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Stiftung Stadtmuseum Berlin Berliner Künstlerinnen [VII 60/1212 w]
Hainchelin, Marie Ulrike: Skizzenbuch mit Zeichnungen von Marie Ulrike Hainchelin und Friedrich Gilly (Stiftung Stadtmuseum Berlin Public Domain Mark)
Herkunft/Rechte: Stiftung Stadtmuseum Berlin / Michael Setzpfandt, 2021 (Public Domain Mark)
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Hainchelin, Marie Ulrike; Gilly, Friedrich: Skizzenbuch

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Beschreibung

Skizzenheft mit 35 Blatt, 77 Skizzen. Berührendes Zeugnis des Epochenwandels hin zum Klassizismus mit vereinzelten Datierungen zwischen 1787 und 1796.

Begonnen hat Marie Ulrike Hainchelin in diesem Skizzenheft 1787 mit Figurenstudien nach Vorlagen des Rokoko. Sie gehören wohl in die Zeit, in welcher sie Zeichenunterricht von Daniel Chodowiecki erhielt, der ja gleichfalls der Französischen Kolonie angehörte. Chodowiecki beschreibt seinen Unterricht für Marie Ulrike Hainchelin in einem Brief vom 13. Juni 1785 (Briefe 1929, S. 80). Ab 1795 finden sich in dem Skizzenheft Skizzen von Friedrich Gilly, die seiner Antikenbegeisterung und klassizistischer Haltung entsprangen. Das Besondere ist der aus den Skizzen von Marie Ulrike Hainchelin und Friedrich Gilly deutlich werdende enge künstlerische Austausch zwischen den Beiden, die auch jugendlichen Humor zeigen, wenn beispielsweise eine Frauenfigur von Marie Ulrike Hainchelin von Friedrich Gilly mit einer Pfeife ergänzt wird (Seite 57). Dabei sind die Rollen klar verteilt, sie ist seine Schülerin und er nimmt seine Rolle gern wahr. Innerhalb des kurzen Zeitraums ist eine deutliche künstlerische Entwicklung von Marie Ulrike Hainchelin sichtbar, nicht immer sind die Hände gleich klar zu scheiden, weshalb in dieser Erstpublikation eine Auswahl getroffen wurde.
Die Familie Gilly war 1788 von Stettin nach Berlin übergesiedelt, der Vater David Gilly (1748-1808) war mit Geheimrat Hainchelin befreundet, der wie er hugenottische Wurzeln hatte, was auch den Wohnort im Hainchelinschen Hause (Taubenstraße 16) bestimmt haben dürfte (Oncken S. 28). 1799 hatten Marie Ulrike Hainchelin und Friedrich Gilly nach achtjähriger Verlobungszeit geheiratet, im Jahr darauf starb Friedrich Gilly. Spätere Zeugnisse einer künstlerischen Tätigkeit, auch nach ihrer zweiten Ehe mit Friedrich Gillys Freund Konrad Levezow (1770-1835), sind bisher nicht bekannt.

Aus Berlin-Charlottenburger Privatbesitz von Dr. W. Steinhart 1960 für das Märkische Museum erworben.

