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Landesmuseum Württemberg Glassammlung Ernesto Wolf

Glassammlung Ernesto Wolf

1997/1998 und 2003 erwarb das Landesmuseum antike Gläser der Sammlung Ernesto Wolf und bewahrt nun eine der bedeutendsten Glassammlungen der Welt. Weitere Objekte höchster Qualität aus dem griechisch-römischen Ägypten– darunter Marmorbildnisse, Mumienporträts, Bronzen und Terrakotten – hatte Ernesto Wolf 1907 der Sammlung geschenkt.

[ 110 Objekte ]

Doppelt geschweiftes Schälchen

Das doppelt geschweifte Schälchen mit nahezu horizontalem Rand und gerundeter Kante sowie einem niedrigen, ausladenden Standring wurde aus opakem, hellrotem Glas hergestellt. Eventuell wurde dazu eine wieder verwendbare, zweiteilige Form benutzt. Auf der Innenseite betont eine schmale Schliffrille den Knick zwischen Rand und Wandung. Die vollständig erhaltene Schale musste aus Fragmenten wieder zusammengesetzt und stellenweise modern ergänzt werden; die Brüche sind verstrichen. Die Schale ist korrodiert und teils beigefarben und dunkelgrün verwittert. Auf der Innenseite sind Spuren umlaufender Kratzer erkennbar.

Römische Rippenschale aus Mosaikglas

Die tiefe Schale wurde aus einem mehrfarbigen Rohling durch Absenken und Bearbeiten auf einer sich langsam drehenden Töpferscheibe geformt. Das Serpentin nachahmende Muster entstand durch die Verarbeitung von Scheiben und Bröckchen eines einzigen Kompositstabes: Er besteht aus gebündelten, zweifarbigen Überfangstäben mit einer opakweißen Mitte, die mit durchscheinend blaugrünem Glas überfangen sind. Dort, wo das weiße Glas durchscheint, ist der Überfang opakblassgrün verfärbt. Der aufrecht stehende Rand mit gerundeter Kante wurde, wie die horizontalen Werkzeugspuren belegen, geglättet. Die nur wenig gewölbte Wandung zieren 16 unterschiedlich lange, sich nach unten verjüngende Rippen; in unregelmäßigem Abstand zueinander verlaufen sie meist von oben links nach unten rechts. Das obere Ende mancher Rippen erstreckt sich teils bis in die Randzone, wo es in einen schwachen Werkzeugeindruck mündet. Die Schale ist vollständig erhalten, musste aber aus Fragmenten wieder zusammengesetzt werden. Innen ist die Oberfläche teils trüb. Auf der Innenseite, oben sowie auf der Außenseite des Randes sind umlaufende Kratzer erkennbar.

Römische Rippenschale aus Mosaikglas.

Die Schale zeichnet sich durch einen aufrechtstehenden Rand mit gerundeter Kante sowie eine gerundete Wandung aus. Ihre Farbgebung erweckt auf den ersten Blick den Eindruck, als sei sie aus Achat gefertigt - ein Eindruck, der durch die geschickte Wahl des Glases erzielt wird: Scheiben eines einzigen Stabes mit opakweißer Spirale, überfangen von einem bernsteinfarbenen Glas, wurden zu einem Rohling verschmolzen, abgesenkt und über einer sich langsam drehenden Töpferscheibe bearbeitet. Die Außenfläche zieren 16 sich nach unten verjüngende Rippen unterschiedlicher Länge; etwa die Hälfte setzt sich auf der Unterseite des flachen Bodens fort. Das obere Ende der meisten Rippen reicht gerade bis zum Rand; teilweise laufen sie dort in schwachen Werkzeugeindrücken aus. Im Detail betrachtet, zeigt sich, dass jede Rippe zur rechten Seite hin schräg abfällt, zur linken dagegen steil geformt ist. Die Schale ist vollständig erhalten, musste jedoch aus Fragmenten zusammengesetzt werden. Auf der Innenseite, oben und auf der Außenseite des geglätteten Randes sind umlaufende Kratzer erkennbar. Die Oberflächen des opakweißen Glases sind leicht korrodiert.

Kelchglas mit Schlangenfadendekor.

