Spiegeletuis mit Lackmalerei aus Papiermaché gibt es seit dem 17. Jahrhundert. Ihre Entstehung ist mit der Nutzung von Spiegelglas verbunden, das anfangs aus Europa eingeführt wurde. Im Verlauf der Zeit haben sich verschiedene Futteralformen herausgebildet. Rechteckige Spiegeletuis stehen dabei am Anfang der Entwicklung. Der Tatsache, dass man Spiegel als magische Objekte stets bedecken musste, entsprach die neue Art der Spiegelgestaltung in vollkommener Weise, da die Spiegel stets über einen Deckel verfügten. Das vorliegende Spiegeletui greift auf ein Kompositionsschema zurück, das wir von Bucheinbänden und Teppichen vorangegangener Jahrhunderte kennen. Vorder- und Rückseite sind identisch gestaltet. Das von einer Rankenbordüre und Mitläuferstreifen gerahmte Innenfeld mit Zentralmedaillon und Anhängern wird von vier Eckzwickeln umschlossen. Innenfeld und Eckzwickel sind gleichmäßig mit goldenen Lanzett und Palmettranken in sehr feiner Ausformung bemalt. Das Zentralmedaillon trägt eine stilisierte Blütenpflanze, die sich noch an den im ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert entwickelten safawidischen Blütenstil anlehnt. (Text: Reingard Neumann)
Schenkung von Ph. Walter Schulz, Berlin, 1907.1898 in Isfahan erworben.