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Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Fotografische Sammlung des ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft [FSIFS-088_a]
Fotografie, die den 19 jährigen P. zeigt (5) (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Public Domain Mark)
Herkunft/Rechte: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft (Public Domain Mark)
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Fotografie, die den 19-jährigen P. zeigt (5)

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Beschreibung

Schwarz-Weiß-Fotografie, die einen unbekleideten menschlichen Körper von den Knien bis knapp oberhalb des Bauchnabels zeigt. Im Fokus des Aufnahme stehen die äußeren Geschlechtsorgane sowie eine Narbe, die in der rechten Leistengegend verläuft. Der Körper nimmt fast den gesamten Bildbereich ein, sodass vom Raum, in dem die Aufnahme stattfand, nichts zu sehen ist.

Weil heute nicht mehr nachvollzogen werden kann, unter welchen Umständen diese Fotografie entstand, wird die Abbildung hier nur zum Teil in Klarform gezeigt.

Kontext:
Das Bild gehört zu einer Serie von Fotos, die von P. vermutlich im Rahmen der Beschreibung seines „Falls“ angefertigt wurden.
Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld, der P. untersuchte, beschreibt ihn als eine Person, die „weibliches Benehmen, weiblichen Kehlkopf, dementsprechend hohe Stimmlage, weibliches Becken bei im übrigen männlicher Figur“ habe (Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel IX.). P. selbst habe ihn wissen lassen, dass er als „lästiger Ausländer" (ebd.) ausgewiesen worden sei, nachdem er häufig nachts im homosexuellen Milieu der Friedrichstraße unterwegs gewesen wäre. Auch habe er Hirschfeld wissen lassen, dass ihm einst ein Eierstock entnommen worden sei und eine seiner Brüste Milch abgesondert habe – eine Aussage, die Hirschfeld als Wunschvorstellung einschätzt (vgl. ebd.).

Ein Bild dieser Fotoserie von P. war Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die vermutlich zum ersten Mal 1922 auf der „Hundertjahrfeier deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Leipzig gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts Magnus Hirschfeld wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstigen körperlichen Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstigen seelischen Eigenschaften.
Mit diesem Konzept verlagerte Hirschfeld bereits 1907 das biologisch-genitale Geschlecht hin zu einem, das u. a. auch auf der erlebten Identität beruhte. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, R. (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher ging damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.

Beschriftung/Aufschrift

Bildunterschrift in Hirschfeld: Geschlechtsübergänge: Gynandrie (sexus incertus).

Bildunterschrift in Levy-Lenz: Hexenkessel der Liebe: Der Homosexuelle P.
(Weiblich breites Becken, verkümmerte Hoden, winziger Penis. Links oben Narbe, die von der Entfernung eines Eierstockes (!) herrühren soll)

Danksagung

Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

Rezeption und Publikation

Literatur

  • Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen). Leipzig, Text vor Tafel IX.
  • Levy-Lenz, Ludwig (1931): Hexenkessel der Liebe. Ein Querschnitt durch Erscheinungsformen menschlichen Geschlechtslebens. Leipzig, Seite 263
Karte
Veröffentlicht Veröffentlicht
1913
Magnus Hirschfeld
Leipzig
Veröffentlicht Veröffentlicht
1931
Ludwig Levy-Lenz
Leipzig
Besessen Besessen
1919
Institut für Sexualwissenschaft
Berlin-Tiergarten
Verschollen Verschollen
1933
Berlin
1912 1935
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Objekt aus: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e. V. (MHG) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, der sich 1982 mit dem Ziel gegründet...

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