Original: Deutsch
Museum Bad Dürkheim Bad Dürkheim, 7.II.38
An den Präsidenten des Pfälzischen Kreistages
Herrn Oberbürgermeister R. Imbt,
Neustadt a. d. Weinstr.
Betr.: Museologische Darstellung der Brunholdisstuhl-Anlage.
Bekanntlich werden die Ausgrabungen am Brunholdisstuhl, der
auf deutschem Boten für die Erkenntnis der germanischen Glaubens-
vorstellungen weitaus wichtigsten Anlage, und in der Heidenmauer
künftighin ausschliesslich von der Reichsführung SS durchgeführt
werden. Die auf mehrere Jahre geplanten Arbeiten sind seit Novem-
ber im Gange. Sämtliche bisherigen Funde, deren Bearbeitung sich
die Reichsführung vorbehalten hat, werden im Heimatmuseum Bad Dürk-
heim verwahrt, entsprechend der Auffassung des Reichsführers, dass
vorgeschichtliche Funde möglichst nahe dem Fundort verbleiben sol-
len.
Bis Anfang März ist nun der Besuch des Reichsführers SS zu
erwarten. Aus diesem Anlass hat der Beauftragte desselben, Herr
Professor Langsdorf, erklärt, die bisherige museologische
Darstellung der Anlage und der Funde entspreche in keiner Weise
seinen Anforderungen und er empfehle dringend, die Räume würdig
herzurichten und die Funde in neuer Bearbeitung aufzustellen. Dem
Unterzeichneten Leiter des Museums wurde als Angehörigen der Schutz-
staffel die Durchführung der Arbeiten zur Auflage gemacht. Die
Neugestaltung wurde auf diesen Befehl hin sofort in Angriff genom-
men und wird bis zum Besuch des Reichsführers beendet sein. Aller-
dings ist die Finanzierung der Arbeiten noch keineswegs sicherge-
stellt. Wenn auch alle Arbeiten nach Möglichkeit ehrenamtlich durch-
geführt werden, so belaufen sich doch die Material- und Handwerker-
kosten auf insgesamt über 900.-RM. (Einziehen von 3 Wänden, Bespan-
nung mit Ausstellungsstoff, Installation mit el. Licht, Einrahmen
von über 40 Gipsabgüssen, beleuchtbare Koje für Modell, photogr.
Vergrösserungen, weitere Abgüsse, Ausstellungsschrank für neue Funde
usw.).
Nachdem weder der hiesige Altertumsverein noch die Stadt Bad
Dürkheim, die ihren Zuschuss sehr wesentlich diesjahr überschrit-
ten hat, weitere Mittel zur Verfügung haben-das Museum wurde im
vergangenen Jahr in vielen Stücken neugestaltet - ,und der Verband
der Altertumsvereine einen Betrag von 320.-RM zur Verfügung stel-
len konnte, bitte ich nunmehr Sie, Herr Kreistagspräsident, um eine
Sonderzuweisung aus Mitteln des Kreises zu dem genannten Zweck.
Es ist bzw. war wohl nicht möglich, sich den Wünschen der
Beauftragten des Reichsführers SS zu verschliessen, vielmehr muss-
te ich darin einen dienstlichen Befehl erblicken. Auch geht es
nicht an, gerade in dieser Sache Privatleute auf Gnade und Ungnade
anzugehen. Ich habe Auftrag, bei nächster Gelegenheit über den
Stand der Arbeiten zu berichten und bitte gehorsamst um baldige
und wohlwollende Behandlung des vorliegenden Gesuches.
Heil H