekor verziert, mit einer Windmühle auf einem Berg, einer darunterliegenden Siedlung an einem See, rechts im Vordergrund ein Baum. Mündungs- und Deckelrand beidseitig reich vergoldet. Auf der Schulter sind Kriegsarmaturen in Goldmalerei dargestellt, die Gegenseite schmücken drei ebenfalls vergoldete Kugelungen, die Kanonenkugeln darstellen sollen. Der Ansatz des hohen Knaufs ist eingezogen, darüber ein Massivbaluster mit fünf polierten Längsfacetten und Oliven. Der gesamte geschnittene Dekor des Deckelpokals ist akzentuiert mit Gold staffiert. Mehrere andere repräsentative Deckelpokale ähnlicher Machart mit nahezu identischem Dekor sind überliefert. Der formale Vergleich spricht für eine Verortung nach Potsdam um 1735 (vgl. Schmidt, Brandenburgische Gläser, 1914, Taf. 35.5; Bernt, Altes Glas, 1950, Kat. 74 mit identischem Knauf; Baumgärtner, Gläser, 1977, Kat. 229, S. 111 und Kat. 230 für einen Pokal mit dem Wappen von Hessen-Kassel und identischer Knaufgestaltung; Baumgärtner, Porträtgläser, 1981, Abb. 9, S. 16; Klesse/Mayr, Veredelte Gläser, 1987, Nr. 134; Strasser/Spiegl, Dekoriertes Glas, 1989, Kat. 146, S. 280; Sotheby`s, London, 23.11.1999, The Dettmers Collection, Los 77. S. 49; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Sechs Sammler stellen aus, 1961, Kat. 127, S. 144; Kunsthistorisches Museum Wien, Inv. Nr. Kunstkammer, 10383). Die besonders reiche und gute Vergoldung ist charakteristisches Merkmal dieser Gruppe. [Verena Wasmuth]

Vergoldeter Deckel eines Glaspokals

Gebauchter Deckel aus farblosem Glas, innen mit Abriss, Mündungsrand beidseitig vergoldet, auf der Schulter sind Kriegsarmaturen in Goldmalerei dargestellt, die Gegenseite schmücken drei ebenfalls vergoldete Kugelungen, die Kanonenkugeln darstellen sollen. Der Ansatz des hohen Knaufs ist eingezogen, darüber ein Massivbaluster mit fünf polierten Längsfacetten und Oliven, teilvergoldet. Der Deckel ist krank. Er wurde fälschlich einem Pokal mit dem Bildnis König Sophie Dorotheas (1687–1757) zugeordnet. Formal zusammengehörig, gehört der Deckel allerdings zu einem kleineren Pokal. Überdies wäre es äußerst unüblich, der preußischen Königin einen Dekor aus Kriegsarmaturen zuzuordnen. Stattdessen dürfte der Deckel zu einem Pokal auf König Friedrich Wilhelm I. (1688–1740) oder einem seiner ranghohen Militärs passen. [Verena Wasmuth]

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