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Kreismuseum Jerichower Land, Genthin Fundplatz Gallberg

Fundplatz Gallberg

Bei dem Fundplatz am Nordwesthang des Gallbergs handelt es sich vor allem um zwei frühkaiserzeiliche Gräberfelder von Fohrde und Hohenferchesar (Lkr. Potsdam-Mittelmark, ehemals Kr. Rathenow und Kr. Westhavelland). Zudem fanden sich auf der Anhöhe ebenfalls Urnenfelder der Bronzezeit, der Eisenzeit und der späten Kaiserzeit bzw. Völkerwanderungszeit. Diese wurden zum Ende des 19. und zum Beginn des 20. Jahrhunderts durch Gustav und Richard Stimming ausgegraben. 1928 kaufte das Museum Genthin um die 100 Urnen für seine Sammlung an. Weitere Urnen erhielten diverse Museen und vermutlich auch Privatsammler.

Literatur: A. von Müller, Fohrde und Hohenferchesar. Zwei germanische Gräberfelder der frühen römischen Kaiserzeit aus der Mark Brandenburg (Berliner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 3 (Berlin 1962).

[ 16 Objekte ]

Raetische Trompetenfibel

Bei der zweigliedrigen Gewandnadel aus einem germanischen Brandgrab in Fohrde (Gallberg III) handelt es sich um eine kräftig profilierte Fibel vom Typ Almgren 86. Sie besteht aus einer Spiralkonstruktion mit sechs Windungen und einer oberen Sehne sowie Sehnenhaken. Die Spirale wird durch eine Platte an der Unterseite des stark ausgeprägten, runden Trompetenkopfes stabilisiert. Dieser verbindet sich mit dem mehrfach profilierten Bügelknopf. Der leicht geschwungene Bügel mit dachförmigem Querschnitt endet in einem nach außen gestellten profilierten Fußknopf. Der rechteckige Nadelhalter ist unverziert. Auf dem Kopf befindet sich ein Muster aus radialen Strichpaaren zu je drei Strichen und auf dem leicht abgesetzten Rand der Kopfplatte eine Punzreihe. Der große Abstand zwischen Bügel und Nadel verweist auf das Verschließen von Kleidungsstücken aus schweren Stoffen. Eine Zuordnung als Bestandteil der Männer- oder Frauentracht konnte bis jetzt nicht vorgenommen werden. Die Fibeln fanden sich zumeist einzeln in mittelkaiserzeitlichen Gräbern des ländlichen Raumes (zweite Hälfte 2. Jahrhundert). Sie kommen vor allem in den rein zivil geprägten Gebieten Raetiens vor und deuten somit darauf hin, dass sie in der Regel von Angehörigen der Zivilbevölkerung getragen wurden. Vergesellschaftet mit einer großen Knochennadel mit profiliertem Kopf, vier profilierten Fritteperlen, einem eisernen Eimeranhänger in einem terrinenförmigen Gefäß mit konischem Standfuß, Rillen- und Dellenzier (von Müller 1962, Kat.-Nr. 19, Taf. 5.19).

Kräftig profilierte Fibel

Die Fibel stammt vom Fundplatz Fohrde, Gallberg III. Sie gehört zu den kräftig profilierten Fibel der Gruppe Almgren IV 77. Der Unterteil des Bügels ist durch zwei ineinander gesetzte Winkel verziert (vgl. von Müller 1962, Kat.-Nr. 11, Taf. 4.11). Vergesellschaftet mit einem terrinenförmigen Gefäß und zwei Armbändern (von Müller 1962, Kat.-Nr. 11, Taf. 5.11).

