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Krankenhausmuseum Bielefeld e.V. Narkose und örtliche Schmerzbetäubung

Narkose und örtliche Schmerzbetäubung

Die Geschichte der Schmerzbetäubung und der Ausschaltung des Bewusstseins geht zurück auf ..
Bis dahin mussten operative Eingriffe einschließlich Zahnextraktionen bei vollem Bewusstsein durchgeführt werden. Den Schmerz zu unterbinden, konnte zwar schon lange durch Einnahme einer entsprechenden Alkohol-Einnahme gelingen, infolge der geringen "therapeutischen Breite" von Äthylalkohol kam man dabei aber der toxischen Dosis schon recht nahe und es drohte die Atemlähmung.
Die hier vorgestellten Objekte stammen aus der Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts, im Übergang von der Äther- und Chloroform-Tropfnarkose zu Systemen mit geschlossenem Wirkstoff-Kreislauf.

Historisch bedeutsam ist ebenfalls die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch regulär erfolgte Anwendung von Kokain zur lokalen Schmerzbetäubung in der HNO-Heilkunde, die im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts offenbar nur noch in Ausnahmefällen erfolgte.

Die Objektgruppe befindet sich noch im Aufbau.

[ 7 Objekte ]

Narkose-Tubus nach Lumbard-Mayo

Narkose-Tubus nach Lumbard-Mayo, Tubus in offener Bauform, wurde für die Chloroform-Narkose verwendet - Platzierung im Rachen, ähnlich wie ein Güdel-Tubus. Mit Metallplatte und schwarzem Gummi als Beißteil. Der eigentliche Tubus besteht aus 2x3 gebogenem nahezu rostfreien, stabilen Stahldrähten, in der Halteplatte mithilfe eines kleinen Hebels fixierbar. Halteplatte mit zwei Löchern versehen, Gravur 4 und Aesculap-Firmenlogo mit der Zahl 6 (oder 9). Noch heute (2020) wird der Tubus nach Lumbard-Mayo von der pakistanischen Medizintechnikfirma Franzy Instruments hergestellt. Das Exponat wurde dem Krankenhausmuseum in einer offener Pappschachtel (z.T. defekt) überbracht, mit Zubehör (?): schwarze scheibenförmige Gummidichtungen, kleiner Spiralbohrer mit Griff in Plastikschatulle, Anschluss-Stücke für Gummischläuche (grün/abgeschnitten), kleinen Flaschenbürsten, Klemme, 2 Anschlussstücke für Schläuche in Plastiktüte, mit kleinen Dichtungen dabei. Weiterhin feiner gebogener Draht, teilweise mit Glas umhüllt, spitzer Metalldorn und Holzschraube (!) (Schlitzschraube Messing), Dichtungsring, kleiner heller Gummistopfen und Glasschliff-Stopfen

Chloräthyl Sprayampulle Dr. Henning

Chloräthyl Dr. Henning: Sprayampulle in Original-Verpackung mit Beipackzettel, mit dem Duftzusatz (roter Aufkleber) Eau de Cologne angefertigt. Glasampulle mit Öffnungshebel, ohne Inhalt. Chloräthyl wurde zur lokalen Betäubung und zur Rauschnarkose z.B. bei einer Adenotomie (Rachenmandel-OP) angewendet, ebenso bei der Parazentese (Durchstechung) des Trommelfells ), um bei einer eitrigen Mittelohrentzündung die Flüssigkeit nach außen abzuleiten (Knick/Eigler 1952, S. 47/S. 64).

