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Zentrum Stadtgeschichte Ingolstadt Viktualienmarkt

Viktualienmarkt

Hier sind alle archivalischen, musealen und archäologischen Objekte zusammengefasst, die zum Viktualienmarkt oder seiner Randbebauung gehören.

[ 3 Objekte ]

Flasche Beaujolais Primeur vom Viktualienmarkt

Der Ingolstädter Viktualienmarkt ist einer der meistbesuchten, aber auch meistdiskutierten Plätze der Stadt Ingolstadt. Viele Jahre war dort der Stand von Karin und Heinz Brunner, das „Räucherkammerl“, der Treffpunkt aller Gesellschaftsschichten. Geradezu Kultstatus hatte der dritte Donnerstag im November, als Beaujolais Primeur ausgeschenkt wurde. Die erste Flasche dieses „legendären“ Beaujolais Primeur übergab Karin Brunner in ihrem Ruhestand dem Stadtmuseum. Sie veranschaulicht weit mehr als eine liebgewonnene Tradition in Ingolstadt. Der heutige Viktualienmarkt ist eine Kriegslücke, an deren Stelle bis 1945 das Augustinerkloster mit einem prachtvollen Kirchenbau Johann Michael Fischers stand. Das Gnadenbild des Gotteshauses war die „Schuttermutter“, eine Marienstatue, die von den Juden enthauptet und die Donau geworfen worden sein soll. Die Kirche war am Ort der spätmittelalterlichen Synagoge errichtet worden, um die sich vor ihrer Vertreibung 1384 die Häuser der Ingolstädter Juden gruppierten. Bomben zerstörten Kirche und Kloster 1945 und töteten 73 Menschen, die in ihr Schutz gesucht hatten. So ist der Viktualienmarkt ein Ort von Ausgrenzung, Vertreibung, Verleumdung und Tod, heute aber auch ein beliebter, multinationaler Treffpunkt und Ort der Geselligkeit im Herzen Ingolstadts. Die Flasche Beaujolais Primeur der Brunners steht für die Ambivalenz dieses Platzes.

Gebrauchskeramik Frühneuzeit

Während der Monate Juli und August 1994 konnten in der Ingolstädter Altstadt am sogenannten "Neckermanneck" in der Franziskanerstraße 9 durch das Stadtmuseum Ingolstadt baubegleitende archäologische Untersuchungen durchgeführt werden. Einzige Befunde in dem sonst weitestgehend durch moderne Überbauung tiefgründig gestörten Gelände waren drei Latrinenschächte. Die hier abgebildeten Funde stammen aus einem viereckigen Schacht mit Ziegelauskleidung. Er reichte vom heutigen Straßenniveau aus etwa 2,2 m tief in den Untergrund, Das Bild zeigt ein typisches Keramikensemble der Frühen Neuzeit. Neben den geschlossenen Topfformen des Spätmittelalters gibt es bereits Varianten mit weiter Öffnung und erste Keramikteller. Im Vordergrund ist ein unglasierter Henkeltopf erkennbar, der noch zur „Jüngeren Drehscheibenware“ des Spätmittelalters gehört. Es sind aber schon mehrere Töpfe vertreten, die wegen ihrer dunkelgrauen bis schwarzen Färbung zur reduzierend gebrannten Drehscheibenware der Neuzeit zu rechnen sind. Ihre Gefäßinnen- und -außenseiten sind oft geglättet. Ihr steht die oxidierend gebrannte Drehscheibenware der Neuzeit gegenüber, erkennbar an der orangen bis roten Färbung des Scherbens und der Verwendung von Glasur im Inneren, bisweilen auch an der Außenseite. Von der spätmittelalterlichen, sogenannte „Ware Pollenfelder Art“ kaum zu unterscheiden sind Gefäße mit weißem bis beigem Scherben. Auch die typische rote Engobebemalung ist nach wie vor zu finden. Das Gefäß in der zweiten Reihe ganz links trägt schon die zeittypische, grüne Glasur. Nach intensivem Gebrauch sind solche Gefäße wegen der Rußschwärzung durch das Herdfeuer oft erst bei genauerer Betrachtung erkennbar.

Latrine

Während der Monate Juli und August 1994 konnten in der Ingolstädter Altstadt am sogenannten "Neckermanneck" in der Franziskanerstraße 9 durch das Stadtmuseum Ingolstadt baubegleitende archäologische Untersuchungen durchgeführt werden. Dabei stieß man auf die Reste eines runden Latrinenschachtes mit Kalksteinauskleidung. Er tauchte erst 4,5 m unter dem heutigen Straßenniveau unter einer modernen, betonierten Sickergrube auf. Verfüllt war er mit einem dunkel- bis mittelbraunen, stark organischen, zähen und übelriechenden Sediment. Diese Verfüllung gehört in die Frühzeit der Stadt Ingolstadt und ist somit auch ein Dokument der Stadtwerdung. Denn mit der zunehmend dichten Bebauung wurde es nötig, aufwändige Schächte für die Fäkalienentsorgung zu bauen. Das war offenbar auch an dieser Stelle, zwischen der ältesten Stadtpfarrkirche und dem alten Herzogsschloss aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, notwendig geworden. Das Fundmaterial besteht wie üblich vor allem aus Keramik, die von den Ehrenamtlichen des Stadtmuseums in einen bearbeitbaren und ausstellungsfähigen Zustand gebracht wurde. Neben Eierschalen und den Resten eines Holzgefäßes fanden sich aber auch zahlreiche botanische Reste, die eingehend untersucht werden konnten und einen aufschlussreichen Einblick in den Speisezettel der Ingolstädterinnen und Ingolstädter in der Zeit um 1300 geben.

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