Dröppelminna von Albert Reimann (1874-1976) für Gerhardi & Co., Lüdenscheid, Modell 622
Laut Katalog fasst die "Krahnenkanne" 2¾ Liter und kostete 1907 in den Ausführungen Zinn oder vernickelt 35,80 Mark, in Silber oxydiert 42,15 Mark.
Neben dem Modell 622 werden noch zwei weitere Krankannen aufgeführt, Modell 475 ebenfalls im Jugendstil gestaltet und Modell 1096 in klassischer 'bergischer' Ausführung. Für das Jahr 1907 sind die Krankannen eigentlich schon nahezu ein Anachronismus zumal die klassische Dröppelminna aus dem Bergischen Raum stammt.
Die im schlichten geometrischen Jugendstildekor im Auftrag der Lüdenscheider Metallwarenfabrik Gerhardi & Co. um unter der Modell-Nr. 622 ausgeführten Dröppelminna (Krankanne) nach einem Entwurf von Albert Reimann (1874-1976), gehört zu den wegweisenden Designerentwürfen der Metallkunst des Jugendstils.
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Maßgeblich geprägt durch die teils engen familiären, gesellschaftlichen und geschäftlichen Verbindungen der Lüdenscheider Familien und Unternehmen Eduard Hueck und Gerhardi & Co. zu Karl Ernst Osthaus (1874-1921) und dem durch ihn geprägten 'Hagener Impuls', wurde die westfälische Industriestadt Lüdenscheid für einen kurzen Zeitraum zwischen etwa 1904-1908 zu einem Stilbildenden Zentrum des Jugendstils.
Der Innovationsgeist der Lüdenscheider Unternehmer erstreckte sich damit nicht nur auf auf die Metallverarbeitung an sich, sondern nun vielmehr auch auf neue Formansprachen und neue Absatzmärkte im Bereich des Kunstgewerbes.