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Wettermuseum Wolkenvermessung 1901 am Meteorologisch-Magnetischen Observatorium in Potsdam mit dem Wolkenautomaten

Wolkenvermessung 1901 am Meteorologisch-Magnetischen Observatorium in Potsdam mit dem Wolkenautomaten

Über die Sammlung

Die Objekte zur Wolkenvermessung von 1901 gehören zur hausinternen Sammlung 7) Messtechnik für Wolken und Niederschlag in der Meteorologie.

Die international konzertierte Vermessung von Wolkenhöhen sowie Zugrichtungen und –geschwindigkeiten der Wolken mit photogrammetrischen Verfahren war in den Jahren 1896/97 an 13 über die Erde verteilten Stationen begonnen worden. In diesem "Internationalen Wolkenjahr 1896/97" konnte festgestellt werden, das das Vermessen mit Hilfe der Koppeschen Photo-Theodoliten sehr personalintensiv war. Außerdem setzte das Verfahren mit Theodoliten bei jedem einzelnen Foto eine umständliche fernmündliche Abstimmung zwischen den beiden entfernt voneinander arbeitenden Fotografen über die anzuzielenden Wolken-Partien voraus und blieb trotzdem mit Unsicherheiten behaftet, auch hinsichtlich des genau gleichen Zeitpunktes der Aufnahmen. Deshalb hatte Adolf Sprung schon während des Internationalen Wolkenjahres 1896/97 damit begonnen, zusammen mit der Berliner Firma Fuess eine automatisch arbeitende Wolkenkamera zu entwickeln. Solche „Wolkenautomaten“ kamen dann bereits parallel mit den Photo-Theodoliten im Jahr 1897 in Potsdam zum Einsatz. Nach Beendigung des Internationalen Wolkenjahres haben Adolf Sprung (bis 1909) und Reinhard Süring am Meteorologischen Observatorium in Potsdam die Wolkenvermessungen bis zum Jahr 1920 mit den Wolkenautomaten fortgeführt. Allerdings mussten in den Jahren zwischen 1897 und 1900 mehrere Reparaturen und Nachbesserungen an den Automaten vorgenommen werden, so dass das Fotomaterial aus den Wolkenautomaten vor 1900 nicht für wissenschaftliche Auswertungen der photogrammetrischen Wolkenvermessung verwendet werden konnte.

Im Unterschied zum Koppeschen Fototheodoliten war der Wolkenautomat fest montiert und arbeitete mit einer senkrecht nach oben gerichteten Bildachse. Die Genauigkeit dieser vertikalen Bildachsen beider Kamera-Automaten wurde durch astronomische Langzeitbelichtungen bei Nacht im Vergleich mit astronomischen Tabellen für die Positionen der „nahe am Zenit stehenden zwei Sterne erster Größe Wega (α Lyrae) und Deneb (α Cygni) erreicht“ (Süring 1922, S. 5) und jährlich wiederholt. Durch diese Wiederholungsmessungen erhielt man Korrekturwerte, die in die Berechnungen der Wolkenhöhen mit eingingen. Ein Verschwenken der Fotoapparate bzw. die jeweilig immer wieder neu vorzunehmende Ausrichtung beider Fotoapparate auf einen gemeinsam bestimmten Wolken-Sektor wie bei den Koppeschen Foto-Theodoliten war hier nicht mehr erforderlich. Der Plattenwechsel für zwei aufeinander folgende Aufnahmen erfolgte automatisch. „Nach vollzogenem Wechsel wird die in der Kamera befindliche Platte mit Federkraft von unten gegen die genau horizontalen Spitzen gedrückt, die sich ihrerseits in einem Rahmen mit 4 Marken befinden, welche sich bei der Aufnahme mit abbilden und damit zum Ersatz eines Fadenkreuzes dienen.“ Süring 1922, S. 3). Die größte Marke gibt die Südrichtung an.

Die Gleichzeitigkeit der Aufnahmen an den beiden Endpunkten der trigonometrischen Basis konnte durch Fernauslösung erreicht werden, so dass ein Beobachter für die Bedienung beider Apparate ausreichte. „Macht man nun eine zweite Aufnahme, so erhält man zwei zusammengehörige Plattenpaare, aus denen sich Höhe, Geschwindigkeit und Zugrichtung der photographierten Wolke berechnen lässt.“ (Süring, 1922, S. 4). Die beiden Automaten wurden an den Endpunkten der gleichen Basis installiert, die bereits im Internationalen Wolkenjahr benutzt worden war, nämlich auf der Landzunge Tornow der Halbinsel Hermannswerder in der Potsdamer Havel und auf dem „Kleinen Turm“ des Meteorologischen Observatoriums auf dem Telegrafenberg in Potsdam (siehe Abbildung). Für den Standort auf dem "Kleinen Turm sind die geografischen Koordinaten bei Körber, (S. 17) mit 53°22'56'' Nord/13°22'45''Ost angegeben. Der Höhenunterschied zwischen diesen beiden Automaten-Standorten betrug 69,4 m und die horizontale Entfernung 1469 m (Süring 1922, S. 7).