Seite 1: Zwei Jungen mit Mantel und Dreispitz im Zeigegestus (Kreide auf Bütten)
Seite 3: Sitzende Junge Frau mit Haube in einem Ohrensessel, betend (Kreide auf Bütten)
Seite 5: Sitzender Herr mit weitem Schlafrock und Mütze, betend (Kreide auf Bütten)
Seite 7: Sitzender Herr nach vorn gebeugt, betend mit geschlossenen Augen (Kreide auf Bütten)
Seite 9: Sitzende Frau im Umhang, vor ihr ein Kind mit Schlafmütze sitzend, bez. re. u. "Fait le 31 de May / 1787." (Kreide auf Bütten)
Seite 11: Stehende Frau im weiten Kleid (Dienstmädchen), schlafend auf einen Tisch gelehnt (Kreide auf Bütten)
Seite 13: Mutter sitzend mit Baby auf dem Arm, bez. re. u. neben der Darstellung "M. Hainchelin del:" (Kreide auf Bütten)
Seite 15: Zwei Frauenstudien, eine nach links gewendet mit erhobenen Armen, eine mit Umhang nach rechts, beide mit Hauben (Kreide auf Bütten)
Seite 17: Frauenstudie, nach links gewendet mit erhobenem Arm (Kreide auf Bütten)
Seite 19: Ganzfigur eines Lautenspielers in Landschaft mit Bauernhaus im Hintergrund, bez. re. u. "le 6 d Okt / 1790" (Graphit auf Bütten)
Seite 33 Knieender Atlet im Profil mit Tambourin, bez. re. u. "den 23.ten Januar / 95" (Bleistift auf Bütten)
Seite 45 Sitzende Vestalin? in ein langes Gewandt gehüllt, nach links, bez. re. u. "den 23. May 95." darunter schwach leserlich in einem Ornament "Maria" (Bleistift auf Bütten)
Seite 47 Sitzende Griechin mit einem Gefäß in der linken Hand, nach links, bez. re. u. "den 30. April [?]", unten Strichproben mit Feder (Feder in Schwarz über Bleistift auf Bütten)
Seite 49 Stehende frontal, mit Krug in der Linken und Instrument in der erhobenen Rechten (Bleistift auf Bütten)
Seite 53 Stehendes Paar, er mit einem Stab in der Rechten, oben rechts eine [verbessernde] Kontrapost-Studie von Friedrich Gilly (Bleistift auf Bütten)
Seite 55 Hüftstück einer Vestalin hinter einer Maske (Pinsel und Feder über Bleistift in schwarz laviert auf Bütten)
Seite 57 Skizze einer auf einem hohen Hocker sitzenden Frau, die Rechte mit dem Fächer aufgesützt, im Hintergrund Landschaftsstudien, mit weichem Bleistift [vielleicht von Friedrich Gilly] eine Pfeife im Mund der Frau [Bildnis von Marie Ulrike Hainchelin selbst?] ergänzt [Bleistift über Bütten]
Seite 59 Umrisszeichnung eines Griechen mit einer erhobenen Schale [sitzend auf demselben Hocker wie vorige Darstellung] (Bleistift auf Bütten]
Seite 66-67 Sieben kleine Figurenstudien (Bleistift auf Bütten) Jeweils drei Studien von Friedrich Gilly (teilweise datiert 24. und 26. September 1796, signiert) und daneben oder darunter Wiederholungen desselben Motivs durch Marie Ulrike Hainchelin (teilweise unvollendet, teilweise datiert 25. September 1796 und signiert) (Feder in Schwarz, Bleistift, Pinsel mit Wasserfarben auf Bütten)

Literatur: Alste Oncken: Friedrich Gilly 1772-1800. Berlin 1981 (korrigierter, im wesentl. unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1935), enthält dieses Skizzenbuch noch nicht. - Briefe Daniel Chodowieckis an die Gräfin Christiane von Solms-Laubach, hrsg. von Charlotte Steinbrucker, Strassburg 1928.

Material/Technik

Skizzenheft in blauem Pappumschlag mit Bleistift- und Kreidezeichnungen, lavierte Federzeichnungen, vereinzelt auch Wasserfarben auf Bütten (mit Trockenstempel des Märkischen Museums Berlin, max. Höhe 1,8 cm)

Maße

Heftgröße (geschlossen): Höhe 20 cm, Breite 16,5 cm, Tiefe 0,3 cm

Stiftung Stadtmuseum Berlin

Objekt aus: Stiftung Stadtmuseum Berlin

Die Stiftung Stadtmuseum Berlin (Landesmuseum für Kultur und Geschichte Berlins) betreibt in Berlin mehrere landeskundliche und historische Museen....

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