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Wandfliese

Herzog Anton Ulrich-Museum Turcica [VO Ker 18]
Wandfliese (Herzog Anton Ulrich-Museum CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Herzog Anton Ulrich-Museum / Claus Cordes (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Inv.-Nr.: VO Ker 18

Rechteckige Fliese mit leicht erhabenem Dekor, in den Farben Weiß, Schwarz, Violett, Dunkelblau, Türkis und Beige/Gelb bemalt und glasiert. Auf dunkelblauem Grund ist ein Reiter mit türkisfarbenem Rock auf einem weißen Pferd dargestellt. Der Reiter spannt nach rückwärts gewandt einen Bogen. Er zielt auf einen kleinen Löwen, dessen Kopf aus einem Busch hervorragt. Der Reiter ist von Blumenmotiven umgeben. In der rechten oberen Ecke befindet sich die Darstellung einer Kirche, in der linken die einer Moschee. Der obere Rand schließt mit einer Blütengirlande auf weißem Grund, in der zwei Vögel sitzen, ab. Die halben Blüten an den Seitenrändern bilden den Anschluss für weitere Fliesen, die für einen großflächigen Wandschmuck verwendet wurden, Fliesen dieser Art waren also keine Einzelelemente. Die Fliese ist im qadscharischen Stil gehalten und soll aus Isphahan stammen (vgl. HAUM, Altregistratur, Neu 733, Auflistung Kunstgewerbliches der Sammlung A. Vasel, Islamische Fliesen, Nr. 3, o. S.). Die vorliegende Farbgestaltung und die Verwendung figürlicher Darstellungen sind typisch für qadscharische Fliesen, sie greifen ältere keramische Traditionen auf. Die verschiedenen Werkstätten waren auf einzelne Produkte spezialisiert, wie z. B. scheibengedrehte Gefäße oder Wandfliesen. Die Tone wurden direkt in den Werkstätten aufbereitet. Für die Herstellung von Feinkeramik wurden sie in Wasser aufgelöst und gefiltert, anschließend wurde Quarz und Quarzfritte, ein Gemisch aus Quarz und Pottasche, beigegeben. Hierdurch wurde die Brenntemperatur herabgesetzt und der Scherben erhielt eine höhere Dichte. Die Fliesen, und insbesondere diejenigen mit leicht erhabenem Dekor, wurden mit Hilfe von Holzmodeln geformt, nach dem Trocknen mit weißer Engobe überzogen und zum ersten Mal gebrannt. Anschließend erfolgte die Bemalung der Fliesen unter Verwendung von Farben aus verschiedenen Metalloxiden (Kobalt, Kupfer, Eisen, Mangan, Chrom), die mit Ton und Glasurmasse zusammengeschmolzen und anschließend erneut zu Pulver zermahlen wurden. Mit Hilfe von Papiervorlagen, die entlang der Musterkonturen mit einer Nadel durchstochen waren und mit Kohlenstaub bestäubt wurden, wurden die Muster auf die Fliesen übertragen. Nach der Bemalung wurde die Glasur aufgetragen, die aus Quarz, Pottasche und Kalzium- oder Bleioxid als Flussmittel bestand. Eine Beimischung von weißem Ton und Essig oder Sirup sollte eine gleichmäßige Verteilung der Bestandteile gewährleisten. Nachdem die Glasur getrocknet war, erfolgte der zweite Brand. Beliebte Darstellungen auf den Fliesen waren unter anderem Alltagsszenen, die durch die europäische Nachfrage angeregt, aber auch im Land selbst gefragt waren. Als Vorlage dienten Musterbücher und Typenphotographien. Verwendung fanden die Fliesen als Architekturschmuck. Sie sollten das Mauerwerk vor Feuchtigkeit schützen und gleichzeitig für eine Kühlung sorgen, weswegen sie sich ausschließlich in den Außenbereichen finden. Die Fliesenbilder vermittelten außerdem eine politische Botschaft, mit der vor allem eine Rückbesinnung auf alte Werte gefordert wurde und die gegen zunehmende europäische Einflüsse gerichtet war. Die Jagdszene stand dabei traditionell in enger Verbindung zum Herrscher, dessen Erfolg bei der Jagd auch eine Bestätigung der Legitimität seiner Herrschaft war und im religiösen Bereich auch ein Symbol für den Kampf gegen das Böse darstellte. Die sich in den Fliesen wiederholenden Bilder ermöglichten aber auch eine kontemplative Betrachtung, in der für alle Lebensbereiche geltende Normen und Werte widergespiegelt wurden und die letztendlich zu einer göttlichen Ordnung hinleiteten. (Schmitz, Claudia: Ethnographica in Braunschweig, hrsg. von Regine Marth (Sammlungskataloge des Herzog Anton Ulrich-Museums, Braunschweig; Bd. 19), Dresden 2016, S. 348, Kat. Nr. 515)

Material/Technik

Ton, Mineralfarben, Glasur

Maße

25 x 16 cm, T 2-2,5 cm

Literatur

  • Claudia Schmitz (2016): Ethnographica in Braunschweig. , S. 348, Kat. Nr. 515
Herzog Anton Ulrich-Museum

Objekt aus: Herzog Anton Ulrich-Museum

Das Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig gehört zu den bedeutendsten und vielseitigsten Kunstmuseen Deutschlands. Namensgeber ist Herzog Anton...

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