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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir Archäologische Abteilung Schriftgut - Briefe [2023/1239/079]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202309/01160709689.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Brief von Adolf Stoll an Otto Sigfrid Reuter, 8.3.1936

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Beschreibung

In seinem Brief an Otto Sigfrid Reuter bedankt sich Adolf Stoll für Informationen zur germanischen Himmelskunde. Wichtiges Thema für ihn ist Sigfrid, den er nicht für eine Kunstdichtung des 12.-13. Jahrhunderts hält, sondern auf eine alte germanische Gottheit verweist. Er sieht ihn auch im Zusammenhang mit Kammern im Drachenfels und Ortungslinien vom Kriemhildenstuhl nach Worms. Zudem vermisst er Reuters Werk "Das Rätsel der Edda und der arische Urglaube" in der Pfälzischen Landesbibliothek und beschwert sich darüber beim Vorsitzenden des Pfälzer Kreistages.
Trotz der Grabung von Prof. Reinerth und bevorstehenden Grabungen im Auftrag Himmlers bittet Stoll weiter um Unterstützung einer Grabung innerhalb der Heidenmauer durch Düstersiek.

Material/Technik

Papier / geschöpft, maschinenbeschrieben

Maße

Höhe: 29,7 cm, Breite: 20,9 cm, Seitenzahl: 2

Abschrift

Original: Deutsch

Dr. med. Adolf Stoll Facharzt für Hals-, Nasen- u. Ohrenkranke Bad Dürkheim Rhpf. Telefon 420 Schenkenböhi 21 den 8.III.36. Hochgeehrter Herr Reuter ! Mit vielem Dank bestätige ich Ihnen den Erhalt Ihrer freundlichen Beantwortung, Ihre Besprechung der germanischen Himmelskunde, dazu die sehr erfreuliche von Hopmann, (-den Sprater gern zu zitieren pflegte, wenn es galt, die ihm unbequemen "Ortungsleute" der psychiatrischen Obhut zu empfehlen-), und vor allem Ihre Besprechung "Astronomie und Vergeschi. in Nr.1. der 'Forschungen und Fortschritte'. v. 1.I.36. In diesem letzter Heft fand sich auch ein Aufsatz v. Prof. H. Schneider-Tübingen über die Gestalt Sigfrids, der nach seiner Meinung wohl durch einen Dichter nach Xanten gekommen sei, der den dortigen "Heiligen und Drachentöter Victo... ins Deutsche übersetzt und ersetzt hätte -wie im Schlußabsatz steht. Warum hat sich Schneider nicht Ihres Werkes über die Rätsel der Edda bedient, wo er doch Unterlagen genug hätte "Eine alte Göttlichkeit Sigfrid , wie Sie sagen, zur wesentlichsten Erklärung heranzuziehen, und wenn Sch. sich noch das Werk E. Jung's-Marburg über die "germanischen Götter und Hel- den in christlicher Zeit" dazu genommen hätte, wäre er wohl auf den sehr naheliegenden Dreh gekommen, daß in der Xantener Gegend die ebenem göttli- che Gestalt Sigfrids noch so stark bestand, daß es die Christen für rat- sam hielten, ihn mittels -römischer "Übersetzung" zu erledigen.... Und gerade Sigfrid konnte nicht nur in der Xantener Gegend durch Überlieferung getragen geblieben sein, wir haben Ursache, uns in der Dürk- heimer Gebend seiner zu erinnern, die Kammern im Drachenfelsen und die vom hiesigen Kriemhildenstuhl nach Worms laufende Ortungslinie zur Mond- wende, die in Worms an den Platz der Pauluskirche geht (wo zuvor die Stadt- burg der auch aus der Lintburg vertriebenen Salier stand) müssen schon Ursache sein, an ihn hier besonders zu denken. Wenn aber in unserer Pfalz verbreitet wird, daß die Gestalten der Edda, u.s.w. nur "Kunstdichtung des 12-13. Jahrhunderts sind, dann braucht man sich über vieles nicht zu wundern! Ich lege Ihnen einige Sätze aus einer "archäologischen" Studie anbei, die der Verf. Herrn Sprater schenkte, und die dieser für wichtig genug hielt, sie der Pfälzischen Landesbibliothek zu geben: Was sagen Sie nur zu der Ansicht über die "Kunstdichtung"? Ich möchte diese Sache in die Besprechung Ihrer Rätsel der Edda bringen-denn so etwas, wie Sie hier lesen, ist die Auffassung der schwarzen Schichte im schwarzen Speyer, einschließlich des "Protetantischen" Sprater. Ich habe die dortige pfälzische Landesbibliothek sogleich nach Ihren Besuche im Hornung 1935 befragt, ob Ihr Werk dort angeschafft ist, und als es verneint wurde, habe ich dies unserem damaligen Bürgermeister Imbt als dem Vorsitzenden des pfälzer Kreistages gemeldet, worauf mir die beifolgende erfreuliche Antwort wurde (29.III.1935). Bürgermeister Imbt ist nun nach Neustadt a.H. versetzt Sache spielt schon seit Oktober, und ich hoffe, daß ich mit dem neuen Bür- germeister eher die Erfordernisse im Heidenmauergebiet erreichen kann ist aber noch nicht hier. Die Zerstörungen dort