Dräger Trichloräthylen-Inhalator

Trichloräthylen-Inhalator aus Glas in Original-Pappschachtel (braun), mit der weiteren Beschriftung Dräger Trichloräthylen-Inhalator, "Göttinger Modell" zur Schmerzlinderung unter der Geburt, nach Prof. Dr. med. Hosemann und Dr. med. Hickl. Firmenlogo Dräger, Heinr. & Bernh. Dräger, Telegr.-Adr.: DRÄGERWERK, Tel. 2 58 31 (ohne Vorwahl), Gebrauchsanweisung liegt bei. Gläserne Verdampfungsvorrichtung mit Halsband (naturfarben), mit zwei kleinen Korken verschlosssen. Anbei ein passender, kleiner Einfülltrichter, die "Gebrauchsanweisung für den Dräger Trichloräthylen-Inhalator" (in blauer Schrift gedruckt) sowie der Beipackzettel "Trichloräthylen pro analgesia "Dräger" für Analgesie-Zwecke". Anbei ein Karton-Deckel mit der Beschriftung "Anamenth" "Dräger", "Trichloräthylen pro analgesia c. Ment stabilisiert, 50 Ampullen, Fa. Christian Brunnengräber, Lübeck." Anwendung: Den Verdampfer bekam der Patient in die Hand, sodass infolge der Körperwärme das "Tri" verdampfte und eingeatmet werden konnte. Sobald der Patient das Bewusstsein verlor, fiel ihm das aus unzerbrechlichem Glas gefertigte Gerät aus der Hand und baumelte an dem Trageband um den Hals. Nach ein paar Atemzügen mit frischer Luft war der Rausch wieder vorbei. Trichloräthylen ist hochgiftig, es wurde auch als Fleckenmittel verwendet. Dieses Analgetikum wurde der Erfahrung nach nicht nur bestimmungsgemäß in der Geburtshilfe, sondern z.B. auch in der HNO-Heilkunde verwendet. Es führte zu einer einer Kurznarkose und konnte somit bei kleineren Eingriffen (z.B. einer Abszess-Spaltung) eingesetzt werden. Nach Lübbers (2016, S. 84/Museum Sybodo [abgerufen 2020], wurden solche Geräte ab 1941 eingesetzt. Die Veröffentlichung von Hosemann zur "Schmerzlinderung mit Trichloräthylen" (Urban&Schwarzenberg) ist 1952 datiert. Das vorliegende Gerät stammt aus dem Nachlass einer Arztpraxis (jetzt Bielefeld-Senne), mit einem laut Fußzeile im Jahre 1951 gedruckten Beipackzettel. Anbei Medikamenten-Deckel Anamenth "Dräger"

Morphin- und Kokainbuch

Verband der Ärzte Deutschlands (Hartmannbund) (Hg.): Morphin- und Kokainbuch für Ärzte (1931). In Halbleinen gebundenes Formularwerk, nummerierte Seiten in verschiedenen Beige-Farbtönen, unbeschriftet. Mit einem einleitenden, 12 Punkte umfassendem Text "Zur Beachtung" sowie einem zweiseitigem "Auszug aus der Verordnung des Reichsministers des Inneren über das Verschreiben Betäubungsmittel enthaltender Arzneien und ihre Abgabe in den Apotheken" vom 19.12.1930. Sowohl in der HNO-Heilkunde als auch in der Augenheilkunde war Cocain zeitweise das hauptsächlich empfohlene Lokal-Anästhetikum

Zerstäuber Messing

Zerstäuber (für Mundhöhle/Nase), gerades Metallröhrchen. Metallverschluss mit Anschluss für Gebläse, Das Instrument wurde zum Einbringen von oberflächlich wirkenden Betäubungsmitteln wie z.B. Pantocain-Lösung oder Xylocain-Lösung verwendet. Ein Vorläufermodell wurde 1910 direkt als Kokainzerstäuber bezeichnet. Bis in die 1970er-/1980er Jahre wird Kokain nur noch in Ausnahmefällen verwendet. (siehe PBM141 und BPV027)

Zerstäuber (für Mundhöhle/Nase)