Das Kelchglas wurde vermutlich im östlichen Mittelmeerraum gefertigt, möglichweise aber auch in einer Kölner werkstatt. Der freigeblasene Kelch, mit massiver Heftnarbe, besteht aus durchsichtigem, entfärbtem Glas, blassolivgrau schimmernd. Der geradwandige Körper mit leicht auswärts gebogenem Rand und heiß verrundetem, verdicktem Randabschluss sitzt auf einem knopfförmigen Stiel, der zusammen mit dem geblasenen, weit schräg nach außen gebogenen Standfuß - ebenfalls mit heiß verrundetem Rand - angesetzt wurde. Der Kelch trägt einen wirkungsvollen Dekor: Etwa 2,70 Zentimeter unterhalb des Randes betont ein linksläufig umlaufender, dünner Glasfaden dezent den oberen Abschnitt. Den restlichen Kelchkörper zieren freihändig aufgelegte, dickere Schlangenfäden. Indem sie mit einem speziellen Werkzeug flach gegen die Wandung gedrückt wurden, entstanden die kleinen, unterschiedlich ausgerichteten Einkerbungen. Der Kelch ist unversehrt. Außen und innen ist die Fläche beige verwittert und von einem braunen Belag bedeckt; das Glas irisiert.

Fragmente einer römischen Rippenschale aus Mosaikglas auf hohem Standring

Die drei Fragmente von Boden und Wandung stammen von einer Rippenschale mit Standring. Gefertigt wurde sie aus einem Rohling, der abgesenkt und auf einer sich langsam drehenden Töpferscheibe bearbeitet wurde. Das mehrfarbige Glas belegt, dass Scheiben eines einzigen, sehr dicken Mosaikstabes für den Rohling verschmolzen wurden. Der Stab besteht aus parallelen, spiralig angeordneten, opakweißen und dunkelblauen Streifen, überfangen von einer bernsteinfarbenen Schicht. Das weiße und blaue Glas ist beigefarben verwittert.

Fragmente einer römischen Ripppenschale aus Mosaikglas mit Standring

Die vier Fragmente von Rand, Wand, Boden und Standring einer Schale zeugen von der Verwendung eines mehrfarbigen Rohlings; dazu wurden Abschnitte von drei Mosaikstäben verarbeitet: Der erste Stab besteht aus bernsteinfarbenem Glas, dem abwechselnd opakweiße und dunkelblaue Streifen in Längsrichtung außen aufgeschmolzen sind, der zweite Stab aus bernsteinfarbenem Glas mit opakweißen, in Längsrichtung außen aufgeschmolzenen Streifen, der dritte aus bernsteinfarbenem Glas, dünn überfangen mit einer opakweißen und einer bernsteinfarbenen (grüngelbbraun erscheinenden) Schicht. Die Schale wurde durch Absenken und Bearbeiten auf einer sich langsam drehenden Töpferscheibe hergestellt. Horizontale Werkzeugspuren an der Außenseite des Randstückes belegen, dass der Rand sorgfältig geglättet wurde. Auf der Innenseite des Randes zeigen sich umlaufende Kratzer. Die Schale hatte einen hohen, nach außen geschwungenen Standring mit gerundeter Kante; ihre Wandung zierten Rippen, deren obere Enden in schwachen Werkzeugeindrücken auslaufen. Das weiße und blaue Glas ist beigefarben verwittert.

Goldband-Alabastron (kleines, längliches Salbgefäß)

Das Alabastron verdient insofern ganz besondere Beachtung, als es zur Kategorie antiker Luxusgläser gehört. Das Gefäß hat einen lang gestreckten, unten spitz zulaufenden Körper, der aus Goldband-Mosaikglas über einem Stab geformt wurde. Fünf parallel laufende, in sich gewellte Abschnitte von Stäben wurden dabei verarbeitet: der erste blaugrün, der zweite kobaltfarben mit weißem Mittelstreifen, der dritte amethystfarben mit weißem Mittelstreifen, der vierte hellbraun mit weißem Mittelstreifen, der fünfte ist durchsichtig mit einem eingebettetem Streifen stark zerrissener Goldfolie. Das Streifenmuster wiederholt sich dreimal. Der abnehmbare, polierte Hals-Aufsatz besteht aus durchsichtigem, blassgelblich grünem Glas und wurde vermutlich ebenfalls stabgeformt. Sein unteres Ende ist ringförmig verdickt, was verhindert, dass der Aufsatz zu weit in das Gefäß rutscht. Der Gefäßkörper ist vollständig erhalten. Am Boden ist er leicht bestoßen. Das hellbraune und amethystfarbene Glas irisiert. Der Hals-Aufsatz ist größtenteils von einer Verwitterungsschicht überzogen.

