Homer, dessen Lebenszeit um 800 v. Chr. angeommen wird, gilt mit seinen großen epischen Dichtungen, der Ilias und der Odyssee, als Begründer der europäischen Literaturgeschichte. Doch ist heute noch immer fraglich, ob es tatsächlich eine historische Person dieses Namens gegeben hat. Ebenso wird von der Forschung angenommen, dass die beiden Epen nicht von ein- und demselben Dichter geschaffen wurden. Doch die in Ilias und Odyssee tradierten Erzählungen waren in der Antike so präsent, dass dem 'Autor' Homer eine große Verehrung zuteil wurde, und die Menschen sich - im wahrsten Sinne des Wortes - ein Bild von ihm machten.
Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. sind als Homer bezeichnete Porträts bekannt. Sie zeigen typisierte Darstellungen eines Dichters mit Haarbinde und geschlossenen Augen. Als fiktive Bildnisse sind sie Ausdruck der jeweiligen Vorstellungen vom Ausehen und des Stiles ihrer Entstehungszeit.
Das Vorbild zu diesem Homer-Porträt ist in der Büste des sog. Hellenistischen Blinden-Typus zu suchen. Der Hauptvertreter dieses Bildnis-Typs ist die Büste aus der Sammlung Farnese in Neapel. Hierbei handelt es sich um eine römische Kopie des 2. Jahrhunderts n. Chr. nach einem Original des Späthellenismus aus der Zeit des 2. Jahrhunderts v. Chr. (AVS)
Ehem. Sammlung August Kestner, Rom