Aus dem Nachlass von Joseph Beuys gelangten vier Lehrtafeln für den anatomischen Unterricht an der Kunstakademie Düsseldorf in die Sammlung Murken.
Dieses dazu gehörige Exemplar ist eine mit Tusche gezeichnete Reproduktion nach einer Malvorlage mit der Abbildung dreier unterschiedlich geformter Schädel in Seitenansicht. Die Tafel ist monogrammiert mit "L-H-S".
Die Vermessung und Beschreibung der Schädelform und Ihrer Struktur wird in der Kraniometrie behandelt. Sie wurde 1764 von Jean Louis-Marie Daubenton erstmals beschrieben. Es handelt sich um eine Messmethode, welche die Bestimmung von Geschlechtsmerkmalen und die ethnische Zuordnung des Schädels ermöglicht. Zu den Messpunkten am Schädel gehören: Glabella (der Punkt des Stirnbeines, der am weitesten vorspringt), Opisthocranion (der hintere Endpunkt des Schädels), Eurion (der beidseits gesetzte Endpunkt der Schädelbreite), Orbitale (der tiefste Punkt der Augenhöhle), Nasion (der Punkt, der sich in der Mitte der Naht zwischen Nasenbein und Stirnbein befindet), Pogonion, Gnathion und Menton (Messpunkte des Kiefers). Die Kraniometrie erlebte ihre Blütezeit im 19. Jahrhundert, wo in Medizin, Anthropologie und der bildenden Kunst zur Anwendung kam. In der Anthropologie des 19. und 20. Jahrhunderts wurde sie zur wissenschaftlichen Legitimierung rassistischer Ideologien missbraucht. Diese Entwicklung fand ihren Höhepunkt während des Dritten Reiches und kompromittiert die Methode bis in die Gegenwart. Verwendet wird sie heute noch in der Archäologie und Paläoanthropologie, sowie in der plastischen Chirurgie.
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