Hellenistische Mosaikglas-Schale auf hohem Standring

Die Schale wurde durch Absenken aus einem mehrfarbigen, aus Mosaikstücken verschmolzenen Rohling gefertigt. Dazu hat der Glashandwerker zwei Mosaikstäbe verwendet: der erste mit einem durchscheinenden, blaugrünen Mittelpunkt (überfangen von mittelgelbem und farblosem Glas), der zweite, nur im Boden verarbeitete Stab hat einen gelben Mittelpunkt (überfangen von blaugrünem, mittelgelbem und farblosem Glas). Im Schalenboden ist zudem ein Bröckchen von mangangefärbtem Rotviolett zu erkennen. Der konische Standring wurde aus Bestandteilen des ersten Stabes hergestellt und nicht exakt in der Gefäßachse liegend angesetzt. Gleichfalls wurde der horizontal ausladende Rand mit gerundeter Kante gesondert angebracht; er besteht aus einem blaugrünen Reticella-Faden, der von einem opakweißen Faden umwickelt ist. Die korrodierte, vollständig erhaltene Schale musste aus mehreren Fragmenten wieder zusammengesetzt werden.

Hellenistische Mosaikglas-Schale auf hohem Standring

Die Schale wurde durch Absenken eines aus Mosaikstückchen verschmolzenen Rohlings hergestellt. Fünf Mosaikstäbe wurden verarbeitet, sodass ein Design aus zwei alternierenden Streifen entstand: Der erste zeugt von der Verwendung eines ersten Stabes mit weißem Streifen (blaugrün überfangen), der zweite Streifen ist ein Kompositstreifen, der sich aus den restlichen vier Stäben zusammensetzt. Es handelt sich dabei um Abschnitte eines zweiten Stabes aus opakem Gelb (von farblosem Glas überfangen), eines dritten Stabes mit blassblauem Mittelpunkt (überfangen von sechs Farbringen), eines vierten Stabes mit einer von einem weißen Mittelpunkt ausgehenden gelben Spirale (gelbgrün überfangen) sowie eines fünften Stabes mit gelbem Mittelpunkt (überfangen von acht Farbringen); dazu wurden noch einige kleine Bröckchen von mangangefärbtem Rotviolett verarbeitet. Der nicht exakt in der Gefäßachse angebrachte Standring besteht aus Stücken des ersten, dritten und fünften Stabes. Der Rand wurde gefertigt aus einem mangangefärbten, violetten Reticella-Faden, umwickelt von einem sehr dünnen Fädchen. Die korrodierte Schale ist vollständig erhalten; musste aber aus Fragmenten zusammengesetzt werden.

Hellenistische Schliffrillenschale

Die konische Schale besteht aus durchscheinendem, olivgrünem Glas; sie wurde durch Absenken des einfarbigen Rohlings hergestellt. Der Rand mit gerundeter Kante mündet in eine sich nach unten verjüngende Wandung. Verziert wurde die Schale mit sechs umlaufenden Schliffrillen, die paarweise im oberen Bereich angebracht wurden. Am Boden befindet sich ein weiteres Band mit zwei Rillen; die Standfläche selbst ziert eine kleine kreisförmige Rille. Die stellenweise verwitterte Schale ist vollständig erhalten. Bei aufmerksamer Betrachtung lassen sich zwei kleine Risse zwischen den Schliffrillen sowie Spuren von umlaufenden Kratzern auf der Innenseite, dem Rand und der oberen Hälfte der Außenseite erkennen.

Kretische Pyxis (zylindrischer Behälter mit Deckel)

