Diese Ansicht zeigt Prenzlau über den Unteruckersee aus südwestlicher Richtung, ganz links am Bildrand durch einen Baum von der Prenzlauer Altstadt abgetrennt, der Turm der Sabinenkirche. Die sorgfältig komponierte und kolorierte Zeichnung kann dem Prenzlauer Apotheker Ernst Ludwig Löwe (1750-1825) zugeschrieben werden, der als Dillettant tätig war. Er war ein Pfarrerssohn aus Thomsdorf, der ab 1787 in Prenzlau einen Buchhandel mit einer kleinen Leihbibliothek betrieb. 1796 bis 1815 gab er wöchentlich die uckermärkischen gemeinnützigen Blätter heraus, die der Aufklärung verpflichtet waren. Nach Übernahme der Blätter durch Rágóczy als "Uckermärkischer Beobachter" verfaßte er kleinere Schriften. (Berndt 2002, Band 1, S. 198f.)
Das Blatt ist mit vier Linien gerahmt und unter diesen li. u. bezeichnet auf dem braunen Unterlagepapier "von der Reinkeschen Bleiche aufgenommen.", re. u. "ad naturam E.A. Löwe pinxit.", Mi. u. "Stadt Prenzlau." mit Wappen. Ein Monogramm re. u. in der Darstellung ist nicht aufzulösen.
Es handelt sich um 1945 ausgelagertes Kulturgut des Museums, also gehört das Blatt zum Altbestand der Sammlung.
Die Aquarellmalerei ist leicht ausgeblichen durch jahrzehntelanger Hängung ohne UV-Schutz, gelbe und rote Farbanteile verminderten sich. Durch einen zurückliegenden Glasbruch sind kleine Verletzungen in der Oberfläche der Malerei geblieben. Es findet sich auf der Rückseite eine alte Verklebung eines Risses. Wellungen wurden durch starke Feuchtigkeitsschwankungen an der Wand verursacht. Das Blatt ist alt von einem dunkel gefirnissten breiten Holzrahmen gefasst. (Abb. 1 Vorderseite, Abb. 2 Rückseite) Die eigentliche Malerei auf Papier ist alt auf braunem Tonpapier aufgezogen, die unterliegende Pappe aus Lumpen, nicht aus Holz, hat dem Blatt nicht geschadet. Das braune Tonpapier ist am oberen und unteren Rand voller bräunlicher Stock- oder Wasserflecken und es ist zu vermuten, dass diese beim feuchten Reinigen des Bilderglases entstanden, wenn in diesem Zusammenhang Wasser in den Rahmen eindrang. (Abb. 3 Vorderseite, Abb. 4 Rückseite des Tonpapiers)
2022 konnte das Blatt ausgerahmt, Rahmen und Blatt von Staub und Schmutzpartikeln befreit und das Blatt etwas geglättet werden. (Abb. 5) Anschließend wurde es wieder gerahmt, weil Rahmen und Bild als eine historische Einheit zu betrachten sind. Die lose Befestigung des Risses wurde neu befestigt. Da das Blatt direkt an das Säure abgebende Holz des Rahmens anliegt (wie übrigens viele Werke in diesem Projekt), wurde mit säurefreien Karton ein Abstand zwischen Holz und Kunstwerk geschaffen.
Literatur:
Iris Berndt, Die druckgraphische Vedute in der Provinz Brandenburg. Studien zum Kunstleben 1740-1840, Diss. Freie Universität Berlin vom 17. Mai 2002 (Mikrofiche-Ausgabe und Papierausgabe an ausgewählten Standorten).