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Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Fotografische Sammlung des ehemaligen Instituts für Sexualwissenschaft [FSIFS-087_d]
Fotografie, die den 19 jährigen P. zeigt (4) (Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft Public Domain Mark)
Herkunft/Rechte: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft (Public Domain Mark)
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Fotografie, die den 19 jährigen P. zeigt (4)

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Beschreibung

Ganzkörperliche Schwarz-Weiß-Fotografie eines unbekleideten Mannes, der in einem fast leeren Raum vor einer Wand steht. Er ist von hinten fotografiert, die Hände stützt er auf eine Ablage/Regalbrett an der Wand vor ihm. Er steht auf einem Hochflor Teppich, den Kopf hat er leicht zur Seite gedreht und blickt geradeaus.

Kontext:
Das Bild gehört zu einer Serie von Fotos, die von P. vermutlich im Rahmen der Beschreibung seines „Falls“ angefertigt wurden.
Der Sexualwissenschaftler und Sexualreformer Magnus Hirschfeld, der P. untersuchte, beschreibt ihn als eine Person, die „weibliches Benehmen, weiblichen Kehlkopf, dementsprechend hohe Stimmlage, weibliches Becken bei im übrigen männlicher Figur“ habe (Hirschfeld: Geschlechtsübergänge, Text vor Tafel IX.). P. selbst habe ihn wissen lassen, dass er als „lästiger Ausländer" (ebd.) ausgewiesen worden sei, nachdem er häufig nachts im homosexuellen Milieu der Friedrichstraße unterwegs gewesen wäre. Auch habe er Hirschfeld wissen lassen, dass ihm einst ein Eierstock entnommen worden sei und eine seiner Brüste Milch abgesondert habe – eine Aussage, die Hirschfeld als Wunschvorstellung einschätzt (vgl. ebd.).

Dieses Bild der Fotoserie von P. war Teil der Teil der Bilderwand „Sexuelle Zwischenstufen“, die vermutlich zum ersten Mal 1922 auf der „Hundertjahrfeier deutscher Naturforscher und Ärzte“ in Leipzig gezeigt wurde. Der Gründer des Instituts Magnus Hirschfeld wollte mit der Bilderwand seine um 1910 vorgelegte „Zwischenstufentheorie“ veranschaulichen und untermauern.

Sehr verkürzt gesagt, beschreibt das Konzept der Zwischenstufen die Tatsache, dass jedes Individuum sowohl „männlich“ als auch „weiblich“ ausgeprägte Eigenschaften vereint, die einen oder mehrere der vier Bereiche betreffen können: 1. die Geschlechtsorgane, 2. sonstigen körperlichen Eigenschaften, 3. den Geschlechtstrieb und/oder 4. sonstigen seelischen Eigenschaften.
Mit diesem Konzept verlagerte Hirschfeld bereits 1907 das biologisch-genitale Geschlecht hin zu einem, das u. a. auch auf der erlebten Identität beruhte. Damit ebnete die „Zwischenstufentheorie”, die „während der Institutszeit die wissenschaftliche Leitidee für die meisten Mitarbeiter“ blieb, den Weg für das Verständnis von sexueller Vielfalt und Variabilität. (vgl. Herrn, R. (2022): Der Liebe und dem Leid, Suhrkamp, S. 31). Einher ging damit auch eine Entpathologisierung und Entkriminalisierung des vermeintlich Abweichenden, von Menschen also, die außerhalb der gesellschaftlichen Norm standen.

Beschriftung/Aufschrift

Bildunterschrift in Hirschfeld: Geschlechtsübergänge: Gynandrie (sexus incertus).

Bildunterschrift in Levy-Lenz: Hexenkessel der Liebe: Ein homosexueller, gynandriner Mann, dessen Brust Milch absondert

Danksagung

Förderprogramm zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes des Landes Berlin

Rezeption und Publikation

Literatur

  • Hirschfeld, Magnus (1913): Geschlechtsübergänge. Mischungen männlicher und weiblicher Geschlechtscharaktere (Sexuelle Zwischenstufen). Leipzig, Text vor Tafel IX.
  • Levy-Lenz, Ludwig (1931): Hexenkessel der Liebe. Ein Querschnitt durch Erscheinungsformen menschlichen Geschlechtslebens. Leipzig, Seite 265
Karte
Veröffentlicht Veröffentlicht
1913
Magnus Hirschfeld
Leipzig
Veröffentlicht Veröffentlicht
1931
Ludwig Levy-Lenz
Leipzig
Besessen Besessen
1919
Institut für Sexualwissenschaft
Berlin-Tiergarten
Verschollen Verschollen
1933
Berlin
1912 1935
Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Objekt aus: Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e. V. (MHG) ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin, der sich 1982 mit dem Ziel gegründet...

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