Die sorgfältig gearbeitete Pyxis wurde vermutlich auf der Töpferscheibe aus dickem, gelbgrünem Glas hergestellt; der Deckel wurde durch Absenken eines scheibenförmigen Rohlings geformt. Zur Auflage des Deckels wurden sowohl der Rand des Behälters als auch der Deckel korrespondierend mit einer Kehlung versehen. Die Pyxis hat eine dicke, niedrige Wandung, die in einen weiten Kragrand am nahezu ebenen, nur in der Mitte leicht erhöhten Boden übergeht. Vier konzentrische, nicht ganz in der Gefäßachse liegende Schliffrillen zieren diesen Bereich: eine mittig auf der Bodenunterseite, eine zweite nahe der Außenkante, die dritte akzentuiert die Kante des Boden-Kragrandes und die vierte befindet sich am Übergang vom Boden zur Wandung. Darüber hinaus ist eine Rille auf der Oberseite des Boden-Kragrandes zu erkennen; sie zeichnet sich durch weiche, gerundete Konturen aus, ganz so, als ob der Künstler hier das Glas in noch heißem und weichem Zustand bearbeitet habe. Dem Kragrand des Bodens entspricht jener des Deckels, der ebenfalls mit vier konzentrischen Schliffrillen verziert ist. Die Pyxis ist vollständig erhalten, jedoch am Rand bestoßen. Der größte Teil der Oberfläche ist trüb und verfärbt.

Hellenistische Mosaikglas-Schale

Die konische Schale mit kleinem, konkavem Boden wurde durch Absenken eines mehrfarbigen, aus unregelmäßigen Mosaikstückchen verschmolzenen Rohlings hergestellt. Polygonale Scheiben von drei Mosaikstäben lassen ein kunstvolles Muster entstehen: der erste Stab mit 14 opakgelben Strahlen (blaugrün überfangen) und dunkelblauem Mittelpunkt (blassgrün überfangen); der zweite mit 15 Strahlen (blaugrün überfangen) um einen opakweißen Mittelpunkt (mit durchscheinendem, mangangefärbtem Violett und durchsichtigem bis durchscheinendem Blassgrün überfangen); der dritte mit 14 oder 15 opakgelben Strahlen (blaugrün überfangen) um einen blassgrünen Mittelpunkt. Zusätzlich verarbeitete der Künstler unregelmäßig geformte Tesserae, darunter dunkelblaue, dunkelblaugrüne, opakweiße sowie bernsteinfarbene. Letztere sollten vermutlich Zwischengoldglas-Tesserae imitieren. Der Rand wird gebildet durch einen angesetzten, doppelten Reticella-Faden aus durchsichtigem bis durchscheinendem, blassgrünem Glas, verwoben mit einem opakweißen Fädchen. Die aus Fragmenten zusammengesetzte und zu rund 20 Prozent modern ergänzte Schale ist verwittert und stark korrodiert.

Hellenistische Mosaikglas-Schale

Die halbkugelige Schale wurde aus einem mehrfarbigen, aus Mosaikstückchen verschmolzenen Rohling hergestellt, vermutlich durch Absenken - das zumindest legen die kleinen und wenig verzerrten Scheiben in der Randzone nahe. Im Wesentlichen wird das Mosaikmuster bestimmt von polygonalen Scheiben von drei runden Stäben: der erste mit einer opakgelben Spirale mit einem durchsichtigen, klaren Mittelpunkt und eingebettet in ein ähnlich gefärbtes, gelbgraues Glas; der zweite Stab mit einer opakweißen Spirale, ausgehend von einem opakroten, in Opakgelb eingefassten Mittelpunkt und in dunkelblaues Glas eingebettet; der dritte Stab mit einem opakgelben, 16-strahligen Stern und opakweißem Mittelpunkt (überfangen von Violett), eingebettet in Blaugrün. Darüber hinaus hat der Künstler stellenweise Scheiben dreier weiterer Mosaikstäbe verarbeitet: einer mit opakweißem Mittelstreifen auf dunkelblauem Grund, einer mit opakweißem Streifen auf violettem Grund, der dritte einfarbig grünblau. Der vertikale Schalenrand wird gebildet durch einen Reticella-Faden aus dunkelblauem Glas, das ein opakweißer Faden umwickelt. Die leicht verwitterte Schale ist zu rund 60 Prozent erhalten.

Hellenistische Mosaikglas-Schale

Die halbkugelige Schale wurde gefertigt durch Absenken eines mehrfarbigen Rohlings, bestehend aus verschmolzenen Mosaikstäbchen. Das Mosaikmuster wird geformt aus polygonalen Scheiben eines einzigen runden Stabes mit opakweißer Spirale ausgehend von einem opakgelben Mittelpunkt und eingebettet in durchscheinendes, dunkelblaues Glas. Die Ränder der Spirale sind opakblassblau verfärbt. Unregelmäßig geformte opakweiße Tesserae setzen kleine Akzente. Der vertikale Rand mit gerundeter Kante entstand durch Ansetzen eines Reticella-Fadens aus dunkelblauem Glas, das von drei dünnen, opakweißen Fädchen umwickelt wird. Bei aufmerksamer Betrachtung lassen sich auf der Außenseite unterhalb des Randes (in einem etwa drei Zentimeter breiten Abschnitt) horizontale Einkerbungen sowie Werkzeugspuren ausmachen. Darüber hinaus sind umlaufende Kratzer auf der Innenseite sowie der Ober- und Außenseite des Randes erkennbar. Die Schale ist fragmentarisch erhalten und musste zu ca. 15 Prozent modern ergänzt werden. Sie ist leicht korrodiert und teils irisierend milchigweiß verwittert.

