Das Votiv-Brauchtum besteht seit den Anfängen des Christentums bis heute. Besonders verbreitet war es während des Barock. Eine Votivtafel zeigte die Errettung aus einer Notsituation und wurde als Ausdruck der Dankbarkeit und als Zeugnis für erhörte Gebete in Kirchen oder Kapellen aufgehängt. Der lateinische Hinweis ex voto bedeutet "wegen eines Gelübdes" (votum: Gelübde, Schwur).
Ein vollständiges Votivbild enthält drei Motive: das Gelübde, meist durch einen betenden Menschen dargestellt, dann das Gnadenbild, an das sich das Gelübde richtet, und schliesslich das Anliegen, welches den Anlass zum Gelübde gab. Bei dem vorliegenden Exemplar sind Votivgeberin und Anliegen identisch: eine Frau, die von ihrer Krankheit ans Bett gefesselt ist. Sie richtet ihr Gebet an Jesus Christus im Garten Gethsemane. Die Jünger sind eingeschlafen und Christus, allein mit seinen Ängsten und Zweifeln, fleht Gott an, den Kelch seines Martyriums an ihm vorüber gehen zu lassen. Die Kranke bittet Gottes Sohn um Hilfe, der den Schmerz und die Angst der Sterblichen am eigenen Leibe erfahren hat.