Geboren in eine bekannte Künstlerfamilie, war Paul Meyerheim von Kindertagen an mit der Berliner Malerei vertraut, namentlich mit Adolph Menzel, einem engen Freund der Familie, dem der jüngere Paul stilistisch und motivisch nahestand: Neben Darstellungen der Industriearbeit – Meyerheim schuf zeitgleich mit Menzels »Eisenwalzwerk« (1872–1875, Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 201) seinen Zyklus »Lebensgeschichte einer Lokomotive« für die Familie Borsig (1873–1876, heute Märkisches Museum, Berlin, und Stiftung Deutsches Technik Museum, Berlin) – widmete sich Meyerheim häufig der Darstellung heimischer wie exotischer Tiere, eingebunden in Parks, Zoos und Zirkuslokalitäten. Mehr noch als Menzel, der intime, stille Momente in dieser Thematik bevorzugte, zeigte Meyerheim mit weiterem Blickwinkel die Interaktion von Mensch und Tier, die zuweilen humorvoll oder anekdotisch aufgefaßt sein konnte, aber auch die drangvolle Enge in Zirkuswagen oder die beängstigende Fülle in Varietés zum Gegenstand machte. Wie auch in der »Zirkusvorstellung« aus der Sammlung der Nationalgalerie, so herrscht im Frühwerk der feinmalerische Stil des Vaters Eduard Meyerheim vor; später wurde die Handschrift des Sohnes luftiger. Als Exponent eines eingängigen Realismus wurde der Künstler mit Bildern des einfachen Lebens ebenso zu einer gesellschaftlichen Größe wie mit Landschaften, Stilleben oder Porträts der Hautevolee. Insbesondere seine Löwenbilder waren gesucht und teuer. Ab 1887 leitete er die Tiermalklasse der Berliner Akademie, wo er als Lehrer die Blüte der Tierdarstellung um 1900 in der nachfolgenden Generation entscheidend beeinflussen sollte. Zu seinen bekanntesten Schülern gehören Friedrich Wilhelm Kuhnert und August Gaul. | Philipp Demandt
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