Schale mit figürlichem Schliff, Konturfurchengruppe

Die freigeblasene, angeblich in Ägypten gefundene Schale besteht aus durchsichtigem, entfärbtem Glas, blassoliv schimmernd. Der Boden ist leicht konvex, die Wandung gewölbt. Durch Absprengung und Schliff entstand der nach außen gebogene, mit Rillen verzierte Rand. Den Boden ziert ein Schliffdekor: Im Zentrum steht eine männliche Büste, die von zwei konzentrischen Kreisen, gefüllt mit kurzen Kerbschnitten, gerahmt wird. Der Mann trägt einen Mantel sowie eine spitze Kappe. Von der Schulter bis etwa zur Augenhöhe erstreckt sich eine gerade Schlifffurche, die mit einer geschnörkelten, freihändig gerissenen Linie in Verbindung steht. Dass es sich hierbei möglicherweise um eine Angelrute handelt, legen vier um das Medaillon gruppierte Fische nahe: Zwei Meerbrassen rechts und links des Porträts sind symmetrisch mit dem Kopf nach oben, die beiden anderen bisher noch nicht identifizierten Fische dagegen asymmetrisch ausgerichtet. Die Schale ist vorzüglich erhalten und damit ein wahres Kleinod. Bei aufmerksamer Betrachtung ist eine leicht geraute Stelle zwischen zwei Furchen auf der Wange der Person erkennbar: Genau hier setzte der Glasschleifer den Schenkel seines Zirkels an, um die Kreise des Medaillons zu zeichnen.

Spiralig aufgebaute Reticella-Schale

Die zu ca. 60 Prozent erhaltene Schale wurde aus farblosem Glas mit opakgelben, dunkelblauen und opakweißen Fäden auf der Töpferscheibe aufgebaut. Dazu wurden fünf in gleicher Richtung gedrehte Reticella-Fäden - sie setzen sich zusammen aus farblosem Glas, umwickelt mit einem einzigen opakgelben Fädchen - spiralig um eine Form gesponnen; stellenweise brachen sie und mussten neu angeschmolzen werden. Der Rand wurde durch Ansetzen eines tordierten Fadens, bestehend aus durchscheinend dunkelblauem und opakweißem Glas, geformt. Die Schale trägt innen und außen irisierende, milchigweiße Verwitterungsspuren.

Spiralig aufgebaute Reticella-Schale

Die halbkugelige Schale mit gerundeter Wandung und rundem Boden wurde auf der Töpferscheibe aus farblosem Glas mit opakgelben und durchscheinenden, dunkelvioletten Reticella-Fäden aufgebaut. Fünf in gleicher Richtung gedrehte Fäden wurden spiralig um eine Form gesponnen, wobei sie stellenweise während des Vorgangs brachen und neu angeschmolzen werden mussten. Drei Fäden bestehen aus farblosem Glas, umwickelt mit einem einzigen opakgelben Fädchen, zwei Fäden dagegen mit zwei opakgelben Fäden. Zur Randzone hin sind die Fäden dünn; zum Boden werden sie dicker und liegen dort teilweise übereinander. Den vertikalen Rand mit gerundeter Kante hat der Glashandwerker durch Ansetzen eines tordierten Fadens, bestehend aus einem farblosen und einem dunkelvioletten Faden, geformt und akzentuiert. Die Schale - mit teils trüber und irisierender Oberfläche - ist fragmentarisch erhalten; rund 15 Prozent mussten modern ergänzt werden.

