„Ellenfeld 9. VII. 20
Lieber Freund und Kollege!
Soeben habe ich durch meinen Bruder, deine
W. Adresse erfahren, und will dir gleich
ein paar Zeilen zukommen lassen.
Ich bin seid 15 Januar, bei der Grenzwache
meine 6 Mt gehen zur Neige und bin gespannt
was wird. Wie lange bist du denn schon dabei,
oder bist du gar schon fest angestellt. Zum aushalten
wäre es da schon, nur die Bezahlung ist ein
bißchen knapp, und kann sich von diesem
nichts schaffen, da es gerade zum Leben reicht.
Wie geht es denn euren Geschäft und was gedenkst
du über die Lage. Lass auch mal was hören
von dir altes Haus. H Meister ist auch bei der
Grenzwache in Schellenberg b Berchtesgaden.
Was macht denn dein Schwager Leisgang
Und der Vater. In Deitschland (sic) ist es nimmer
schön, drüben war es schöner und konnte
er mal einen löten [=Alc. trinken]. Was meinst denn
du, oder hast dort Gelegenheit zum löten.
Hast denn Lötmeister Saalfrank noch nicht
Getroffen, der ist doch von Selb gewesen.
Für heute einstweilen genug, laßs recht
bald was von dir hören und sei vielmals
gegrüßt von deinem Freund.
"Wunsiedel"
Hga. Ellenfeld
Post Bärnau
Oberpfalz“
Ausgehend vom genannten Datum, ist der Brief wohl am 9. Juli 1920 geschrieben worden.
