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Staatliche Schlösser und Gärten Hessen Schloss Bad Homburg, Kaiserliche Appartements

Schloss Bad Homburg, Kaiserliche Appartements

Objekte aus den Wohn- und Repräsentationsräume des Königsflügels im Schloss Bad Homburg

[ 45 Objekte ]

Konsoltisch

Der hölzerne Konsoltisch aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammt vermutlich aus der Werkstatt Johann Gottlob Fiedlers in Berlin. Die weiße Marmorplatte ist eine spätere Ergänzung. Alle holzsichtigen Bestandteile sind durch ein Mahagonifurnier zu einer optischen Einheit zusammengefasst. Die vier identisch gefertigten, vierkantigen, sich nach unten verjüngenden Tischbeine aus Eichenholz sind auf allen Seiten mit profilierten Bronzeblechen beschlagen. Der Übergang zur Zarge wird von einem nicht näher gestalteten flachen Würfel markiert, auf dem ein vergoldetes Kapitell mit Akanthusblattwerk ruht. Die Zarge aus Nadelholz wird von einem Triglyphenfries ausgezeichnet, in dessen Metopen achtstrahlige Sterne mit Löwenhäuptern angebracht sind. Die Rhythmisierung des Frieses ist an den Außenkanten der Zarge, wo die Tischbeine liegen, und im Zentrum der Längsseite unterbrochen. Hier findet sich eine Trophäe, bestehend aus Helm, Speer, Schild, Liktorenbündel und Lorbeerzweig, gerahmt von einer Draperie mit fransenbesetzter Bordüre.

Herzog Gustav Samuel Leopold von Pfalz-Zweibrücken

Das Porträt des Herzogs Gustav Samuel Leopold von Pfalz-Zweibrücken (1670-1731) zeigt ihn bis zur Hüfte stehend, den Kopf leicht nach rechts gewandt und nach vorne blickend. Er trägt eine große graue Allongeperücke, deren Locken über seine Schultern fallen. Ein um den Hals gebundenes Tuch steckt im Brustpanzer. Über der dunklen Rüstung liegt ein blauer, mit Hermelin gefütterter Mantel um seine Schultern. Besonders auffällig ist der goldene Orden mit rotem Medaillon und Perle, der auf der linken Schulter des Mantels angebracht ist. Es handelt sich um den Hubertusorden, einen Wittelsbacher Hausorden, der ihn mit dem dazugehörigen roten Ordensband von der linken Schulter bis zur rechten Hüfte auszeichnet. Das Bildnis reproduziert mit kleineren Abweichungen einen Ausschnitt aus einem Gemälde des französischen Künstlers Henri Millot (?-1756), das den Pfalzgrafen in einem Ganzfigurenporträt mit seinen Insignien darstellt. Dieses Gemälde befindet sich heute in der Alten Pinakothek in München (Inv.-Nr. 3059). Die in Bad Homburg befindliche Kopie könnte bereits im frühen 18. Jahrhundert hergestellt worden sein und stammt, wie eine rückseitige Inschrift nahelegt, aus dem Schloss Meisenheim in Pfalz-Zweibrücken. Der Nachlass des kinderlosen Herzogs fiel nach seinem Tod an Herzog Christian III. von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld (1674-1735), der der Großvater der Landgräfin Karoline von Hessen-Homburg (1746-1821) war. So fand das Porträt seinen Weg nach Bad Homburg.

