Ansicht der Ruinen des alten Speyerer Ratshofes. Das 1689 zerstörte Gebäude bildete mit dem ebenfalls 1689 zerstörten Reichskammergericht einen Gebäudekomplex, der sich einst von der Himmelsgasse im Süden über die heutige Bauhofgasse im Osten, über die Pistorei-Gasse nach Norden und im Westen bis zum Margarethengässchen hinzog. Nach den Zerstörungen 1689 blieb der Platz bis Anfang des 19. Jh. größtenteils als Ruinengelände liegen.
Das Aquarell zeigt die Außenmauer und die Durchfahrt in den Ratshof von Norden her. Vom einstmaligen Obergeschoß sind noch sieben gotische Fenster zu sehen, hinter denen sich der einstmals prächtige Ratssaal befand. Rechts erkennt man einen Treppenturm aus der Zeit der Renaissance, weiter rechts an der nach Westen gelegenen Mauer ein zugemauertes Renaissanceportal, das zu der Audienzstube des Reichkammergerichts führte. Im Vordergrund ist eine Gruppe von neun Kindern zu sehen. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Kurrende-Kinder, einem Chor, der aus bedürftigen Schülern protestantischer Schulen bestand, die singend von Haus zu Haus zogen, um Geld zu sammeln.
Franz Stöber studierte hauptsächlich bei Johann Christian Brand an der Kunstakademie in Wien. Seit 1786 fungierte er als Kustos der Gemäldesammlung des Speyer Domdekans Philipp Franz Christoph Freiherr von Hutten. Dieser beauftragte Stöber auch, die Ruinen der Gegend als Zeugnisse des Pfälzischen Erbfolgekrieges in seinen Aquarellen und Gemälden festzuhalten. Hutten starb allerdings bereits 1790. Über die weiteren Lebensstationen des Künstlers ist aktuell kaum etwas bekannt.