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Person/InstitutionEdwin Oppler (1831-1879)x
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Vergänglichkeitsallegorie mit Selbstporträt des Künstlers Daniel Neuberger

Museum August Kestner Angewandte Kunst / Design [1913.33]
Selbstbildnis des Künstlers zwischen Chronos und Athene (Museum August Kestner CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum August Kestner / Christian Tepper (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Chronos, als alter Mann mit langem Bart, Flügeln und einem bekränztem Totenschädel im Arm, der Künstler dieses Wachsbildes Daniel Neuberger d. J.(um 1620 – 1674/81), Minerva mit erhobenem Schild und Helm und ein fliegender, Blasinstrument blasender und Fackel haltender Putto, sind die dargestellten Personen dieser Wachsbossiererarbeit.
Der Künstler greift mit dieser Personenkombination den Vanitas-Gedanken des 16. und 17. Jahrhunderts auf. Chronos, die Personifikation der Zeit, hält mit seinen Armen den bekränzten Totenschädel umschlungen, als direkter Verweis, dass jeder Mensch eine bestimmte Zeit auf der Erde zur Verfügung hat, diese aber mit dem Tod endet. Der Lorbeerkranz und der Schädel sollen einerseits deutlich machen, dass auch die zu Ruhm und Ehren gekommenen Menschen einmal sterben müssen und zu Skeletten werden, andererseits zeigt er, dass der Ruhm und die Ehre den Tod überdauern.
Der über Chronos fliegende nackte Putto wird in den verschiedensten Vanitasdarstellungen immer als das Leben, das Werdende gesehen.
Seine Jugend wird dem Alter und Tod gegenüber gestellt, die von Chronos und dem Schädel präsentiert werden. Die Fackel in der Hand des Knaben kann als Zeichen für die menschliche Seele gelesen werden, die das menschliche Ende überdauern wird und damit auf die Ewigkeit anspielt. Das intonieren auf dem Blasinstrument stellt ebenfalls das aktive und bewegte Leben dar.
Neuberger wendet sich mit seinem Oberkörper von Chronos ab. Sein Gewand wird durch einen schweren in tiefe Falten gelegten Umhang verdeckt. Er hat langes braunes Haar und trägt einen flachen Turban. Sein linker Zeigefinger weist auf das geöffnete linke Auge, dabei blickt er in sich gekehrt mit leicht nach rechts verdrehten Pupillen. Ihm zur Seite steht Minerva, die durch ihre Attribute Helm, Rüstung und Schild, allerdings ohne das Gorgoneion, gekennzeichnet ist. Mit ihrem linken Arm hält sie ihr Schild abwehrend nach oben und blickt dahinter halb verdeckt den Künstler eindringlich an. Der Zeigefinger ihrer rechten Hand weist auf einen vor ihr liegenden Kopf eines Toten. der aufgrund des Bartes, der Gesichtszüge und der Haare als das Totenbild des Künstlers gesehen werden kann. Orientiert man sich bei der ikonografischen Auflösung an Alfred Schädler, so sieht er in der allegorischen Frauenfigur die Vergänglichkeit oder auch eine Vanitasgestalt, der als Attribute meist ein Spiegel und edler Schmuck zugefügt wurden. Der Künstler zeigt, die Täuschungslisten – Schönheit und Reichtum – der Vergänglichkeit durchschauend, auf sein Auge, während die Frauengestalt mit ihrer rechten Hand auf den Mund des Totenkopfes weist und damit durch das Festhalten der Zunge auf das Verstummen hinweist. Bei genauer Betrachtung des Wachsbildes scheint der Finger jedoch eher auf das rechte Auge des liegenden Kopfes zu zeigen.
Zieht man jedoch das Gemälde von Joachim von Sandrart 'Minerva und Saturn beschützen Kunst und Wissenschaft' (1644) heran, kann die weibliche Figur bei Neuberger auch als Beschützerin der Kunst Neubergers gesehen werden. Diese steht ihm als kluge Hilfe zur Seite und weist daraufhin, dass auch sein Tod seine Endlichkeit belegen wird. Sie vermittelt ihm, dass er trotz seiner künstlerischen Begabung, mit der er Besonderes schaffen kann, wie jeder Mensch stirbt und nicht gottgleich – da beide Schöpfer sind – mit der Unendlichkeit gesegnet ist. Zwar wirkt der Künstler durch seinen abgewandten Blick etwas abwesend, trotzdem zeigt er auf sein linkes Auge, was als Zeichen gedeutet werden könnte, dass ihm diese Tatsache schon bewusst geworden ist. Auf seine Endlichkeit reagiert er mit diesem Wachsbild, hat er so sein eigenes Abbild und damit seinen Ruhm im Rahmen seiner Kunst, für die Ewigkeit erhalten.
Als Vorlage für diese Arbeit diente eine Pinselzeichnung von Daniel Neuberger d. J. die sich heute im Kupferstichkabinett Berlin befindet. In dieser Zeichnung fehlt jedoch der fliegende Putto, auch blicken sich Minerva und der Künstler direkt an. (S. Schmidt)

Ehem. Sammlung Edwin Oppler, Hannover


gekauft auf der Auktion Oppler, Berlin (Berlin, Lepke Febr. 1913, Katalog Nr. 136) Im Städelschen Institut zu Frankfurt am Main wurde eine Zeichnung in Rötel mit gleicher Darstellung veröffentlicht (Prestel Gesellschaft)

Hinweis von Dr. Paulus RAINER, 3.11.2021
Kurator, Kunstkammer & Schatzkammer, Wien

In einem Verzeichnis zu einer Auktion des Kunstbesitzes des Augsburger Bischofs Ignaz Alber von Riegg, die in Augsburg am 25. und 26. Oktober 1836 stattgefunden hatte, meine ich, Neubergers Selbstbildnis aus Ihrer Sammlung beschrieben zu finden: „2. Der Künstler D. Neuberger zwischen Chronos und Pallas. Wachsfig.“
Publiziert wurde das angesprochenen Verzeichnis im Augsburger Tagblatt vom 7. Oktober 1836.

Beschriftung/Aufschrift

Neuberger S.C.M. Sculptor Fec: 1600…

Material/Technik

Wachs, Holz, Glas, Schildpatt / bossiert, koloriert

Maße

Höhe: 19,6 cm, Breite: 26,5 cm

Literatur

  • Hampe, Theodor (1930): Die Augsburger Wachsbossierer-Familie Neuberger und ihre Arbeiten. Das Schwäbische Museum
  • Schmidt, Sabine (2005): Gold Kokosnuss Edelstahl. Kunstkammerschätze gestern und heute. Hannover
Museum August Kestner

Objekt aus: Museum August Kestner

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