Original: Deutsch
Kriemhildenstuhl, Ringwall, Ebersberg
Wissen um die Natur Gemeingut aller Volksgenossen
Vor dem Kriege waren — wie Studienrat
Walter als Leiter der hiesigen Ortsgruppe
des Vereins für Naturkunde und Naturschutz
"Pollichia" am Mittwochabend ausführte, Zu-
sammenkünfte des Vereins Tradition, aller-
dings fanden sie nur im engen Kreise der Mit-
glieder statt. In erweitertem Umfang wird
die schöne Gepflogenheit der Zusammenkünfte
nun wieder ausgenommen und fortgesetzt. Der
Abend im Schulhaus leitete eine Reihe von
Vorträgen und Führungen ein. die eines noch
weit besseren Besuches wert sind, als er er-
freulicherweise schon am ersten Abend sich
zeigte.
Zunächst gab Museumsleiter Prügel einen
kurzen Bericht über den Stand der Ausgra-
bungen am Kriemhildenftuhl und am Ring-
wall. Die Wichtigkeit dieser Ausgrabungsstät-
ten erhellt die Tatsache, daß es sich um die
einzige Stelle handelt, die in solchem Umfang
auf deutschem Boden für die Germanen-
forschung von Wichtigkeit ist. Es muß in die-
sem Zusammenhang gesagt werden, daß sich
hier um Bad Dürkheim soviel wichtige, auf-
schlußreiche Funde ergeben haben wie im
ganzen übrigen Reich zusammen. An einer
Reihe von vor- und frühgeschichtlichen Fun-
den wies der Vortragende die Ergiebigkeit des
Bodens der Umgebung für die Spatenwissen-
schaft nach und zeigte eine auffallende Häufung
von Bergbefestigungen auf, wie Kästenberg,
Limburg, Drachenfels, Michelsbcrg, Deidesheim
und — den Ringwall über dem Kriemhilden-
stuhl, dessen Anlage zu Beginn der Früh-
geschichte anzunehmen ist. In der Hauptsache
wurde auf den Bericht verwiesen, den Prof.
Schleiff in der Zeitschrift „Germanien" ver-
öffentlicht hat (am 16. 9. im „Pfälz. Anz."
besprochen).
Der erste Abschnitt der Grabungen fällt in
die Zeit von 1934/35 und erbrachte an Fest-
stellungen 20 römische Inschriften und fast
40 Felsbilder. Es muß unterschieden werden
zwischen römischer und germanischer Anlage.
Die Felswände waren auf eine Tiefe von
25—30 Meter freigelegt worden, bis man
auf eine feste Sohle stieß. Der römische
Teil interessiert nicht so sehr. Wohl
haben die Römer technische Neuerungen
(vergleiche auch Weinbau) nach Germanien
gebracht, wo aber selbst schon eine hohe Kul-
tur in Blüte stand. Dagegen muß alles dar-
an gesetzt werden, möglichst viel über die ger-
manischen Vorfahren zu ermitteln, eben auf
Grund der Spatenwissenschaft,
weil eine andere Möglichkeit nicht vorhanden
ist wegen der Vernichtungsarbeit der Kirche.
Infolge dieser Wichtigkeit der Ausgrabungs-
stätte wurde sie von Reichsführer SS Himmler
in Erbpacht genommen, um die Erforschung
planmäßig weiterzuführen und vor allem auch
auf den Ringwall auszudehnen. Am Kriem-
hildenstuhl wurde eine weitere römische In-
schrift gefunden. Weitere Funde konnten nicht
erwartet werden bis jetzt, da erst einmal die
Aufschüttung der ersten Grabungsperiode ab-
getragen werden muß und allein in einem zur
Felswand vorgetriebenen Graben 3000 Kubik-
meter Erdmassen bis heute bewegt wurden.
Einzelheiten können im Interesse der Ausgra-
bungen nicht gebracht werden. Das aber kann
betont werden, daß eine weitere Sohle fest-
gestellt wurde, die anscheinend auch noch nicht
die Endsohle ist. Alle Funde werden nun in
einer eigenen Abteilung aufbewahrt, die als
selbständiges
Kriemhildenstuhl-Museum der Ahnenerbe
Stiftung
besteht. Schließlich zeigte Museumsdirektor
Prügel noch einige Dachziegeln mit Sonnen-
symbolen (Pferde usw.), die an hiesigen
Häusern gefunden wurden und in Beziehung
zu bringen stnd mit den Felszeichnungen, die
am Kriemhildenstuhl eingemeißelt sind.
In seinem mit Bildern ausgestatteten
Kurzbericht verbreitete sich Studienrat Picker
über Auffindung und Auswertung des Grabes
auf dem Ebersberg, das 1935 freigelegt und
im Modell festgehalten wurde und um die
zweite Stufe der La-Tene-Zeit angelegt sein
dürfte. — Als nächste Veranstaltung findet
am 8. Januar eine Besichtigung von Mu-
seum und Kriembilhenstuhl unter sachkundiger
Führung statt.