Wie in zwei anderen Gemälden aus den 1990er Jahren (Inv.-Nummern V360KaGe, V361KaGe) wählt der in Brandenburg tätige Maler Emil Spiess (1938-2009) auch hier die abstrakte Formensprache. Mit breitem Pinsel führt er eine von einem grün gestreiften Zentrum auseinandersprengende Komposition schwarzer Linien aus, die er mit klaren Grundfarben kontrastiert. Die in rasantem Gestus, großflächig und außerordentlich rasch hingeworfene Komposition trägt den wohl vom Künstler selbst gegebenen Titel "Rinderwahnsinn". Dabei handelt es sich um eine in jener Zeit auch in Deutschland im Zuge der Massentierhaltung auftretende Rinderseuche (BSE), die das Schlachten der befallenen Tiere notwendig machte. Anders als die Schweinepest, die auch in der DDR, im Zuge der dortigen Massentierhaltung auftrat, und erstmalig bereits vor der Mitte des 19. Jahrhunderts verzeichnet wird, nachdem von der Schweine-Weide zur Stallhaltung übergegangen war, ist der Rinderwahn ein zuerst in den 1980er Jahren auftretendes Phänomen. Das Gemälde ist links oben signiert und datiert "E. Spiess 94", es ist von einer dunklen Leiste gerahmt. (ib)
Das Gemälde gelangte 2017 als Schenkung aus Brandenburger Privatbesitz, gemeinsam mit den zwei weiteren Gemälden des Künstlers in die Sammlung.