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Museum Naturalienkabinett Waldenburg Nachlass Moritz Meurer

Nachlass Moritz Meurer

Über die Sammlung

Der gebürtige Waldenburger Moritz Meurer (1839-1916) gilt als Protagonist einer kunstgewerblichen Reformbewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in dem er das Naturstudium in den Angewandten Künsten und im Design förderte und in den einschlägigen Kunstgewerbeschulen des Deutschen Kaiserreiches implementierte. Sein grafischer und malerischer Nachlass mit ca. 6800 Verzeichnungseinheiten ging 1942 nach testamentarischer Verfügung durch Meurers Witwe, die Italienerin Giselda Mona Meurer (1872-1942), in das Eigentum der Stadt Waldenburg.

Meurer lernte bei den bedeutenden Künstlern Julius Veit Hans Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) und Ludwig Richter (1803-1884) in Dresden. Nach einer Ausbildung zum Dekorationsmaler in Berlin zog es Meurer 1884 dauerhaft nach Italien, wo er seine zentralen und revolutionären Lehrimpulse entwickelte. Anstelle des von ihm als zu schematisch und theoretisch kritisierten Unterrichts anhand historischer Vorlagen forderte Meurer die künstlerisch-gestaltende Erziehung durch die Natur selbst. Zu diesem Zweck konzipierte Meurer eine neue Unterrichtsmethode und liess von seinem Schüler, dem Kunstgießer und Modelleur Karl Blossfeld (1864-1932), Pflanzenmodelle und Fotografien von stark vergrößerten Pflanzenformen herstellen. Der Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt (1850-1938) bezeichnete Meurer im Jahr 1899 gar als den Ersten, der „eine tiefgreifende Umgestaltung des Ornamentes durch sorgfältiges Eingehen in den Bau der Pflanze“ erzielt habe. Meurers zeitgenössischer Ruhm wuchs: Auch Peter Berehns (1868-1940), Direktor der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule und herausragender Architekt sowie Designer, schickte sein Lehrpersonal zur Unterweisung zu Meurer nach Rom.

Erst mit der Gründung des Deutschen Werkbundes 1907 und einer neuen Auffassung von einer „Form ohne Ornament“ begann Meurers Bedeutung für das Kunstgewerbe zu sinken. Die durchschlagende Methode Meurers führte jedoch zu wiederkehrenden Phasen begeisterter Rezeption, allen voran in Bezug auf seine Fotografien. Anders aber als bei Karl Blossfeld, mit dem diese Methode bis heute fast ausschließlich verbunden wird, blieb Meurer eine lebendige Bekanntheit weitgehend versagt. Auch die Würdigung seines Erbes steht somit noch in den Kinderschuhen.


Der Nachlass wird derzeit konserviert und restauriert dank großzügiger Unterstützung der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen an den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Förderlinie "Künstlernachlasssicherung".

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