Während der Monate Juli und August 1994 konnten in der Ingolstädter Altstadt am sogenannten "Neckermanneck" in der Franziskanerstraße 9 durch das Stadtmuseum Ingolstadt baubegleitende archäologische Untersuchungen durchgeführt werden. Dabei stieß man auf die Reste eines runden Latrinenschachtes mit Kalksteinauskleidung. Er tauchte erst 4,5 m unter dem heutigen Straßenniveau unter einer modernen, betonierten Sickergrube auf. Verfüllt war er mit einem dunkel- bis mittelbraunen, stark organischen, zähen und übelriechenden Sediment.
Diese Verfüllung gehört in die Frühzeit der Stadt Ingolstadt und ist somit auch ein Dokument der Stadtwerdung. Denn mit der zunehmend dichten Bebauung wurde es nötig, aufwändige Schächte für die Fäkalienentsorgung zu bauen. Das war offenbar auch an dieser Stelle, zwischen der ältesten Stadtpfarrkirche und dem alten Herzogsschloss aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, notwendig geworden.
Das Fundmaterial besteht wie üblich vor allem aus Keramik, die von den Ehrenamtlichen des Stadtmuseums in einen bearbeitbaren und ausstellungsfähigen Zustand gebracht wurde. Neben Eierschalen und den Resten eines Holzgefäßes fanden sich aber auch zahlreiche botanische Reste, die eingehend untersucht werden konnten und einen aufschlussreichen Einblick in den Speisezettel der Ingolstädterinnen und Ingolstädter in der Zeit um 1300 geben.