Zwei Waagschalen

Die beiden formgeschmolzenen Schalen verdienen insofern ganz besondere Beachtung, als Waagschalen aus Glas - im vorliegendem Fall klares, farbloses, mit graugelbgrünem Stich - äußerst selten sind. Ihr flacher, konischer Körper mündet in einen kleinen geschliffenen und polierten Knopf auf der Unterseite. Vermutlich handelt es sich dabei um den Rest des Gusskanals, der zum Füllen der Form verwendet wurde; der Glashandwerker wusste dies anscheinend geschickt zu nutzen: Statt jene Rückstände des Fertigungsprozesses komplett abzuschleifen, hat er sie vermutlich absichtlich am Objekt belassen - vielleicht, damit die einzelne Schale während des Wiegens beim Absetzen geschützt war. Der horizontal ausladende Rand mit gerundeter Kante wurde mit jeweils vier sich gegenüberliegenden, schräg nach oben und von außen nach innen gebohrten Löchern versehen. Unmittelbar unter dem Rand tragen die Schalen auf der Außenfläche eine flache, geschliffene Kehle zwischen zwei Schliffrillen. Die stellenweise verwitterten Schalen sind vollständig erhalten.

Bemalter und vergoldeter Teller

Der Teller wurde aus durchsichtigem, blassgelbgrünem Glas formgeschmolzen; sein nicht exakt kreisförmiger, weit nach außen geschwungener Rand legt die Vermutung nahe, dass der Teller frei geschliffen wurde. Der Boden ist auf der Innenseite flach, die Standfläche ist leicht gewölbt und wird von einem niedrigen Steg eingefasst. Besondere Aufmerksamkeit verdient die unmittelbar daneben angebrachte Verzierung, die den Teller zu einem Kleinod macht: Ein ca. ein Zentimeter breites Band aus Blattgold wurde hier aufgelegt auf ein gemaltes Spalier mit roten Blüten und schwarzen Blättern (es war ursprünglich nur von oben durch das Glas sichtbar). Der irisierende und teils verwitterte Teller ist mit Ausnahme von drei kleinen, modern ergänzten Stellen vollständig erhalten.

Halbkugelige Schale auf Fuß

Die Schale besteht aus durchsichtigem, blassolivfarbenem Glas, wobei die Cuppa und der glockenförmige, hohle Fuß vermutlich gesondert in geschlossenen Formen hergestellt und dann an der Nahtstelle von Stiel und Fuß verschmolzen wurden. Bei aufmerksamer Betrachtung lässt sich auf der Mitte der Fußunterseite eine unregelmäßige, kleine Vertiefung erkennen, die möglicherweise von genau jenem Vorgang stammt: So könnte es sich hierbei um die Spuren des Werkzeugs handeln, mit dem der Fuß beim Verschmelzen gegen den Stiel gedrückt wurde. Akzentuiert wird der horizontal ausladende Rand durch zwei Schliffrillen; eine weitere wurde unmittelbar unterhalb des Randes - diesmal auf der Innenfläche - angebracht. Darüber hinaus zieren sechs Rillen die Außenfläche im unteren Gefäßbereich: drei an der Basis der Cuppa am Übergang zum Stiel, eine am Fuß an der Verbindung mit dem Stiel, eine unten am Fuß, die sechste an der Fußaußenkante. Es fällt auf, dass der Stiel, die Schliffrillen um den Kelch und die Schliffrille unten auf dem Fuß alle in der gleichen Richtung aus der Gefäßachse verschoben sind. Die Schale ist nahezu vollständig erhalten; nur zwei kleine Stellen mussten ergänzt werden.

Hellenistische Zungenblattschale

Die durchsichtige bis blassgelbgrüne Zungenblattschale wurde vermutlich in einer geschlossenen Form geschmolzen; denkbar ist auch eine Herstellung durch Absenken. Der vertikale Rand mit gerundeter Kante wird durch eine Kehlung, über einem schmalen umlaufenden Steg, vom Körper abgesetzt. Es folgt ein flaches, breites Band, dem sich 57 geschnittene, konkav eingetiefte Zungenblätter anschließen. Sie münden in den Schalenboden, den der Glashandwerker mit einem Medaillon versehen hat: Ein geschliffener achtstrahliger Stern wird von zwei kreisförmigen Schliffrillen eingefasst; der Bereich zwischen den beiden Kreisen wird durch eine Hohlkehle gebildet. Die sehr fein gearbeitete Schale ist außen wie innen korrodiert; sie musste aus Fragmenten zusammengesetzt und zu ca. zehn Prozent modern ergänzt werden.

