museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de
Landesmuseum Württemberg Münzen der Römischen Republik

Münzen der Römischen Republik

Das Münzkabinett des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart bewahrt fast 1000 Münzen aus der Zeit der Römischen Republik, die digital nun vollständig publiziert und allen Interessierten zugänglich gemacht werden. Darüber hinaus haben wir diese 54 Münzen ausgewählt, die mit ausführlicheren Texten versehen sind und einen informativen Rundgang durch die Sammlung und die interessante Geschichte des römisch-republikanischen Geldes bilden.

VOM BARREN ZUM GOLDSTÜCK
Am Anfang steht dabei das sogenannte Aes grave, das barrenähnliche Schwergeld aus gegossener Bronze, das ab der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts v. Chr. in Rom hergestellt wurde. Um 211 v. Chr., während des Zweiten Punischen Kriegs, wird ein neues Silbernominal eingeführt, der Denar, der während der folgenden Jahrhunderte die Standardmünze des römischen Staates bleiben sollte. Goldmünzen kommen bis zur Diktatur des C. Iulius Caesar und der 27 v. Chr. mit Augustus beginnenden Kaiserzeit nur vereinzelt vor.

VON DER RES PUBLICA ZUM ALLEINHERRSCHER
Die Münzen der Römischen Republik, und hier natürlich besonders die Denare, bieten interessante und abwechslungsreiche Bildmotive, die sich im Lauf der Zeit von einer allgemein staatlichen Thematik mit Göttern und Symbolen der Republik hin zu einem individuell von den amtierenden Münzmeistern bestimmten Bildprogramm entwickelten, das vor allem der Repräsentation ihrer Familien (gentes) diente. Diese Beamten, meist junge Männer am Beginn ihrer politischen Laufbahn, bildeten ein Dreierkollegium, welches jeweils ein Jahr lang für die Münzemissionen des römischen Staates verantwortlich war. Gegen Ende der Republik waren es dann die Feldherren, welche das von ihnen oder ihren Anhängern geprägte Geld als Medium zur Eigenwerbung nutzten.

Die Münzen wurden nach Michael Crawfords „Roman Republican Coinage“ (London 1974) datiert. Auch wenn die dort angestrebte jahrgenaue Einordnung der an sich undatierten Münzen in manchen Fällen zu unsicheren Ergebnissen führt und stellenweise überholt ist, bleibt das Buch doch das bis heute gültige Standard- und Referenzwerk zum Thema. Für fachliche Unterstützung in Einzelfragen bedanken wir uns bei Dr. Wilhelm Hollstein, Oberkonservator des Münzkabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden.

[ 54 Objekte ]

Denar des Q. Minucius Thermus mit Darstellung eines Soldatenkampfes

Götter und Symbole des Staates dominierten das Bildprogramm der ersten römischen Münzen, doch am Ende des 2. Jahrhunderts v. Chr. löste sich das jährlich neu ernannte Dreimännerkollegium der Münzmeister von dieser Tradition, um das durch viele Hände wandernde Geld als Medium zur Eigenwerbung zu nutzen. Im Vordergrund sollte dabei nicht die Person des meist jungen Beamten selbst stehen, sondern seine Familie, seine gens, und die Heldentaten seiner Vorfahren. Im antiken Rom spielte die familiäre Herkunft eine große Rolle für die politische Karriere, und der Nachfahre eines Kriegshelden schien besonders geeignet, ebenfalls militärisch erfolgreich zu sein. Mit solchen Hintergedanken mag Q. Minucius Thermus gespielt haben, als er sich im Jahr 103 v. Chr. für die Bildmotive dieses Denars entschied: Ein römischer Soldat, wahrscheinlich ein Vorfahre des Münzmeisters, kämpft mit dem Schwert gegen einen fremdartig gekleideten Krieger mit Hörnerhelm, um einen zu seinen Füßen liegenden Gefallenen zu verteidigen. Der Kopf des Kriegsgottes Mars mit dem Helmbusch auf der Münzvorderseite entspricht dieser Thematik. [Sonja Kitzberger]

Dupondius der Römischen Republik mit Darstellung der Roma und eines Rades

Mit einem Gewicht von über einem halben Kilogramm bei einem Durchmesser von 8 Zentimetern sprengt dieses frühe römische Bronzegeldstück, ein sogenannter Dupondius, ein „Doppelgewicht“, die für antike oder heutige Münzen üblichen Maße. Um die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr., nur wenige Jahrzehnte nach Einführung des Münzwesens in der damals an Bedeutung gewinnenden Stadt Rom, wurde diese Bronze im Gewicht von fast einem doppelten römischen Pfund in eine Form gegossen, die auf dem Metallbarren den Kopf der Göttin Roma auf der Vorderseite und ein Rad auf der Rückseite hinterließ. Das sechsspeichige Rad ist wahrscheinlich nicht mehr als ein dekorativer Lückenfüller, der sich auf Grund der Form des neuen Zahlungsmittels anbot, doch die Stadtgöttin als Vorderseitenmotiv verleiht der Münze Legitimität und verweist eindeutig auf die Römische Republik als Münzherrin. Es ist heute schwer vorstellbar, wie das unhandliche Geldstück im damaligen Zahlungsverkehr verwendet wurde, und römische Bronzemünzen wurden kurze Zeit später zu einem sehr viel geringeren Gewichtsstandard ausgegeben. [Sonja Kitzberger]

