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Nationalsozialistisches Kriegsgedicht

Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Persönlichkeiten - Räder, Karl Nationalsozialismus [2023/1354/022]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202309/19110940157.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Kriegsverherrlichendes Propagandagedicht in einem Brief von Karl Räder an seine Familie

"Kriegs-Weih-Nacht 1939"

Räder bezeichnet es angesichts des bereits begonnenen Krieges als "zeitgemäßes Weihnachtsgedicht"

Das Gedicht enthält zahlreiche Anwürfe gegen das Christentum. Mit dem Begriff der „Sonnwend-Weih-Nacht“ spielt er auf die „heidnisch-germanischen“ Bezüge des Festes an, die die Nationalsozialisten den kirchlichen Traditionen bewusst entgegensetzten. Dies zieht sich durch das ganze Gedicht. Wie in zahlreichen anderen Aufzeichnungen, polemisiert Räder auf diese Weise auch hier gegen christliche Werte und Traditionen.

Er verspottet den mit dem Weihnachtsfest verbundenen Gedanken vom Frieden, wie er in von der ganzen Christenheit gefeiert werde, wo es doch nun an der Zeit sei, sich „brutal zu wehren“, da die Briten, die er als "Heuchlervolk von frommen Teufeln" betitelt, Deutschland vernichten wollten. Diesem metaphorischen Teufels-Bild setzt er den Wunsch entgegen, dass ein Gott – sofern es ihn gebe – „Gericht“ halten und „sein Deutschland“ „zum Wohl der ganzen Menschheit leben“ lassen solle. Das christliche Motto „Geben ist seliger als nehmen“ wird letztlich auf die bedingungslose Unterstützung des Krieges reduziert, der „Glaube“ ist gleichbedeutend mit dem Glauben an den Sieg.

Zur Darlegung der Gegensätze zwischen Briten und Deutschen werden auch die Weihnachtsbräuche beider Länder bemüht, die sich in der Verwendung unterschiedlicher Pflanzen zeige: Hier die "deutsche" Tanne, die in einer auf die „Blut-und-Boden“-Rhetorik der Nazis zurückgreifenden Beschreibung dargestellt wird. Dort „in England drüben“ liebe man die Mistel, die vom „Blutsaft andrer lebt“. Die Mistel findet sich als Sinnbild einer „Schmarotzerpflanze“ in zahlreichen antisemitischen Schriften als Sinnbild für die Juden.

Abschrift

Original: Deutsch

Brief 21.12.1939 Meine Lieben Dank für den mit einem Weihnachtsengel gesandte Botschaft. Umstehend ein eben gedichtetes zeitgemäßes Weihnachtsgedicht. Eben kam ein Jahr!(?) Auf Wiedersehn über die Feiertage! Geruhig Fest! Gruß Mutter & Vater Rückseite: Kriegs-Weih-Nacht 1939 Kriegs-Winter-Sonnwend-Weih-Nacht Und draus steht unser Heer auf Wacht! Am Westwall, in der Luft, im Meer Schützt unser Reich die deutsche Wehr. Schützt uns vor Tod und vor Verderben, Es geht um Leben oder Sterben! Und mancher läßt im Schlamm und Gräben Für uns am Christfest treu sein Leben! Ach, und in Ost, Nord, West und Süden Da singt und predigt man vom Frieden, da schwärmt die ganze Christenheit von gnadenbringender Weih-Nachtszeit! Und dabei will das Volk der Briten Deutschland vernichten & verschütten Dies Heuchlervolk von frommen Teufeln Man könnt´ am Christentum verzweifeln! Wo sehn in Wintersonnenwende Wir einen Lichtstrahl und ein Ende? Uns strahlt nur auf ein einzig Licht Im Kampf ums Dasein : es heißt Pflicht. Wenn man uns will brutal zerstören Da müssen wir brutal uns wehren. In dieser tiefsten deutschen Not Im Kampf um Leben, Heim & Brot. Die deutsche Tanne voller Kraft Mit gipfel-konzentriertem Schaft Verwurzelt tief im Heimatgrunde, Die immergrün, strebt in die Runde, Geschwindt mit hoffnungsreichen Licht Ist das Symbol urdeutscher Pflicht! Wogegen sie in England drüben Die Mistel als ihr Sinnbild lieben, die als Schmarotzerpflanze klebt und von dem Blutsaft andrer lebt! Wenn es ein Gott im Himmel gibt, der seine Menschvölker liebt. So hält er diesmal ein Gericht Und führt uns wieder hoch ins Licht! Und läßt sein Deutschland voller Streben Zum Wohl der ganzen Menschheit leben! So schaun wir durch die Weihnacht kla Voll Zuversicht ins Neue Jahr Und üben, dankbar, ohne Grämen Daß Geben seliger ist als Nehmen Und unser Wünschen traut und hehr Gilt Führer, Volk & Reich & Wehr Gilt allen draus, die ohne klagen Für uns vor´m Feind ihr Leben wagen. Wir stehn daheim all´ mit im Krieg Wer hilft und glaubt, trägt bei zum Sieg. Karl Räder Bad Dürkheim Rheinpfalz 21/12 1939
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

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