Original: Deutsch
Stadtgeschichte
Ereignisse in Bad Dürkheim
in den Kriegsjahren 1915-1918
Zusammengestellt nach Zeitungsberichten von Georg Feldmann
Fortsetzung vom Amtsblatt Nr. 47./48.
Nr. 161 vom 11. Juli 1917
Die Wochen-Fleischration wurde auf 375 Gramm gekürzt. Nur noch
einmal ist wöchentlich Fleischverkauf und zwar samstags.
Nr. 163 vom 13. Juli 1917
Der verstorbene Kommerzienrat Friedrich Wilhelm Mayer hat der
Stadt außer in Geld bestehenden Legaten seinen sämtlichen in der
Kastaniendelle liegenden Waldbesitz vermacht mit der Auflage,
daß der Wald nie in Acker oder Weinberg umgewandelt werden darf.
Nr. 174 vom 26. Juli 1917
Gestern, Mittwoch 25. Juli 1917, läuteten die Glocken der Schloß-
kirche ihre feierlichen Abschiedsgrüße.
Gedicht von Karl Räder. Den Glocken zum Abschied.
Nr. 176 vom 28. Juli 1917
Am Montag, 30. Juli, werden die beiden größeren Glocken der
Schloßkirche abmontiert.
Nr. 180 vom 2. August 1917
Drei Glocken der kath. Ludwigskirche läuten zum Abschied. Die
zwei größeren werden abtransportiert.
Nr. 184 vom 7. August 1917
Beginn der Sommerfestspiele auf der Hardenburg mit Grillparzers
"Medea”.
Nr. 190 vom 14. August 1917
Stadtpfarrer Eduard Maurer (kath.) blickt auf eine 40jährige Prie-
stertätigkeit zurück.
Nr. 192 vom 16. August 1917
Gedicht von Karl Räder: "Ade, lieb Heimatglöcklein” zum Abschied
des Seebacher Glöckchens.
Nr. 201 vom 27. August 1917
Pfarrer Daniel Albert Leonhart (ev.) ist im Alter von 71 Jahren ver-
schieden.
Nr. 204 vom 29. August 1917
Stadteinnehmer Ernst Resch erhält das König-Ludwig-Kreuz.
Nr. 219 vom 17. September 1917
Aufruf zur Zeichnung der 7. Kriegsanleihe.
Nr. 220 vom 18. September 1917
Altbürgermeister Jean Tartter im 94. Lebensjahr verschieden.
Nr. 222 vom 20. September 1917
Dr. Wilhelm Ritter v. Wolf, München, geadelt. Seinem Einfluß ist es
zu verdanken, daß die Glocken der Schloßkirche wieder zurückka-
men (s. Nr. 181 vom 5. August 1918)
Nr. 227 vom 26. September 1917
Kirchenrat Dekan Eugen Vogt am 25. Oktober 1917 im 71 Lebens-
jahr verstorben. Amtierte hier seit 1882.
Nr. 231 vom 1. Oktober 1917
Aufruf zur Sammlung von Obstkernen. Es werden bezahlt für Stei-
nobstkerne pro kg. 10 Pf. für Kürbiskerne 15 Pf. und für Zitronen-
und Orangenkerne 30 Pf.
Nr. 242 vom 13. Oktober 1917
Aufruf zum Opfertag für Deutschland Kinder
Nr. 269 vom 14. November 1917
Der Familie v. Bassermann-Jordan in Deidesheim wird von König
Ludwig III. der erbliche Adel verliehen.
Nr. 284 vom 1. Dezember 1917
25jähriges Dienstjubiläum von Bürgermeister Rudolph Bart.
Nr. 5 vom 7. Januar 1918
Am 6. Januar bewarfen feindliche Flieger wiederum Mannheim,
Ludwigshafen und Freiburg mit einigen Bomben. Der angerichtete
Schaden ist gering. Eine Person wurde getötet, drei verletzt.
