Bereits um 1880 entstanden die ersten Blätter zu Klingers grafischen Zyklus "Vom Tode", der schließlich in zwei Teilen, den Opera XI und XIII erschien und insgesamt 24 Blätter umfasste.
Anders als traditionelle Totentänze, in denen ein Knochenmann als ikonische Figur auftritt, sind Klingers Betrachtungen sehr viel differenzierter: der Tod vollzieht sich hier als zutiefst einsame Erfahrung oder als kollektive Heimsuchung, begleitet sowohl von tiefer Melancholie, surrealem Humor und allegorischem Pathos.
Die "Pest" erschien 1903 als fünftes der zwölf Blätter von Opus XIII. Durch aufgerissene Fenster und wehende Vorhänge durchfährt ein Windstoß den Saal eines Krankenhauses. Die Kranken in ihren Betten krümmen sich in Leid und Verzweiflung, während große Rabenvögel auf sie niederstoßen. Eine furchtlose Schwester verteidigt mit entschlossen geschwungenem Rosenkranz einen Patienten.
Das Blatt ist im Druck monogrammiert mit "MK03". Unter dem Bild eingestochen steht die Inschrift „O. FELSING, BERLIN IMPR.“ und „MAX KLINGER.“
Die Pest, die als „Schwarzer Tod“ in die Weltgeschichte einging, breitete sich von der Hafenstadt Caffa am Schwarzen Meer aus und tötete mehr als 25 % der europäischen Bevölkerung des 14. Jahrhunderts. Sie veränderte und beeinflusste die Lebenseinstellung der folgenden Generationen.