Denar des M. Antonius mit Darstellung der Kleopatra

Diese Silbermünze, die der Feldherr und Triumvir M. Antonius im Jahr 32 v. Chr. von einer mit seinem Heer wandernden Prägestätte ausgeben ließ, musste in Rom einen Skandal verursachen: Auf der Rückseite des römischen Denars prangt das Bildnis einer fremdländischen Herrscherin, der ägyptischen Königin Kleopatra VII. Die kaum lesbare Umschrift widmet die Münze CLEOPATRAE REGINAE REGVM FILIORVM REGVM, also Kleopatra als Königin der Könige und der königlichen Söhne. Diese in hellenistischer Tradition stehende Titulatur beinhaltet die für einen römischen Bürger ungeheuerliche Botschaft einer von M. Antonius und einer ausländischen Monarchin begründeten Königsdynastie. Tatsächlich waren 34 v. Chr. bei einer aufwändigen Krönungszeremonie in Alexandria oströmische Provinzen als Königreiche an die Söhne der Kleopatra verteilt worden. Octavian, dem späteren Kaiser Augustus, der sich zusammen mit M. Antonius der Wiederherstellung der Römischen Republik verschrieben hatte, wurde es mit solchen Münzemissionen leicht gemacht, die öffentliche Stimmung in Rom gegen diesen zu wenden. Ein Jahr später, in der Schlacht von Actium, wurde M. Antonius von Octavian besiegt. [Sonja Kitzberger]

Denar serratus des A. Postumius Albinus mit Darstellung einer Opferszene

Die römische Gottheit Diana, die auf der Vorderseite dieses Denars von 81 v. Chr. abgebildet ist, besaß ein Heiligtum in Rom, das schon zur Zeit der Könige, also ein halbes Jahrtausend vor Prägung der Münze, bestanden haben soll. Die Verehrung der Jagdgöttin, die hier mit Bogen und Köcher gezeigt wird, begann wahrscheinlich schon in der Jungsteinzeit, als der Mensch auf das Erlegen von Wildtieren zur Existenzsicherung angewiesen war. Dementsprechend bedeutsam war im Dianakult das Opferritual, das nach einer Überlieferung des Livius in einem bestimmten Fall sogar dazu führte, dass Rom zur Hauptstadt der Welt werden sollte. Diese Szene ist auf der Münzrückseite dargestellt: Die Opferung eines besonders schönen und großen Stieres, den ein sabinischer Bauer nach Rom brachte, sollte gemäß einer Prophezeiung dem Herkunftsland des Opfernden die Weltherrschaft einbringen. Der römische Diana-Priester, der sich listig in den Besitz des Tieres bringen konnte, wird im Münzbild gezeigt, wie er vor der rituellen Tötung den Stier mit Weihwasser besprengt. Der Schädel des Opfertiers soll im Diana-Tempel aufbewahrt worden sein und findet sich auf der Münzvorderseite über dem Haupt der Göttin wieder. [Sonja Kitzberger]

Denar des C. Julius Caesar mit Darstellung eines Tropaions

Venus, die Göttin der Liebe und der Schönheit, hatte für C. Iulius Caesar eine besondere Bedeutung: Er betrachtete sie als Stammmutter der Römer und im Besonderen des iulischen Geschlechts (lat.: gens), dem er selbst angehörte und dessen angeblich göttliche Herkunft er auch gerne über seine Münzbilder propagierte. Ein kleiner geflügelter Amor auf der Schulter der auf diesem Denar dargestellten Venus verweist in diesem Sinne auf ihre Eigenschaft als Mutter, als sogenannte Venus Genetrix. Die Botschaft der Münzrückseite hingegen erinnert an die erfolgreichen Feldzüge Caesars in Gallien und damit an sein militärisches Geschick. Unter einem Siegesmal, das mit typisch keltischen Schilden und einheimischen Kriegstrompeten bestückt ist, kauern zwei Gefangene, deren Gesten Verzweiflung und Demütigung ausdrücken. Die Siegesthematik ist von C. Iulius Caesar offenbar ganz bewusst ausgewählt worden, da er sich im Jahr dieser Denarprägung 45 v. Chr. in Spanien mit den Söhnen seines alten Gegners Pompeius auf dem Schlachtfeld auseinandersetzen musste. [Sonja Kitzberger]

Cistophor des M. Antonius mit Darstellung des Dionysos auf Cista mystica

Dieses auffällige Silbernominal aus dem griechischen Kleinasien wird mit dem sprechenden Namen Cistophor als „Kistenträger“ bezeichnet, da auf dessen Rückseite eine sogenannte cista mystica, ein geheimnisvoller Behälter oder Korb aus dem Dionysos-Kult, dargestellt ist. Zwei große Schlangen winden sich raumfüllend um das Objekt, über welchem bei dieser Münze des M. Antonius der verehrte Gott selbst erscheint. Das in hellenistischer Tradition stehende Silberstück im Wert von drei römischen Denaren wurde vermutlich in Ephesos in der heutigen Türkei im Jahr 39 v. Chr. gestempelt und wirkt als Prägung eines der berühmtesten Feldherrn Roms seltsam fremd und exotisch. Dazu trägt auch das gestaffelte Doppelporträt von M. Antonius und seiner Frau Octavia auf der Münzvorderseite bei, das die beiden Römer wie ein Königspaar darstellt. Die auf diese Weise offen zur Schau gestellte Asien- und Dionysosverehrung wurde denn auch als zutiefst unrömisch empfunden und lieferte den propagandistischen Zündstoff für den Bürgerkrieg zwischen M. Antonius und seinem Schwager Octavian. [Sonja Kitzberger] Vorderseite: Köpfe des Marcus Antonius mit Efeukranz und der Octavia nach rechts. Rückseite: Dionysos mit Thyrsos-Stab und Kantharos steht nach links zwischen großen Schlangen auf einer Cista mystica.

[Stand der Information: ]