Die hier gezeigten Originalabzüge der Glasfotoplatten sind eine signifikante Auswahl aus den 75 in unserem Archiv befindlichen Exemplaren von insgesamt 246 durchgeführten Wolkenvermessungen im Jahr 1901, bei denen mindestens 492 Fotos entstanden sein dürften. Leider sind von den meisten Aufnahme-Terminen nicht beide Aufnahmen erhalten. „Von jeder gemessenen Wolke - je nach der Güte entweder von der M- oder der T-Platte, ist ein Positiv (Papierabzug) angefertigt worden, auf welchem die gemessenen Punkte mit roter Tinte eingezeichnet sind. Auf diese Weise ist eine äußerst wertvolle, bequem zu nutzende Sammlung von Wolken ohne perspektivische Verzeichnung entstanden.“ (Süring 1922, S. 9). Die für eine Messung vorgesehenen Wolkenpunkte wurden zumeist bereits auf der Glasplatte (dem Negativ) eingestochen und manchmal sogar auch bereits dort eingekreist, was auf dem Fotoabzug als weißer Kreis erscheint. "Insgesamt sind von den zwischen 1900 und 1920 aufgenommenen Wolkensituationen 1.723 Foto-Doppelplatten für Wolkenvermessungen benutzt worden" (Süring 1922, S. 9). Das Material zwischen 1900 und 1908 ist aufgrund seines Umfanges (1/3 aller Aufnahmen entstanden in diesem Zeitraum) nur im Manuskript bearbeitet, da zwischen 1914 und 1920 wegen der hohen Druckkosten bei kriegsbedingter Material- und Geldknappheit eine Veröffentlichung nicht erfolgen konnte. Dieses Manuskript, welches auch das Jahr 1901 betrifft, ist bisher nicht auffindbar, so dass hier nur vereinzelt aus den rückseitigen Notizen sowie unter Heranziehen verstreuter Quellen genauere Beschreibungen der Fotoabzüge und der daraus abgeleiteten Wolkenvermessungen erfolgen können.

„Während der ganzen Messperiode sind orthochromatische Silber-Eosin-Spiegelglasplatten von Otto Perutz, München, benutzt worden. Spiegelglas ist unbedingt notwendig, wenn man die Parallaxen bis auf 0,1 mm ausmessen will. Die perutzsche Emulsion hat sich auch bei wochenlangem Liegen im Freien, bei Sommerhitze wie bei feuchtem Winterwetter, als außerordentlich witterungsbeständig erwiesen.“ (Süring 1922, S. 5).

Sowohl die Koppeschen Phototheodolite wie auch der Wolkenautomat von Sprung und Fuess, sind 1899 auf der Nationalen Photographischen Ausstellung in Florenz ausgestellt worden.


Literatur:
Körber, Hans-Günter "Die Geschichte des Meteorologischen Observatoriums Potsdam" in der Publikations-Reihe des Deutschen Wetterdienstes (Hg.) : Geschichte der Meteorologie in Deutschland, Band 2, Offenbach a. M. 1993

Koldovsky, Milan "Fotografie in der Meteorologie", Halle (Saale) 1960, S.43 bis 51

Sprung, Adolf „ Ueber den photogrammetrischen Wolkenautomaten und seine Justirung“, in „Zeitschrift für Instrumentenkunde“, XIX. Jahrgang, April 1899, S. 111 bis 118

Sprung, Adolf „Ueber den photogrammetrischen Wolkenautomaten uns seine Justirung“, in „Zeitschrift für Instrumentenkunde“, XIX. Jahrgang, Mai 1899, S. 129 bis 137

Sprung, Adolf „Über die Justierung und Benutzung des photogrammetrischen Wolkenautomaten, in „Zeitschrift für Instrumentenkunde“, XXIV. Jahrgang, Juli 1904, S. 206 bis 213

Süring, Reinhard Ergebnisse der Meteorologischen Beobachtungen in Potsdam im Jahre 1914“, in „Veröffentlichungen des Königlich-Preußischen Meteorologischen Instituts“, Nr. 286, Berlin 1915, S.

Süring, Reinhard „Photogrammetrische Wolkenforschung in den Jahren 1900 bis 1920“, in „Veröffentlichungen des Preußischen Meteorologischen Instituts“, herausgegeben von G. Hellmann, Nr. 317, Abhandlungen Bd. VII, Nr. 3, Berlin 1922

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