Das Motiv des Arztes, der mit dem Tod um das Leben seiner Patientin kämpft, hat Ivo Saliger im Abstand von einem Jahr in zwei Versionen verarbeitet. Beide Radierung zeigen drei detailreich und individuell ausgearbeitete Figuren, die zu einer Dreieckskomposition verdichtet sind. In der hier vorliegenden älteren Version von 1920 steht der Arzt als dominierende Figur in der Mitte, seine Rechte hält den Knochenmann auf Abstand, während der nicht weniger kraftvolle linke Arm die nackte Figur der erschöpften Patientin stützt. Sein Gesichtsausdruck zeigt professionellem Ernst und Entschlossenheit und die Position seines Standbeins macht ihn zum Herrn der Lage. Die junge Frau, deren Leben er verteidigt, ist als Person erkennbar, wir sehen ihr Gesicht im Profil. Gezeigt wird hier der Kampf um einen einzelnen Menschen, eine dramatische Erzählung, mit dem Arzt als heroischer Figur. Der Vergleich mit der Version von 1921 allerdings offenbart eine Neueinschätzung seines Helden. Er ist dort sehr viel erschöpfter, seine Position ist prekärer und weniger aussichtsreich. Sein Heldentum zeigt sich mehr in der Tatsache, dass er den Kampf weiterführt, ungeachtet seines Ausgangs. 1973, mehr als fünfzig Jahre nach der Entstehung der beiden Bilder, schrieb Ivo Saliger in einem Brief, dass ein Grund für die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Motiv auch die Leukämieerkrankung seiner Schwester im Jahr 1918 war. Sie starb 1920.