Der in Brandenburg an der Havel wichtige Maler Emil Spiess (1938-2009) hatte eine Ausbildung in Dresden bei dem bekannten Maler Rudolf Bergander erhalten, die wie die meisten Künstler im Osten Deutschlands dem realistischen Ansatz verpflichtet waren, der erst im Laufe der 1970er und 1980er Jahre von einzelnen Künstlern durchbrochen wurde, die rein abstrakt arbeiteten. Emil Spiess blieb, er war Mitglied des DDR-Künstlerverbandes und der führende Maler der Stadt, der realistischen Richtung treu, die er ausdrucksstark variierte. Nach der Maueröffnung im Herbst 1989 und im Zuge des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland muss für ihn eine Bedeutungs- und Sinnkrise entstanden sein. Dies zeigt sich im Bruch mit der realistischen Auffassung und Versuchen in rein abstrakten Formen, die im Westen Deutschlands die führende Kunstauffassung einer als Nachkriegsmoderne bezeichneten Kunst bildeten. Dieses Gemälde zum Thema der Schweinepest ist eine Abstraktion, mit der er Anschluss an die in der Bundesrepublik führenden Maler und Graphiker der sogenannten Nachkriegsmoderne findet.
Leuchtend, verstärkt durch schwarze Linien, strebt die Komposition von einem in Hellgelb akzentuierten Mittelpunkt, seitwärts auseinander. Der Titel suggeriert aktuellen Bezug. Das Gemälde ist links oben bezeichnet "E. Spiess 91" und mit einer dunklen Leiste gerahmt. (ib)
Es handelt sich um eine Schenkung 2017 aus Brandenburger Privatbesitz an das Museum.