Nr. 32 vom 7. Februar 1918
Stadtratsitzung: Der Rückkauf des Forsthauses Kehrdichannichts
von den Erben Eckel gemeinschaftlich mit dem Staatsärar zum
Preis von 1.000,—- Mark, sowie dessen Vermietung an Friedrich
Eckel-Sellmayer, wird genehmigt.
Nr. 33 vom 8. Februar 1918
Durch eine heftige Detonation wurden gestern Nachmittag gegen 4
Uhr die Bewohner der Hinterbergstraße auf die Straße geschreckt.
Im Hofe des Hauses Pfau hatten die Realschüler Pfau und Rissel
mit Sprengstoffen hantiert (Pulver, Schwefel, Salmiak etc.) und das
Gemisch war explodiet. Der Mörser der Tiegel wurde in Stücke
zerrissen und die Kanben trugen erhebliche Verletzungen davon.
Namentlich der kleinere Knabe Pfau wurde am Fuß schwer verwun-
det. Herr Dr. Julius Kaufmann und Herr Geyer waren sofort zur
Stelle. Ein Glück, daß sich alles im offenen Hofe zutrug.
Nr. 39 vom 15. Februar 1918
Die zweite prot. Pfarrstelle wurde an Dekan Jakob Gries, vorher in
Rockenhausen, verliehen unter gleichzeitiger Übertragung der
Dekanatsfunktion für den Dekanatsbezirk Dürkheim.
Nr. 42 vom 19. Februar 1918
Am gestrigen ersten Tag der Goldwoche wurde der Goldankaufs-
stelle von einer hiesigen Dame ein Brillantschmuck im Wert von
10.000,-— Mark zum Verkauf ins Ausland überlassen. Möge diese
vornehme Denkungsart noch viele Nachahmer finden.
Auch an gemünztem Gold wurden 600,-— Mark abgeliefert. "Gold
gab ich zur Wehr - Eisen nahm ich zur Ehr.”
Nr. 65 vom 18. März 1918
Aufruf zur Zeichnung der achten Deutschen Kriegsanleihe.
Im Vereinslazarett (Kinderheilstätte) befinden sich z. Z. 154 Ver-
wundete. Es mangelt an Handtüchern und wird um Spenden er-
sucht.
Nr. 71 vom 25. März 1918
Die große Schlacht in Frankreich hat begonnen. Deutscher Erfolg
an der Sonne. Paris wird viertelstündlich mit einem weittragenden
Geschütz beschossen.
Nr. 99. vom 39. April 1918
Dem Einjährig-Obermatrosen Julius Faulhaber, Torpedobootsflo-
tille, Sohn des pens. Gasmeisters Reinhard Faulhaber, Bad Dürk-
heim, wurde das Militärverdienstkreuz verliehen. Faulhaber ist bereits
Inhaber des E.K. II.
Nr. 104 vom 4. Mai 1918
Aufruf zur Sammlung von Rebholz als Futtermittel.
Nr. 143 vom 21. Juni 1918
Aufruf: Sammelt Brennesseln. Die Brennessel enthält eine ausge-
zeichnete Spinnfaser, die uns die fehlende Baumwolle ersetzen
kann und muß.
Nr.144 vom 22. Juni 1918
Aufruf zur Ludendorff-Spende für Kriegsbeschädigte. Haus- u. Stra-
ßensammlung. Gesamtergebnis im Bezirk Dürkheim: 78.268,—-
Mark.
Nr. 181 vom 5. August 1918
Freudigste Stimmung in unserer Bürgerschaft rief es hervor, als das
harmonische Glockengeläut unserer Schloßkirche am Samstag und
gestern nach langer Zeit wieder ertönte. - Man ist dem warmherzi-
gen Mann und lieben Mitbürger, durch dessen Vermittlung uns die
Glocken wieder gegeben wurden, dankbar (Min. Rat. Dr. Wilhelm
Ritter v. Wolf, Bayer. Bundesbevollmächtigter in Berlin, gebürtig
aus Bad Dürkheim).