oben, seit letztem Jahr sind sehr fortgeschritten, wie Sie wohl auch einmal wieder nachsehen we Die Probegrabung von Prof. Reinerth habe ich wohl richtig am Hügel "L" (Abb.4) endeckt, wo Steine herausgenommen und wieder eingesetzt sind Vielleicht hat R. auch an anderen Stellen gegraben, die aber jetzt übel zugerichtet sind; sogar mitten auf dem nördlichen Teil des Mittelpfades liegen Steinplatten von der Art, wie sie an Halb ausgegrabenen Hügeln herausschauen. Daß Prof. Reinerth die La-Tênezeit für die Grüber, soweit er sah, be- stätigte, ist wieder eine Bestätigung, daß Sie gegen die vorgefaßte Meinung Spraters (der "nichts gefunden hat") richtig erkannten, um was es sich handelte, und ich freue mich, Ihren Brief vom 22. Ostermond 1935 vorzune... in welchem Sie außerdem daraufhinwiesen, daß nach Auffindung von Gräbern (der vorrömischen Zeit, natürlich) "die Kultvermutung am Ostpunkt eins s... Stütze" erhalten würde; Totenkultrichtung und Ostrichtung lassen ebenfalls erraten, was wir vor der römischen Steinbruchzeit am Ostpunkt der Heiden- Mauer zu vermuten haben, und daß gerade die Jahres-Zeit germanischen Toten- und Helden-Gedächtnisfeiern, mittels der "Fastnachtsfeuer" an diesem Ost- Punkt überliefert worden ist, macht die vorgeschichtliche Bedeutung des- selben eigentlich deutlich genug: S's Spalte 18 im Brunhold'st.-Heft des M'hmr A.V. von I.-III. 1935; das Werk, "Kultische Geheimbünde" von Prof. Höfler war mir bei der Drucklegung dieses Heftes leider noch nicht bekannt, sonst hätte ich bestimmt sehr darüber (d.h. Totenkultzeit) gebracht. Gegen die Grabung von Herrn Prf. Reinerth möchte ich doch vorbringen, daß es ihm in der Kürze der ihm möglichen Zeit nicht gelingen konnte, eine der- art eingehende Grabung zu tätigen, wie es Herr Düstersiek auf den Ebersberg in musterhafter Weise erreichen konnte: Ich meine die Freilegung der äußeren Steinkreise um den von mir auf dem Ebersberg angegebenen Hügel! Nun hat vor einigen Wochen Sprater hier verbreitet, daß bald wieder am Brunholdis'stuhl weitergegraben würde, und heute erfahre ich, daß Herr R.S.S.Führer Himmler selber in absehbarer Zeit -innerhalb des Heidenmauerbereiches graben werde, weshalb er mit dieser erfreulichen Begründung die vom Mannheimer Alter- tumsverein beabsichtigte Düstersiek-Grabung nicht genehmigen möchte: Dies wäre aber in Anbetracht der im Juni ankommenden Versammlung der Detmolder Vorgeschichtler sehr zu bedauern, die ja auch zum Ebersberg kommen, und da würde das Grabungsergebnis auf dem Heidenmaauerberge gar zu mager aussehen! Möchten Sie nicht Herrn R. bitten, daß er die gedachte Düstersiek-Grabung, von deren Anschaulichkeit er sich ja selbst auf dem E.-berge Überzeugen kann, bei H'rn Himmler befürwortet, im Interesse einer einige 3-400 Personen zählenden Geschichtsfreunde-Versammlung, und damit der Sache selbst. Ich ver- weise auf die von Düstersiek entdeckten West-Ost-Anbauten am Ebersberghügel, (-also wohl wieder die Totenkultrichtung?) und möchte angesichte dieser Besonderheit unserer Landschaft, weil ich ähnliches innerhalb der Heiden- mauer nicht ausschließen kann, um nochmalige Befürwortung der von den Mannheimern vorgeschlagenen Düstersiek-Grabung gebeten haben; Oder hat H'r Himmler vor, noch in diesem oder im Monat Mai zu graben? Frau M. Fürtner ist die Tochter des ehem. Besitzers an der Heidenmauer; daher von Jugend an auf sie und Umgebung eingestellt gewesen. Den Standort der beiden vorgeschichtlichen Steine können die auf der Karte 1:25000 nahe der beschriebenen Ortungslinie sehen; daß von Stein zu Stein directe Sicht bestand, geht an Hand der Karte aus den Worten der Berichterstatterin hervor. Auch der Kriemhildenstuhl (sog. Brunh'stuhl) liegt in gleicher Sicht, was sich heute, im bewaldeten Zustand der Neuzeit (nach 1870) stellenweise schwer erkennen läßt: Noch um 1760 war alles ohne Wald. Ich komme noch einmal darauf zurück, denn für heute wollte ich bes. die Bitte um Befürwortung der Düstersiek-Grabung vorbringen, deren Art Herrn R. bestimmt Freude machte,-—wenn man sie ihm gezeigt hat; leider konnte ich H'n Prf. Reinerth noch nicht persönlich begegnen, sonst wäre auch die Besich- tigung des Ebersberg-Grabes und anderes nicht unter blieben, das man von der Südspitze der Heidenmauer aus sehen kann. Vielen Dank für Ihre Hinweise, Heil Hitler!
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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

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