Armbrustfibel mit hohem Nadelhalter

Bei dem Stück handelt es sich nach Adriaan von Müller (1962, Kat.-Nr. 292) um eine bronzene Fibel der Gruppe Almgren V, etwa Fig. 120/145. Vergesellschaftet mit einer schwarzen, weitmundigen Terrine, einer bronzenen Nähnadel, einer eisernen Schnalle, einer weiteren Fibel der Gruppe Almgren V (Slg. Stimming 1685b, St. 722b) und einer Knochennadel (von Müller 1962, Kat.-Nr. 292, Taf. 61.292).

Armbrustfibel mit hohem Nadelhalter

Bei dem Stück handelt es sich nach Adriaan von Müller (1962, Kat.-Nr. 292) um eine bronzene Fibel der Gruppe Almgren V, etwa Fig. 120/145. Vergesellschaftet mit einer schwarzen, weitmundigen Terrine, einer bronzenen Nähnadel, einer eisernen Schnalle, einer weiteren Fibel der Gruppe Almgren V (Slg. Stimming 1685c, St. 722c) und einer Knochennadel (von Müller 1962, Kat.-Nr. 292, Taf. 61.292).

Weitmundige Terrine mit hohem Standfuß

Die weitmundige Terrine mit fast geradwandigem Gefäßunterteil besitzt einen kurzen, geraden Hals mit leicht ausbiegendem, oben gerade abgestrichenem Rand, der ohne Absatz in die gerundete Schulter übergeht. Außer dem Rand ist das gesamte Gefäß mit Mustern in Rollrädchentechnik verziert. Dabei handelt es sich um zwei- und dreizeilige Rädchen: An der Bauchzone finden sich ein einfacher, langgestreckter Stufenmäander, darunter folgt ein hängendes Winkelband. Von dessen Spitzen laufen Rädchenreihen zum Gefäßboden und bilden unausgefüllte Felder. Der abgesetzte und stark nach innen gebogene (Omphalosboden) Standboden ist vollständig ergänzt. Eine kleine undurchbrochene Henkelknubbe befindet sich an der größten Bauchbreite. Vergesellschaftet: zwei bronzene Riemenzungen mit profiliertem Kopf (von Müller 1962, Kat.-Nr. 15, Taf. 5).

Urne mit Pferdedarstellung

Diese schwarze, weitmündige Terrine wurde im 2. Jahrhundert hergestellt und diente als Urne auf einem germanischen Gräberfeld. Sie wurde 1899 auf dem Gallberg zwischen Fohrde und Hohenferchesar (Lkr. Potsdam-Mittelmark) durch den Urgeschichtsforscher und praktizierenden Landarzt Dr. Richard Stimming ausgegraben und gelangte zusammen mit mehreren 100 anderen Urnen durch Ankauf 1928 in die Museumssammlung. Sie trägt ein für diese Zeit typisches Dekor, das mit Hilfe eines Rollrädchens in den noch weichen Ton vor dem Brennprozess eingedrückt wurde. Das Besondere an diesem Gefäß ist, dass neben der üblichen geometrischen Verzierung auch ein Pferd dargestellt wurde. Das Pferd trägt Zaumzeug: vom Maul führt ein Riemen zum Rist, ein weiterer führt um den Bauch und ein dritter vom Rücken bis zum Schwanz. Für diese Zeichnung wurde ein einreihiges Rädchen verwendet. Am Pferdehals und rings um das Pferd sind neun kreisförmige Abdrücke vom Rollrädchenkopf in unregelmäßigen Abständen eingedrückt, die an die Sterndarstellungen auf der Himmelsscheibe von Nebra erinnern. Vergleichbare Tierdarstellungen auf Tongefäßen der elbgermanischen Bevölkerung sind nicht bekannt.