Hierzu Gedicht von Karl Räder in Nr. 206 vom 3. September 1918
Nr. 206 vom 3. September 1918
Besprechung der Vertreter der Banken und des Bezirks wegen
Förderung des bargeldlosen Verkehrs. In landw. Kreisen werde
noch viel zu viel Geld "spazieren getragen”.
Auch im Sommer 1918 finden Sommerfestspiele von FrL Maas auf
der Hardenburg statt.
Nr. 223 vom 23. September 1918
Aufruf zur Zeichnung der neunten Kriegsanleihe.
Nr. 267 vom 13. November 1918
Gemeinsame Sitzung des Stadtrats mit dem Arbeiter- und Bauern-
rat. Der Vorsitzende des Arbeiter- und Bauernrats, Bernatz berich-
tet über die in den letzten Tagen stattgefundenen Umwälzungen,
die aus dem Volkswillen entstanden seien. Arbeiter-, Bauern- und
Soldatenräte wollten in gemeinsamer Arbeit mit den bestehenden
Körperschaften um Ruhe und Ordung bestrebt sein. Akjunkt Kiefer
berichtet, daß im Vordergrund des Interesses die Lebensmittelfra_
ge für unsere Stadt stehe.
Nr. 274 vom 21. November 1918
In diesen Tagen kehren die Söhne unserer Stadt in ihre Heimat
zurück. Sie alle haben mitgeholfen, unser engeres Vaterland, unse-
re schöne Pfalz, so nahe an Feindesland, vor den Schrecknissen
dieses entsetzlichen Krieges zu bewahren. Ist auch der Krieg für
uns verloren, so haben wir durch aus keinen Grund, uns der Lei-
stungen unserer Truppen zu schämen. Sind sie doch in hundert
Schlachten Sieger geblieben und haben sich bis in die letzten Tage
aufs Tapferste geschlagen. Der heiße Dank der Heimat ist ihnen
gewiß und gleich vielen rheinischen und pfälzischen Städten sollte
unsere Stadt als äußeres Zeichen dieses Dankes Flaggenschmuck
anlegen. Unseren Mitbürgern rufen wir daher zu: Die Fahnen her-
aus. Auch der hier durchziehenden Truppen muß es erfreuend
wirken, Fahnen und Wimpel zu ihrer Begrüßung flattern zu sehen.
Nr. 275 vom 22. November 1918
Die vom Stadtrat und dem Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat ein-
gesetzte Lebensmittelkommission hielt gestern ihre erste Sitzung
ab. Es wurde zum Ausdruck gebracht, daß die Arbeitsleistung des
Sekr. Schütterer in den vier Kriesjahren durchaus befriedigen kön-
ne und daß er im Interesse einer guten Lebensmittelversorgung der
Stadt seine ganze Kraft eingesetzt habe.
Die eilige Räumung des linksrheinischen Gebietes bringt auch für
unsere Stadt regen militärischen Verkehr. Während bisher haupt-
sächlich Etappenformationen, Kraftwagenkolonnen und Wagen-
parks hier durchkamen, traf gestern eine Abteilung Ulanen ein, die
hier einquartiert wurden. Heute kommt die österreichische Infante-
rie in Stärke von ca. 2000 Mann mit MG-Abteilungen hierdurch. Wir
richten an die hiesige Bevölkerung, besonders an die Bewohner der
Kaiserslauterer- und Römerstraße, nochmals die Bitte zu beflag-
gen uns somit unseren unbesiegten Kriegern einen würdigen
Empfang zu bereiten.
Nr. 280 vom 28. November 1918
An die Einwohner von Bad Dürkheim, die Angehörigen der Bayer.
