Flugblatt von ca. 1629, das für die Schaustellung eines Elefanten in Nürnberg wirbt
Prosa
Das Flugblatt als schnelles Medium in der Herstellung und Verbreitung wurde, wie in diesem Beispiel, auch zu Werbezwecken eingesetzt. Die bildliche Darstellung zeigt einen Elefanten, auf dessen Rücken ein dunkelhäutiger Elefantenführer (ein Orientale oder Inder?) mit Peitsche sitzt. Vor dem Elefanten steht ein weiterer Mann mit einer Lanze. Der Text erklärt das Bild: "ein Orientalischer Elefanth, 10 Jahr alt und 10 Schu hoch" ist - vielleicht auf der Durchreise - in einem nicht näher bezeichneten Ort angekommen. Wer Lust hat sich den Elefanten anzuschauen, soll zur Heuwaage des Ortes kommen und für den Anblick des Tieres bezahlen - ein Erwachsener zwei Batzen, ein Kind ein Batzen.
Bereits in der Renaissance wurden Elefanten zu Repräsentationszwecken eingesetzt. So schenkte 1514 der portugiesische König Manuel I. in einer pompösen Zeremonie Papst Leo X. den Elefanten Hanno. Dies blieb kein Einzelfall; auch im 17. Jahrhundert wurden Elefanten als repräsentative Gaben an Herrscher verschenkt. Da die Tiere zu Fuß quer durch Europa geführt wurden, stellten ihre menschlichen Begleiter sie auf der Reise mitunter zur Schau, um die Rechnungen für Unterkunft und Futter des Elefanten zu finanzieren. Um Schaulustige anzulocken, ließ man die Elefanten einige Kunststücke vorführen, die dem Tier die Eigenschaften einbrachte, besonders gelehrsam und klug zu sein. Auch in der Ankündigung des Flugblattes ist darauf angespielt: "welchen die natur mit wunderlichem verstandt begabet hat". Das Volk identifizierte sich wiederum mit diesen Eigenschaften des Elefanten, der Gutmütigkeit, der Klugheit und auch mit der scheinbar unterjochten Kraft des Elefanten. Ab den dreißiger Jahren des 17. Jahrhunderts gab es erste Unternehmer, die mit ihren Elefanten über Jahrmärkte in ganz Europa zogen, um allein mit dieser Attraktion Geld zu verdienen. Auch in Halle, unweit der Moritzburg wurde ein "Elephahnt aus Indien und Niederland, weiblichen Geschlechts, etwa von 20. oder 30 Jahren, anhero bracht, zu Hofe und auf dem Zeughause spielend gesehen", wie Olearius in seiner Halygraphia für den 27. Dezember des Jahres 1649 berichtet.
Die Vorlage des Holzschnitts könnte von Melchior Lorichs stammen.