König Wilhelm III. von England

Das Kniestück des niederländischen Malers Willem Wissing (1656-1687) zeigt den späteren englischen König Wilhelm III. (1650-1702) im Dreiviertelporträt nach rechts blickend, wobei sein Gesicht dem Betrachter zugewandt ist. Der Spross des Hauses Oranien-Nassau war zum Zeitpunkt der Entstehung des Gemäldes noch Statthalter der Niederlande und trug den Titel eines Prinzen, bevor er wenige Jahre später den britischen Thron bestieg. Er ließ sich mehrfach von Wissing porträtieren. Ein vergleichbares Bild befindet sich in der Kunstsammlung der Royal Collection in London. Das in Bad Homburg gezeigte Gemälde gelangte durch einen Erbstreit in die kaiserliche Sammlung. Als Wilhelm III. 1702 kinderlos starb, erhob der Kurfürst von Brandenburg berechtigte Ansprüche auf sein Erbe. Da Wilhelm jedoch seinen Großneffen in Friesland als Alleinerben eingesetzt hatte, kam es zum Streit zwischen Friesland und Preußen. Schließlich gelangte der Privatbesitz des Oraniers in das Berliner Schloss und damit auch dieses Gemälde in den Besitz Wilhelms II. und somit in das Bad Homburger Schloss. Wilhelm II. sah in seinem Namensvetter möglicherweise einen Geistesverwandten, der wie er den protestantischen Glauben verteidigen wollte. Wissing inszenierte den König als Feldherrn, zeigt ihn in voller Kriegsrüstung, den Helm auf einem Felsen neben sich und den Kommandostab in der rechten Hand. Seinen Status unterstreicht der an einer blauen Schärpe getragene Hosenbandorden. Dieser mit großen Diamanten im Rosenschliff besetzte Orden war der höchste Ritterorden Englands und galt als einer der angesehensten in ganz Europa. Neben der zeittypischen, lang wallenden Haartracht in Form einer Perücke verweist die Krawatte aus kostbarster venezianischer Gros-Point-Spitze auf den ebenso modischen Charakter der Inszenierung. Die im Hintergrund dargestellte Landschaft zeigt ein Kampfgeschehen mit Schusswaffeneinsatz und berittenen Soldaten vor den Gebäuden einer Stadt. Dichte Rauchschwaden deuten auf das aktive Kampfgeschehen hin. In der traditionellen Komposition dieses Kniestücks folgt Wissing den Vorbildern seines Lehrers Peter Lely (1618-1680), dessen Werke sich heute in bedeutenden europäischen Sammlungen befinden.

Papst Julius III.

Das Porträt zeigt wahrscheinlich Giovanni Maria Ciocchi del Monte (1487-1555), der als Julius III. im Jahr 1550 das Petrusamt übernahm. Diese Identifikation basiert auf der physiognomischen Ähnlichkeit mit dem Porträt von Girolamo Sicciolante (Amsterdam, Rijksmuseum, Inv. Nr. SK-A-3413). Julius sitzt vor einem rotbraunen Hintergrund im Dreiviertelprofil in aufrechter Haltung auf einem schräg ins Bild gestellten, mit rotem Samt bezogenen Stuhl. Nur sein Blick ist direkt auf den Betrachter gerichtet. Das Haar des über Sechzigjährigen ist ergraut, ebenso sein langer Vollbart. Der Papst trägt die für eine Privataudienz typische Kleidung, bestehend aus einer eng anliegenden Kappe (camauro) und einem kurzen Schulterumhang mit Kapuze (mozzetta), beide aus purpurfarbenem Samt gefertigt und mit Hermelin gefüttert und gesäumt. Darunter erkennt man einen weißen, reich gefälteten Talar und Rochett. Rechts hinter ihm ist ein vom linken Bildrand angeschnittener Tisch mit roter Tischdecke zu erkennen, deren Ränder mit einem Goldfaden eingefasst sind. Auf dem Tisch steht eine Tischglocke mit goldenen Applikationen. Der Porträtierte ist bildfüllend platziert, seine Füße sind vom unteren Bildrand abgeschnitten. Die Darstellungsweise folgt der durch Raffaels Bildnis Julius' II. etablierten Tradition des Papstporträts. Diese Anknüpfung an Julius II., die auch in der Wahl seines Papstnamens zum Ausdruck kommt, spricht ebenfalls für eine Identifikation mit Julius III.

