Dieses sorgfältig ausgeführte Studienblatt von Schloss Boitzenburg wird hier erstmals publiziert und dürfte für die historische Forschung von Wert sein, denn sie zeigt ein Detail des Altflügels, dem Renaissanceflügel vor den neogotischen und historistischen Überformungen ab 1838. Die lineare Nutzung eines harten Bleistiftes verrät die Schulung des Künstlers in der Berliner Porzellanmanufaktur und ein Bestreben dem Thema mit den klassizistischen Mitteln der Linie, wie sie durch die Nazarener zu einem Stilmerkmal der deutschen Zeichenkunst wurden, beizukommen. Anders als auf den drei Prenzlau-Blättern ist hier die Bauform im Umriss wiedergegeben, die Textur aber nicht so durchgestaltet.
Im August und September 1834 weilte August Wilhelm Schirmer einige Wochen beim Grafen von Arnim in Boitzenburg. Aus dieser Zeit sind bisher keine Werke des Künstlers bekannt, deshalb kommt diesen hier erstmals publizierten Blättern eine besondere Bedeutung zu.
Die Zeichnung ist in der Darstellung bezeichnet li. u. "W S." (erst mit Bleistift, dann mit Feder in Schwarz nachgezogen), re. u. "Schloß / Boitzenburg 14. Sept. 1834."
Sie ist als Altbesitz des Prenzlauer Museums anzusehen, es ist unbekannt, wie die vier Zeichnungen des Künstlers an das Museum kamen, vermutlich über die Familie von Arnim, an die sie der Dank des Künstlers für die Gastfreundschaft gewesen sein könnten.
Die Zeichnung war vorn mit einer dünnen Glasscheibe verklebt, hinten direkt auf einem säurehaltigen Rückkarton gelegt und mit schwarzem Schirting verklebt. (Abb. 1 Vorderseite, Abb. 2 Rückseite) Schon zuvor muss dieses Blatt (wie ähnliche in der Sammlung V 3324 K2, V 3325 K2) lange ungeschützt aufbewahrt worden sein, denn die Zeichnung ist stark verschmutzt, fleckig mit brauner und roter Farbe sowie abgerieben.
2022 wurde diese Zeichnung aus dem Glas entrahmt, wodurch der Grad der Verschmutzung und Beschädigung in vollem Umfang sichtbar wurde. (Abb. 3 Vorderseite, Abb. 4 Rückseite) Anschließend wurde die Zeichnung zunächst trocken gereinigt (Abb. 5 Vorderseite), sie war nicht fest mit einem Unterpapier oder dem Rückkarton verbunden. Zuletzt wurde die Zeichnung auch nass gereinigt und die Wellungen behoben (Abb. 7 Vorderseite). Auf der Rückseite (Abb. 6) war eine flüchtige Architekturskizze mit Bleistift sichtbar geworden. Abschließend wurde das Blatt freigestellt in ein säurefreies Passepartout gebracht.
Literatur:
Iris Berndt, Carl Bellermann als Schüler von Carl Blechen (Jahrbuch für Brandenburgische Landesgeschichte Bd. 73, im Druck)