Das Motiv des Arztes, der mit dem Tod um das Leben seiner Patientin kämpft, hat Ivo Saliger in zwei Versionen verarbeitet. In der Version von 1921 ist aus dem Arzt ein Chirurg geworden. Seine Figur beherrscht nicht mehr die Mitte, sondern steht auf der linken Seite. Das nach links verlagerte Standbein beeinträchtigt die Stabilität seiner Position. Sowohl die Lichtführung als auch die Bewegungsrichtung sind im Vergleich zur älteren Version seitenverkehrt. Dadurch liegt die dem Betrachter zugewandte Gesichtshälfte des Arztes im Schatten, sein Gesichtsausdruck ist düsterer, die Augenlider schwerer, die Mundwinkel stärker abwärts gekrümmt. Der Schatten der gesamten Gruppe, der sich vom langen Haar der Patientin wie eine dunkle Schleppe fortsetzt, wirkt massiver und bedrohlicher. Der Angriff des Todes erfolgt dieses Mal von unten rechts, somit verläuft der Vektor der Bilddynamik in einer Aufwärtsbewegung nach links und drängt den Arzt stärker in die Defensive.
Die Position der Patientin hat sich entscheidend verändert. Ihr Körper ist in Form einer geschwungenen Diagonale in die umkämpfte Bildmitte gerückt und so dem Tod viel schutzloser ausgeliefert. Der Kopf ist nach vorne gesunken und ihr Gesicht abgewandt. Dies verstärkt den Symbolcharakter ihrer Figur als das gefährdete menschliche Leben schlechthin in seiner Verletzlichkeit und Todesnähe.
Im Vergleich zur älteren Version ist die gesamte Gruppe viel stärker verdichtet. Der Schädel des Knochenmanns bildet das von der komplexen Linienführung stabilisierte Zentrum des Bildes.
Er liegt auf der Hüfte der Patientin und hat damit die Mitte bereits erobert. Der Arzt muss viel mehr Kraft aufwenden, um ihn zurückzudrängen: ein gefährdetes Unentschieden.
In einem Brief aus dem Jahr 1979 schrieb Ivo Saliger, dass ein Grund für die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Motiv auch die Leukämieerkrankung seiner Schwester im Jahr 1918 war. Sie erlag der Krankheit zwei Jahre später.