Bei der zweigliedrigen Gewandnadel aus einem germanischen Brandgrab in Fohrde (Gallberg III) handelt es sich um eine kräftig profilierte Fibel vom Typ Almgren 86. Sie besteht aus einer Spiralkonstruktion mit sechs Windungen und einer oberen Sehne sowie Sehnenhaken. Die Spirale wird durch eine Platte an der Unterseite des stark ausgeprägten, runden Trompetenkopfes stabilisiert. Dieser verbindet sich mit dem mehrfach profilierten Bügelknopf. Der leicht geschwungene Bügel mit dachförmigem Querschnitt endet in einem nach außen gestellten profilierten Fußknopf. Der rechteckige Nadelhalter ist unverziert. Auf dem Kopf befindet sich ein Muster aus radialen Strichpaaren zu je drei Strichen und auf dem leicht abgesetzten Rand der Kopfplatte eine Punzreihe.
Der große Abstand zwischen Bügel und Nadel verweist auf das Verschließen von Kleidungsstücken aus schweren Stoffen. Eine Zuordnung als Bestandteil der Männer- oder Frauentracht konnte bis jetzt nicht vorgenommen werden. Die Fibeln fanden sich zumeist einzeln in mittelkaiserzeitlichen Gräbern des ländlichen Raumes (zweite Hälfte 2. Jahrhundert). Sie kommen vor allem in den rein zivil geprägten Gebieten Raetiens vor und deuten somit darauf hin, dass sie in der Regel von Angehörigen der Zivilbevölkerung getragen wurden.
Vergesellschaftet mit einer großen Knochennadel mit profiliertem Kopf, vier profilierten Fritteperlen, einem eisernen Eimeranhänger in einem terrinenförmigen Gefäß mit konischem Standfuß, Rillen- und Dellenzier (von Müller 1962, Kat.-Nr. 19, Taf. 5.19).