Schalengefäß mit Rollrädchenmuster (Schalenurne)

Das Gefäß besitzt einen kurzen, senkrechten Hals mit leicht ausbiegendem, oben abgestrichenem Rand und einen von der Wandung abgesetzten kleinen Standfuß. Der Umbruch trennt das konisch ansteigende, leicht konvex gewölbte Unterteil von der konisch einziehenden Schulter. Die ist durch einen Absatz vom senkrechten Hals getrennt. Die Schulter und das Unterteil sind mit Mustern in Rädchentechnik verziert: Auf der Schulter findet sich ein unregelmäßiges Mäanderornament aus dreizeiligen Rädchen, darunter ein zweizeiliges Winkelband. Von dessen Spitzen laufen parallele dreizeilige Rädchenbänder zum Gefäßfuß und bilden Felder, von denen jedes dritte mit Rädchenwinkel ausgefüllt ist. Vergesellschaftet: Fibel der Gruppe ALMGREN V, zwei Messer mit sichelförmiger Klinge, Schmucknadel mit reichverziertem Kopf (von Müller 1962, Kat.-Nr. 263, Taf. 56.263).

Rollenkappenfibel mit Schild

Die Fibel (Almgren 28/29) besitzt einen gleichmäßig breiten Bügel mit einem dachförmigen Querschnitt. In der Mitte befindet sich ein halbkreisförmiges Schild mit feinen Verzierungen in Form von Punzierungen. Der Bügel selbst ist ebenfalls mit Punzierungen versehen. Den Rollenkappen bedeckt ein lineares Muster. Der Nadelhalter ist ebenfalls punziert. Vergesellschaftet: eisernes Messerbruchstück; schwarze, weitmundige Terrine mit hohem abgesetzten Fuß und Rädchenzier (von Müller 1962, Kat.-Nr. 264, Taf. 56).

Breite Fibel mit Deckplatte

Der Bügel besteht aus einem S-förmig geschwungenen etwa 1,5 cm breitem Blech, das sich am Kopfende zu einer Platte (L. 3,5 cm, Br. 1,2 cm) ausweitet. Diese bedeckt die Spirale aus insgesamt 20 Windungen. An der Längsseite befinden sich zwei kleine Aufhängungen, an der die Sehne befestigt ist. Der Bügel endet in einem verbreiterten Fuß (L. 2,5 cm, Br. 0,6 cm). Der Nadelhalter ist trapezförmig (Almgren 153). Vergesellschaftet: bronzene Nähnadel, bronzene Riemenzunge mit profiliertem Kopf, eiserne Rechteckschnalle, eisernes Beschlagblech (von Müller 1962, Kat.-Nr. 280, Taf. 59).

Hohes Gefäß mit Rollrädchenmuster

Das vasenförmige Gefäß mit hohlem Standfuß, gerundeter Schulter und etwas ausbiegendem Rand ist größtenteils mit Gips ergänzt (Fuß, Hals) sowie mit braunroter Farbe an die Oberflächenfarbe des Originalgefäßes angepasst. Schräg geriefte Kerbleisten finden sich auf der Schulter, am Fuß- und am Randansatz. Verzierungen wurden mit einem zwei- bis dreizeiligen Rollrädchen angebracht: dreizeilige Stufenmäander auf der Schulter, darunter hängende Bögen aus zweizeiligen Rädchen und Felderungen auf dem Gefäßunterteil. Dabei ist jedes zweite Feld mit Schräglinien gefüllt. Vergesellschaftet: bronzener Fibelbügel, eiserne Rechteckschnalle, eisernes Messer, Feuerstein (von Müller 1957, Taf. 10.c; Ders. 1962, Kat.-Nr. 265, Taf. 56).

Schalengefäß (Schalenurne)

Die mittelgroße Schale besitzt einen kurzen, geraden und unverzierten Hals mit einem leicht ausbiegenden, abgerundeten Rand. Am Hals-Bauch-Übergang finden sich zwei Horizontalrillen über einer Wulst. Der stark ausgebildete Bauchbereich ist durch kurze Senkrechtkanneluren und eine Reihe aus kleinen Punkteinstichen geprägt. Das Unterteil blieb ohne Muster. Der Standboden ist leicht eingebogen. Zustand: Das Gefäß ist komplett, wurde nur an wenigen Stellen geklebt und ergänzt.

