Die figürlichen Elemente der Komposition verschmelzen miteinander zu einem allegorischen Gebilde. Hauptfigur ist ein weiblicher Torso, der in der Erde wurzelt.
Das Wurzelgeflecht formt sich zu einem Gesicht mit derben Zügen, von feinen Wurzeln
wie mit Runzeln überzogen. Die Wurzelstruktur umschließt die rechte Seite des Torsos, bis sie sich auf Schulterhöhe in dunkle schraffierte Cirruswolken verwandelt. Links neben dem unterirdischen Gesicht halten sich eine Frau und ein Mann, beide nackt, in inniger Umarmung. Das Paar befindet sich in einer geschlossenen Form, ähnlich einer Samenkapsel oder einer Mandorla, der frühmittelalterlichen Aureole, die den gesamten Körper umschließt. Ihr entspringen zarte Ranken, die sich an der linken Seite des Torsos empor winden und sich in einer Mischung aus Blüten und puttenähnlichen Kindergestalten auflösen. Im Hintergrund rechts ist eine Stadt angedeutet, mit Kirchturm, emporragenden Baukränen und rauchenden Fabrikschloten. Sparsam im Bild verteilte Pastelltöne in Blau und Gelb akzentuieren den Hintergrund und die floralen Elemente auf der linken Seite. Titel, Signatur und Auflagennummer stehen rechts unten im Blatt. Wie viele in der DDR tätigen Künstler befand sich auch Helmut Maletzke unter ständiger Beobachtung der Staatssicherheit. Seine Konflikte mit Funktionären der Kulturbürokratie führten zu Repressalien und machten seine Suche nach künstlerischer Freiheit zur ständigen Gratwanderung. Die Allegorie mit ihrem unspezifischen, vielleicht utopischen, auf jeden Fall die Gegenwart überdauernden Motiven war unter diesen Umständen als künstlerische Ausdrucksform naheliegend.
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