In Joseph Bauwens Werk finden sich Elemente des Expressionismus, von naiver Kunst und Art brut, die zusammen mit einer Dosis tiefschwarzen Humors zu kraftvoller Darstellung zusammen finden. Hinter Bauwens vordergründiger Impulsivität verbirgt sich echte Reflexion über die Gesellschaft, die Machtverhältnisse, die Aggressivität der Menschen und die Bedingungen ihrer Existenz.
Hier zeigt er uns eine Arztvisite im Krankenhaus. Wie oft bei Bauwens wird räumliche Tiefe ins zweidimensionale zurückgeführt. Die Flucht des schmutziggelben Fußbodens und die blaue Wand des Zimmers bilden einen gemeinsamen fast zweidimensionalen Hintergrund, über den Personen und Requisiten verteilt sind. Links im Bild steht der Arzt mit Mundschutz, Stethoskop und blutbeflecktem Kittel, neben ihm eine Krankenschwester, die ihre Injektionsspritze wie eine Stichwaffe in der Hand hält. Das Krankenbett teilen sich vier Patienten. Ihre angedeuteten Gesichtszüge zeigen verschiedene Gefühle: Angst, Verzagtheit, Apathie aber auch sorglose gute Laune. Über ihren Köpfen hängen Fieberkurven. Der Blick des Betrachters springt von einem Gegenstand zum nächsten und kommt auf diesem Bild nicht zur Ruhe. Die Details geben bei näherer Betrachtung auch genügend Anlass zur Beunruhigung, sie bilden einen makabren Wirrwarr aus medizinischen Instrumenten und abgetrennten Körperteilen. Die drohende Anwesenheit des Todes zeigt sich in auch in den skelettartigen Umrissen, mit denen sich die Körper der Patienten unter der Bettdecke abzeichnen. Dazu liegen die Patienten offenbar ahnungslos auf ihren Särgen, die unter dem Bett versteckt sind.
Die Farbpalette ist in kräftigen warmen Tönen gehalten und reicht von Grün, Gelb, Türkis, Blau bis hin zu Braun und Orange. Im grellen Kontrast dazu stehen das Weiß der Kittel und das Rot der Blutflecken. Die dargestellten Figuren sind schwarz umrissen und flächig ausgemalt. Signatur und Datum stehen im Bild rechts unten.
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