Die Zwangsjacke gehört sicher zu den beklemmendsten Instrumenten in der Geschichte der Psychiatrie. Als Zwangsmittel ist sie heute verpönt und wird in Deutschland nicht mehr eingesetzt. Im "Irrenasyl" von Bicêtre sollen bereits um 1790 ähnliche Fixierungsmittel verwendet worden sein. Die heute geläufige Form wurde vom „Vater der amerikanischen Psychiatrie“, Benjamin Rush, im 19. Jahrhundert entwickelt und blieb bis in die 1970er Jahre in Verwendung. Gilt ihr Einsatz heute als inhuman, hatte der Erfinder der Zwangsjacke einst tatsächlich eine menschenwürdigere Behandlung im Sinn. Im Vergleich zu vorher üblichen Fesselungsmethoden war die Fixierung mit der Zwangsjacke die eindeutig humanere Methode und stellte so einen Fortschritt in der Behandlung der Patienten dar. Allerdings kann dauerhafte, stramme Fixierung auch Panik, Durchblutungsstörungen, Überhitzung und Atemprobleme verursachen.
Das hier gezeigte Objekt besteht aus kräftigem, steifem Segeltuch, das sich fast wie ein Brustpanzer anfühlt. Die Nähte sind mehrfach gezogen, jede Kante umgenäht und verstärkt. Der Verschluss auf der Rückseite besteht aus simplen, aber sehr starken Messingösen. Die Ärmel sind aus etwas dünnerem Stoff, ihre Öffnungen fest auf der Vorderseite vernäht.
Man merkt, dass bei der Konstruktion größter Wert auf Stabilität und Reißfestigkeit gelegt wurde. Trotzdem sind einige der Messingösen verbogen, ein Indiz für die verzweifelte Anstrengung, mit der sich mancher Patient aus der Fessel zu befreien versucht haben mag.