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Kulturstiftung Sachsen-Anhalt - Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) Christian Borchert (1942‒2000)

Christian Borchert (1942‒2000)

Über die Sammlung

Der in Dresden geborene Christian Borchert begann seinen Weg als Fotograf bereits als 12-jähriger Schüler. Mit seiner ersten geschenkten Kamera begab er sich auf fotografische Streifzüge durch seine in Trümmern liegende Heimatstadt, fotografierte Klassenkameraden, Freunde und Bekannte. Nach dem Abitur begann er 1960 zunächst ein Studium der Kopiertechnik an der Ingenieurschule für Filmtechnik Potsdam-Babelsberg, das er 1963 abschloss. 1971, nur ein Jahr nach seiner Anstellung als Bildreporter bei der "Neuen Berliner Illustrierten" (NBI), wo er bis 1975 arbeiten sollte, begann er ein Fernstudium der Fotografik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Leipzig. Es entstanden im Rahmen eines Studienprojekts während einer Ungarnreise 1972/1973 die "Gesichter zwischen Donau und Theiß. Einhundertunddrei Fotografien ungarischer Menschen", ein erstes großes Porträtprojekt. Stark geprägt wurde Borchert bei der Arbeit an seinen Porträtaufnahmen durch die Fotografien August Sanders (1876-1964) und insbesondere dessen Buch "Menschen ohne Maske" (1971 posthum erschienen), das einen nachhaltigen Eindruck hinterließ.
Im Zentrum Borcherts serieller Arbeiten steht deshalb vor allem der Mensch, den er in seiner ganz eigenen Individualität und zugleich als Teil größerer Gruppen darzustellen weiß: Es entstanden u. a. Gruppen-, Künstler-, Fotografen- und Familienporträts sowie Aufnahmen vom Leben und Alltag der Menschen der DDR in Dresden und Berlin sowie in den osteuropäischen Ländern. Vor allem mit der Dokumentation des Alltags in der DDR avancierte er zu einem bedeutenden Chronisten dieser Zeit. Besonders ist dabei das durch die Gesellschaft für Fotografie im Kulturbund der DDR (GfF) finanzierte Projekt der "Familienporträts", welches Borchert ab 1983 in über 80 Wohnzimmer in der gesamten DDR führte. Bedeutende Aufnahmen entstanden außerdem bei der Begleitung des Wiederaufbaus Dresdens, vor allem der Semperoper und der Frauenkirche. Atmosphärische Stadt- und Architekturansichten, oftmals in der menschenleeren Nacht, läuten als "Tektonik der Erinnerung" zu Beginn der 1990er Jahre neue Wege in Borcherts fotografischem Arbeiten ein. Besondere Aufmerksamkeit galt der retrospektiven, künstlerischen Arbeit mit seinem Archiv – von Borchert in fast archäologischem Ausmaß umgesetzt. Dort ordnete, beschriftete er Bilder immer wieder neu, schuf neue Thematiken und verwarf sie dann wieder.
Christian Borchert verunglückte im Jahr 2000 tödlich bei einem Badeunfall in Berlin.

Aus den über 200 Aufnahmen Christian Borcherts in der Fotografischen Sammlung des Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) wurden hier fast 50 exemplarisch ausgewählt. Darunter sind auch Abzüge aus der Dauerleihgabe des Fotokinoverlags, die Borcherts Rezeption bereits zu DDR Zeiten belegen. Weitere Arbeiten befinden sich in der Bildersammlung der Gesellschaft für Fotografie im Kulturbund der DDR (GfF), die ebenfalls im Kunstmuseum Moritzburg verwahrt wird.
Der schriftliche und künstlerische Nachlass des Fotografen wird in der SLUB Dresden (Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek) verwahrt. Das „Archiv der Fotografen“ der Deutschen Fotothek bietet mit über 12.000 digitalisierten Arbeitsabzügen die Möglichkeit, sich intensiv mit Christian Borcherts Werk auseinanderzusetzen.
Zum 20. Todestag Christian Borcherts erschien am 15. Juli 2020 ein Beitrag auf dem Blog des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale).

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Sammlung Fotografie [1104]

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