Das Motiv der Nachtwache zeigt uns verschiedene Formen der Einsamkeit. Der Kranke nimmt seine Umgebung kaum noch wahr. Seine Augen sind offen, doch der Blick ist auf die Decke gerichtet. Er ist völlig in seiner Hilflosigkeit gefangen und kommuniziert nicht mit der Schwester, die an seinem Bett steht. Auch sie ist übermüdet, wie die nachlassende Körperspannung und die schweren Augenlider verraten. Das karge Krankenzimmer und die strenge Komposition aus Horizontalen und Vertikalen unterstreichen die Atmosphäre von Erschöpfung und Einsamkeit. Trotzdem zeigt das helle Gesicht der Schwester auch Duldsamkeit und Mitgefühl. Eingerahmt von der leuchtend weißen Haube schwebt es förmlich über der tristen Szene und transzendiert so zur immer vorhandenen Möglichkeit himmlischer Gnade. Die zeichnerische Vorlage zu dieser Zeitungsillustration stammt laut der Beschriftung von Gabriel v. Max. Die Herkunft des Bildes gibt einige Rätsel auf: in v. Max Werk ist das Motiv nicht zu finden. Ebenso wenig bekannt sind die laut Signatur weiteren Beteiligten L. Ruff und C. Dieterle. Weder zu Zeitschrift und Ausgabe noch zum Verlag liegen verlässliche Informationen vor.
Die Mischung aus ganzseitigen Holzstichillustrationen, Fortsetzungsromanen und journalistischen Inhalten entspricht dem Stil von Blättern wie der "Gartenlaube" oder "Über Land und Meer". Die Rückseite ist dreispaltig bedruckt, mit Texten in Frakturschrift. Einer beschreibt "Die Geschichte der Schminke", der zweite die heldenhafte Leuchtturmwärterin Ida Lewis aus Newport, was ein Erscheinungsdatum von 1870-1881 wahrscheinlich macht.
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