Fernsprechabteilung 669 rufen Euch allen, ihr lieben Dürkheimer,
beim Abschied ein herzliches Lebewohl zu. Bei dieser Gelegenheit
sei auch der herzliche Dank allen freundlichen Quartierwirten für
den so überaus herzlichen Empfang und die gute Bewirtung ausge-
sprochen. Sonniger pfälzischer Humor kürzte uns die Zeit unseres
Aufenthalts und wir nehmen ein freundliches Gedenken an die
schöne Stadt Bad Dürkheim mit in unsere rechtsrheinische Heimat.
Gott schütze die gesegnete Pfalz und besonders das schöne Dürk-
heim und seine freundlichen Bewohner.
Nr. 282 vom 28. November 1918
Als letzter größerer Truppenverband ist z. Z. die achte Badische
Landwehrdivision, insgesamt 8.000 Mann, mit Divisionsstab, Artil-
leriekommando, Maschinengewehren und Minenwerfern unter Gen.
Lt. Schumann hier und in der näheren Umgebung einquartiert. Der
Abmarsch mit dem Ziel Mannheim-Heidelberg findet im Laufe der
heutigen Tage und Morgen statt. Diese Divison hatte die letzte
Sicherung des Rückmarsches von der Front zur Heimat zur Aufga-
be. Die Truppendurchzüge sind damit beendet.
Es wird darauf aufmerksam gemacht, die Fahnen, die zum Willkom-
men unserer tapferen Krieger die Stadt schmückten, wiedereinzu-
ziehen.
Nr. 283 vom 2. Dezember 1918
Aufruf des Oberbefehlshabers der alliierten Heere, Marschall Foch:
“Die Militärmacht der Alliierten übernimmt die Herrschaft über das
Land. Sie fordert von allen den genauesten Gehorsam.” Aufruf des
Generals Gérad, Kommandeur der VIII. Armee, an die Bevölke-
rung.
Nr. 285 vom 4. Dezember 1918
Mahnung an die Bevölkerung, den Besatzungstruppen gegenüber
Würde und nationalen Stolz zu bewahren, möglichst Zurückhaltung
und kühle Höflichkeit zu beobachten.
Nr. 287 vom 6. Dezember 1981
Gestern nachmittag traf ein französischer Offizier mit Begleitung im
Auto hier ein und besichtigte die Post. Später begab er sich mit
Bürgermeister Bart nach der Pfälzischen Kinderheilstätte, die für
die Unterbringung der französischen Einquartierung vorgesehen
ist. Im Laufe des heutigen Tages sollen 80 Mann Telegraphentrup-
pen mit zwei Offizieren zu vorübergehendem Aufenthalt hier eintref-
fen. Weitere Truppen folgen.
Nr. 288 vom 7. Dezember 1918
Gestern trafen größere Abteilungen französischer Besatzungstrup-
pen, hauptsächlich Kavallerie, darunter Chasseurs d'Afrique, Artil-
lerie, Infanterie etc. hier ein und bezogen hier in der Umgebung
Quartiere. Auch für heute sind größere Truppendurchmärsche
gemeldet und Einguartierungen angesagt. Die Uhren wurden auf
die Westeuropäische Zeit um eine Stunde zurückgestellt.
Nr. 19 vom 28. Januar 1919
In Bad Dürkheim, wo sich der Marschall (Pétain) von General Ge-
rard verabschiedete, drückte ihm dieser seine Befriedigung aus
über dessen wirksame und glückliche Leitung, die die Pfalz in kur-
zer Zeit in ihr normales Wirtschaftsleben zurückführen wird. Sie
wird eines der Länder sein, in dem die Spuren des Krieges am
schnellsten vorübergehen werden.
Soweit die Zeitungsausschnitte über die Kriegsjahre 1915-1918.
Waren die Kriegsjahre schon eine schlimme und harte Zeit für un-
sere Bevölkerung, so sollten bald noch schlimmere Zeiten folgen:
Die Zeit der Besatzung, die Separatistenzeit, die Inflation, nachzu-
lesen in unserer Stadtchronik auf den Seiten 414 bis 418.