Weitmundige Terrine mit Henkel

Bei dem komplett erhaltenen Objekt handelt es sich um Grabkeramik vom Urnengräberfeld in Hohenferchesar, dass von Richard Stimming entdeckt wurde. Die Terrine besitzt einen kurzen, geraden Hals mit verdicktem, oben abgestrichenem Rand. Der unverzierte Hals ist durch eine schmale Wulst vom abgerundeten Umbruch abgesetzt. Das etwas einschweifende Unterteil mündet in einem schmalen Standfuß. Feine Verzierungen in Form von dreizeiligen Rädchenabrollungen finden sich auf dem Umbruch und dem Gefäßunterteil: An Mustern zeigen sich ineinander gesetzte rechte Winkel auf der Schulter, darunter hängende Dreiecke (Winkelband). Von denen laufen in regelmäßigen Abständen ausgefüllte und leere Felder im Wechsel zum Gefäßboden. Ein kantiger Bandhenkel mit plastischem Verzierungsansatz in Form von drei Knubben sitzt am Hals-Schulter-Übergang. Vergesellschaftet: durchbohrtes Knochenstück (von Müller 1962, Kat.-Nr. 274, Taf. 58.274).

Schalengefäß (Schalenurne)

Die mittelgroße, weitmundige Terrine hat einen geraden, kurzen Hals mit abgerundetem Rand. Verzierungen finden sich ober- und unterhalb des Bauchumbruches in Form von jeweils zwei unregelmäßigen Horizontalrillen. Der Umbruch selbst ist mit schrägen, kurzen Kanneluren versehen.

Weitmundige Terrine mit Rollrädchenmuster

Die braune, weitmundige Terrine besitzt ein geradwandiges, konisch verlaufendes Unterteil, eine hoch liegende gerundete Schulter und einen kurzen Hals mit ausbiegendem, verdicktem Randabschluss. Der Hals ist durch eine schräg gekerbte Wulst von der Schulter abgesetzt. Auf der Schulter sitzt eine senkrechte Griffleiste, die oben und unten in waagerechten Fortsätzen endet. Zudem ist unter der Griffleiste eine einzelne Knubbe angebracht. Verzierungen wurden auf dem gesamten Gefäßkörper in Rollrädchentechnik ausgeführt. Dabei handelt es sich um drei- bis sechzeilige Rädchen. Auf der Schulter ist ein unregelmäßiges Kastenmuster abgerollt, darunter ein hängendes Winkelband. Von diesem führen in unregelmäßigen Abständen Rädchenzierbänder zum Standboden. Dieser ist nicht von der Wandung abgesetzt. Vergesellschaftet: eisernes Messer und eiserner Pfriemen mit Knochenfassung (von Müller 1962, Kat.-Nr. 273, Taf. 58.273).

Terrine mit hohem Fuß (Pokal)

Die unverzierte, weitmundige Terrine war ursprünglich stark zerscherbt. Sie wurde aus mehreren Keramikscherben zusammengesetzt und an Fehlstellen ergänzt. Das geradwandige Unterteil geht in einen gewölbten Umbruch zu einer flachen Schulter über. Der senkrechte Hals mit leicht ausbiegendem, etwas verdicktem Rand ist durch eine umlaufende Wulst von der Schulter abgesetzt. Der sehr hohe Standboden ist leicht eingebogen (von Müller 1962, Kat.-Nr. 299, Taf. 63.299).

Kugelbauchiges Schalengefäß

Das kugelbauchige und schwarzglänzende Schalengefäß ist am oberen Teil des Gefäßkörpers mit Horizontalrillen versehen, das Unterteil ist unverziert. Ein kantiger Henkel befindet sich an der leicht konisch verlaufenden Schulter bzw. Hals, die sich nicht voneinander absetzen. Die Randlippe ist leicht verdickt.

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