Aryballos (kugeliges Salbölgefäß)

Allein der hervorragende Erhaltungszustand des Salbölgefäßes ist eine nähere Betrachtung wert. Der Aryballos, dessen gerundeter Boden eine zentrale Ausbuchtung aufweist, wurde aus homogenem, nahezu durchsichtigem, kobaltblauem Glas gefertigt; hellgraue Kernspuren an der Innenwandung zeugen vom einstigen Herstellungsprozess. Die beiden sich gegenüberliegenden Ösenhenkel wurden gesondert angefügt. Der nach innen tüllenförmig abfallende Rand wurde mit einem hellblauen Relieffaden verziert; auf dem Gefäßkörper selbst beschließt ein ebenfalls hellblauer Faden das dort angebrachte Muster. Es beginnt mit einem dicken, gelben Glasbatzen auf der Schulter: Mal dicker, mal dünner windet sich der Faden mehrmals um den Körper. In der unteren Hälfte wurde zudem ein hellblauer, den Körper dreimal umlaufender Faden verarbeitet. Einhergehend mit der Farbkombination findet ein systematischer Wechsel in der Linienführung der aufgespulten Dekorfäden statt: Gerade Spiralen gehen über in ein Arkaden- und Zickzackmuster, darauf wiederum folgen zwei gerade Linien. Mit Ausnahme der flachen Furchen in Höhe der ausgezogenen Fäden ist der Dekor zu einer Ebene mit der Wandung verschmolzen.

Oinochoe (einhenkeliger Weinkrug)

Der vollständig erhaltene Krug wurde aus durchscheinendem, dunkelkobaltblauem Glas kerngeformt. Der kleeblattförmige Rand sowie der Fußrand werden durch einen graugrünen Relieffaden betont; den zylindrischen Hals ziert ein gelber Faden - ein Motiv, das auf dem Gefäßkörper fortgesetzt wird. Sechsmal umrundet hier ein gelber Faden den Körper, um dann von einem graugrünen Faden abgelöst zu werden, der weißlich korrodiert endet. Neben dem farblichen Wechsel findet ein Wechsel in der Linienführung von geradlinig zu zickzackförmig statt. Drei gerade geführte Dekorfäden bilden den unteren Musterabschluss. Mit Ausnahme einer feinen Rippung in Höhe des Zickzackmusters ist die aufgespulte Verzierung mit der Wandung zu einer Ebene verschmolzen. Dass neben handwerklichem Können auch Kreativität gefragt war, lässt sich gut beobachten: So wurde der Henkel derart geschickt am Gefäß festgeschmolzen, dass der Ansatz des gelben, den Körper zierenden Fadens verdeckt wurde. Von außen ziert eine flache Perle die Befestigungsstelle. Neben Werkzeugspuren am Kleeblattrand sowie am Fuß sei zudem auf das Innere des zylindrischen Halses verwiesen: Scharfkantig ist hier sein ursprünglicher Rand noch sichtbar.

Amphoriskos

Der vollständig erhaltene Amphoriskos (zweihenkeliges, bauchiges Gefäß, unten spitz zulaufend, mit hohen Henkeln und hohem Hals) wurde aus weißem, überwiegend opakem und im unteren Gefäßdrittel durchscheinenden Glas gefertigt; das Material ist durchzogen von winzigen und teils bis zu 1,5 mm großen, an der Oberfläche offenen Blasen. Ein dunkelpurpurfarbener Faden verziert in rechts gedrehter Windung und unterbrochener Linienführung die gerundete, abfallende Schulter. Dort, wo das Gefäß seinen größten Durchmesser hat, beginnt ein zweiter, sehr dicker und zunächst geradliniger Musterfaden. Er ist gleichfalls nach rechts geführt und setzt sich nahezu bis zur Basis des Gefäßkörpers fort. Nun zu einem unregelmäßigen Feder- und Zickzackmuster auf- und abgezogen, wird er nach unten stetig dünner. Hierbei entstanden die stark ausgeprägten Rippen. Neben Werkzeugspuren lassen sich weitere Details zum Herstellungsprozess am Objekt ablesen: Das Gefäß ist kerngeformt, der Rand und der Knopffuß wie auch die Fäden wurden aufgespult. Besonders interessant ist folgende Beobachtung: Ein kleines Stück opakweißen Fadens berührte vermutlich bei der Herstellung der Henkel den dicken Dekorfaden - ein Fertigungsfehler, der von dem Glashandwerker jedoch nicht mehr behoben wurde.

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