Zerstäuber (für Mundhöhle/Nase), gerades Metallröhrchen. Metallverschluss mit Anschluss für Gebläse, Glasaufschrift: Graduierung Skala 1-13ml, Firmenlogo, Bild von links nach rechts: Verschlusskappe matt (a) und glänzend (c). Das Instrument wurde zum Einbringen von oberflächlich wirkenden Betäubungsmitteln wie z.B. Pantocain-Lösung oder Xylocain-Lösung verwendet. Vorläufermodell wurde 1910 auch als Kokainzerstäuber bezeichnet. Bis in die 1970er-Jahre wird Kokain nur noch in Ausnahmefällen verwendet. Das über einen Gummischlauch angeschlossene Gebläse (Blasebalg) am Objekt b) wurde nachträglich lehrbuchmäßig arrangiert. (Siehe PBM142b und BPV027)

Broncho-Oesophagoskopie Instrumentarium

Vollständiges Instrumentarium zur Broncho-Oesophagoskopie, H. Pfau (Berlin), Inh. L Lieberknecht, Berlin, NW. 6, Louisenstr. 48. In entsprechenden Haltevorrichtungen sind braune Fläschchen mit Cocain 10% und 20%, Paraffin und Adrenalin beigefügt. Mithilfe einer 9V-Stromquelle lässt sich die eingebaute Glühlampe betreiben, deren Licht über eine Lupe mithilfe eines in der Mitte eingeschnittenen Spiegels die Nutzung als Laryngoskop (mit kurzem Rohr) ermöglicht. Ein entsprechend langes Rohr erlaubt die Nutzung als Bronchoskop, mithilfe einer winzigen Glühlampe im Inneren von dessen Spitze lässt sich der Zielbereich gut ausleuchten. Beigefügt sind entsprechende Kabel sowie eine Schachtel mit Ersatz-Glühlampen. Der größere Typ ist mit 8-10V gekennzeichnet sowie der Prägung D.R.G.M. Die beiliegende Glaskugel mit zwei gegenüberliegenden Zugängen dient mithilfe eines Gummiballons als manuell betriebene Pumpe zur Speichelabsaugung. Die im Koffer vorgefundenen Zeitungsausrisse weisen auf einen Gebrauch des Instruments im Jahre 1945 hin. Spenderin: Marlene Flöttmann (Klinikum Bielefeld) - aus dem privaten Bestand der Familie Rohlfing Eine Diakonieschwester schreibt 2021 über ihre Erfahrungen mit der Untersuchung mit Bronchoskopien, die in den 1960er Jahren im dem Städtischen Krankenhaus Bielefeld (heute Klinikum Bielefeld) im Op. durchgeführt wurden. Nach ihrer Erinnerung wurde ein längeres Rohr verwendet, das per Laryngoskop in die Trachea eingeführt wurde. Es habe lediglich eine lokale Betäubung stattgefunden. Der Patient/die Patientin musste während der Untersuchung festgehalten werden, damit er/sie nicht dem Untersucher dazwischen griff. Nach der Maßnahme kam es infolge der Fremkörpereinwirkung zu einem sehr starken Hustenreiz. Eine weitere Diakonieschwester erinnert sich 2021: Als Prof. Jagdschian 1965 Chefarzt der Chirurgie im Städt. Krankenhaus Bielefeld wurde, führte dieser (im kleineren Umfang) die Herz- und Thoraxchirurgie ein. In diesem Zusammenhang fanden auch Bronchoskopien statt. Diese wurden im Narkoseraum des Op.-Saals durchgeführt, nicht in der Endoskopie, da sie in Kurznarkose vorgenommen wurden. Es wurde ein Narkosemittel gespritzt (Evipan?) und dann wurde das Bronchoskop eingeführt. Die Untersuchung wurde dann beim Aufwachen des Patienten möglichst beendet. In dieser der Phase wurden die Patienten sehr unruhig und hatten einen enormen Hustenreiz, manchmal mussten sie auch noch abgesaugt werden. Die Zeitzeugin hat viele solcher Untersuchungen begleitet und erinnert sich nicht gern an diese Torturen. 10%iges Cocain wird seit 189 auch zur Lokalanästhesie in der Augenheilkunde verwendet (Ridder 1993, S. 9-13 und S. 83)

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