Lennep, 29 Febr. 1896
Lieber Herr Vetter!
Erst heute komme ich zur Beantwortung
Ihres lieben Briefes. Betreffs der gefragten
Verwandtschafts-Verhältnisse kann ich
Ihnen einiges mittheilen. Ich interessire
mich selbst sehr dafür und sind die um-
stehenden Angaben Resultate meiner
Forschungen. Außer dem Konzertmeister
Engelbert Roentgen in Leipzig kenne ich
persönlich keinen Verwandten, die
Holländische Linie ist mir gänzlich unbekannt
und wäre es mir sehr angenehm näheres
darüber zu erfahren. - Vielleicht kann
ich Ihnen mit beifolgenden Bildern
eine kleine Freude bereiten, es ist eine
Ansicht von Lennep und die Ihres
Geburtshauses (das mittlere Haus).
Meine Photographie folgt in einigen
Tagen und hoffe ich auch Ihr Bild
baldigst
baldigst zu erhalten.
Inzwischen verbleibe ich mit den herzlichsten
Grüßen an Sie und Ihre werthe Familie
Ihr treuer Vetter
Emil R. Röntgen
erledigt 2 April. [Hand WCR]
Ende des vorigen Jahrhunderts verstarb
in Neuwied der Theilhaber der berühmten
Möbel- und Spieluhr-Fabrik von Röntgen
und Kinzing David Röntgen ein
großes Vermögen, sowie drei Söhne
hinterlassend. Der eine der Söhne (August)
ward Legationsrat und in den Adel-
stand erhoben; er residierte als Bundes-
tags Gesandter in Frankfurt und im
Haag, starb as Minister-Excellenz
1865 in seiner bei Fahr erbauten
Villa. August von Röntgen war
kinderlos und sehr vermögend. Ebenso
berühmt war der zweite Bruder, der
als Naturforscher das Innere Afrikas
bereiste und dort von seinem Diener
ermordet wurde. Der dritte Sohn
war Prediger in Neuwied und in
Christiansfeld.