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Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir 1848/1849 Schriftgut - Flugblatt [2022/0061/077/011]
https://rlp.museum-digital.de/data/rlp/resources/documents/202203/25195126843.pdf (Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir (CC BY-NC-SA)
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Titel. "Das souveräne Volk an seine Diener" 1848

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Beschreibung

Dieses Flugblatt mit dem Titel "Auch ein Flugblatt aus der deutschen Nationalversammlung -Das souveräne Volk an seine Diener" wurde 1848 verfasst. Da hier der Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung Robert Blum direkt angesprochen wird, muss die Schrift vor dem 9. November (Hinrichtung Blums in Wien) veröffentlicht worden sein. Als Verfasser "im Namen des Souveränen Volks" wird ein Johann Krumm - möglicherweise ein Pseudonym - genannt.
Der "Verfasser" - der zu den Vertretern einer radikaldemokratischen Position zu gehören scheint - wendet sich in direkter und ironischer Ansprache (Sankt ...) an die Abgeordneten Blum, Zitz und Schlöffel, die zur Fraktion "Deutscher Hof", also zur "Linken" gehörten.
Man wirft diesen Personen "schlechte Arbeit" vor und dass sich ihre Absichten ins "Gegenteil verkehrt" hätten. "Unverantwortlich" seien ihre Handlungen, "aber nicht die Personen".
Die Wahl von Johann von Österreich wird kritisiert bzw. es wird moniert, warum keiner der angesprochen "linken" Abgeordneten bei dieser Wahl zum Zuge kam.
Diese werden im Folgenden aufgefordert ihre Absichten und Handlungen in der Reichstagszeitung zu erklären und zu rechtfertigen. Sollte dies nicht geschehen, besteht die Gefahr, dass das Volk seine Unterstützung verweigert.
Der Zeitpunkt dieser Vorwürfe sei durch die Vorkommnisse in Frankreich bedingt. Die blutige Niederschlagung des Juniaufstandes durch den Kriegsminister und späteren Ministerpräsidenten Cavaignac stehe der avisierten Unterstützung der demokratischen Bewegungen durch Frankreich entgegen.
Damit in Deutschland nicht auch die Volkssouveränität mit Füßen getreten werde, wird von den Abgeordneten erwartet, sich deutlich gegen reaktionäre Bestrebungen zu stellen. Da "die Reden in der Nationalversammlung nichts nützen" werden sie aufgefordert, sich "außerhalb der Nationalversammlung" positionieren und darüber hinaus auf einen Aufstand gegen "Reaktion" und Bourgeoisie" in naher Zukunft hinzuarbeiten. Man erwarte Taten und keine unverbindlichen Absichtserklärungen.
Der folgende Abschnitt zeigt deutlich, dass der Text insgesamt ironisch gemeint ist und die Handlungsweise der "Linken" zu diskreditieren versucht. So wird beklagt, dass eine "Wiederkehr des Vertrauens" - gemeint ist hier wohl das Streben nach politischem Konsens - auch "die Arbeit wiederkehrt, welche für das souveräne Volk Zustand tiefster Erniedrigung ist". Das Mandat der angesprochenen Abgeordneten "lautet nicht auf Arbeit, sondern auf Wohlstand, Bildung und Freiheit für uns Alle. Gebt uns Freiheit und Wohlstand, die Bildung wollen wir Anderen lassen, denn wir können sie nicht brauchen und ihr schlagt sie auch nicht hoch an". Alles andere sei Betrug am Volk.
Anstelle von Unterschriften "im Namen des Souveränen Volkes" folgt ein Statement des Verfassers. So hätten von den 45 Millionen Deutschen nur 44999953 nicht unterzeichnet, "darunter der dumme Michel" - womit das deutsche Volk als Ganzes gemeint ist. Es folgt die Forderung nach Abschaffung "des Vorrechts des Reichthums oder Eigenthums", weswegen man "Revolution gemacht und Souverän geworden" sei. Die Wünsche des Volkes seien zu erfüllen, "Forderungen an das Volk dürfen nicht mehr stattfinden, weil sie reaktionär" sind. "Wenn unser Robert (Blum) den Antrag nicht stellen will, kann ich ihn nicht mehr als social betrachten".
Das Papier endet in der Forderung, Vergehen gegen das Privateigentum zu amnestieren bzw. in der Kritik des Privateigentums an sich.
Bei diesem Flugblattes handelt es sich um eine satirisch überspitzte Darstellung, die - wie schon oben angesprochen - dazu dienen sollte, die "Linken" insgesamt in Mißkredit zu bringen. In der Sammlung der Uni-Bibliothek Frankfurt/Main ist ebenfalls ein Exemplar vorhanden und der Text wird als "Desinformationsschrift von reaktionärer Seite" (Zitat des Bearbeiters Welscher) beschrieben. Anlass sei die Verabschiedung des Gesetzes über die "provisorische Zentralgewalt" in der Frankfurter Nationalversammlung gewesen.
Dem Titel nach zu schließen, könnte der Verfasser Abgeordneter in der Paulskirche gewesen sein, aber der Name taucht nicht in den Listen auf. Daher die Annahme, dass es sich um ein Pseudonym handeln könnte.

Datierung: Ende Juni 1848

Material/Technik

Papier / gedruckt

Maße

Länge: 27,5 cm, Breite: 22 cm, Stückzahl: 1

Literatur

  • Hans Blum (1897): Die deutsche Revolution 1848-1849. Leipzig
  • Otto Fleischmann (1899): Geschichte des pfälzischen Aufstandes im Jahre 1849. Kaiserslautern
  • Ralf Zerback (2007): Robert Blum: eine Biografie. Leipzig
  • Wolfgang J. Mommsen (1998): 1848 - Die ungewollte Revolution. Frankfurt am Main
Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Objekt aus: Stadtmuseum Bad Dürkheim im Kulturzentrum Haus Catoir

Der über 2000-jährigen Tradition des Weinbaus in Bad Dürkheim entsprechend, ist das Stadtmuseum in einem ehemaligen Weingut untergebracht. Auf über...

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