Orientalischer Reiter

Die Bronzefigur eines Reiters auf einem Pferd stammt aus dem 19. Jahrhundert und stellt einen Krieger dar, der gerade seinen Krummsäbel (Scimitar) zieht. Die Klinge des Säbels ist nicht mehr erhalten. Nur der Griff ist noch in der Hand des Reiters sichtbar. Der Krieger sitzt im Sattel, wendet sich nach links, hat die linke Hand auf die Kruppe des Pferdes gelegt, während er über seine Schulter blickt. Sein Gesicht zeigt weiche Züge und einen buschigen Schnurrbart. Auf dem Kopf trägt er einen Turban mit einer Aigrette, was zusammen mit seiner Kleidung auf den historischen Kontext der Figur hinweist. Der Reiter ist mit einem Yalek (langärmeliges Untergewand) bekleidet, das unter einem Fermelet (Weste) getragen und mit einem Hezam (Gürteltuch) gegürtet wird. Zusätzlich trägt er einen Koubour (Dolchscheide) mit zwei hervorstehenden Griffen an einer Schnur. Seine Beine sind in einer Charoual (Pluderhose) und seine Füße in Khouff (Schuhen) gekleidet. Neben den Waffen auf seiner Brust befindet sich ein weiterer Koubour mit Dolch am vorderen Sattel sowie die Scheide des Krummsäbels hinten. Der Sattel mit Steigbügeln ruht auf einer mit Fransen und geometrischen Mustern verzierten Satteldecke, und das Pferdegeschirr ist mit Quasten und Blumenornamenten geschmückt. Die Kleidung des Kriegers könnte fast als eine Art Uniform angesehen werden, die ihn als Angehörigen der Mamluken ausweist. Mamluken waren versklavte Soldaten oder Söldner in islamischen Herrschaftsgebieten, die oft militärische und politische Macht erlangten, insbesondere in Ägypten (1517-1811). Ihre Herrschaft endete 1798 mit der Invasion Napoleons (1769-1821), woraufhin einige Mamluken sich nach der Niederlage der napoleonischen Armee anschlossen. Von 1801 bis 1815 bildeten sie das Korps der „Mameluken der kaiserlichen Garde“, eine Einheit der leichten Kavallerie, die in zahlreichen berühmten Schlachten kämpfte und das Interesse der europäischen Gesellschaft auf sich zog. Dies spiegelte sich in der Kunst und im Kunsthandwerk wider, insbesondere im Orientalismus. Die Gestaltung dieser Figur, die sich oft in verschiedenen Ausführungen findet, zum Beispiel als Verzierung von Pendeluhren, stammt häufig aus französischen Manufakturen. Auch diese Figur wird vermutlich französischen Ursprungs sein, oder zumindest französische Werke dieser Art zum Vorbild haben. Das Sammelinteresse könnte mit der Teilnahme der Mamluken an den Befreiungskriegen zusammenhängen, in denen beispielsweise auch Landgraf Friedrich VI. von Hessen-Homburg und sein Bruder Gustav kämpften. Möglicherweise kam die Statuette auch erst unter Kaiser Wilhelm II. in die Sammlung und steht im Zusammenhang mit dessen Interesse am Osmanischen Reich, das er dreimal bereiste.

Modell des Mommsen-Denkmals in Berlin

In nachdenklicher Haltung sitzt auf einem thronartigen Lehnstuhl der Gelehrte und Nobelpreisträger Theodor Mommsen (1817-1903). Seine linke Hand ruht auf einem Folianten, während sein rechter Fuß unter dem Saum des Gelehrtentalars hervorschaut. Seine charakteristische Haartracht fällt auf seine Schultern und wellt sich um seine Ohren. Bei diesem Bronzeguss handelt sich um ein verkleinertes Modell des marmornen Denkmals für den Berliner Historiker und Professor, das am 1. November 1909 vor der Humboldt Universität in Berlin enthüllt worden war. Die Plastik kam als Geschenk des Bildhauers Adolf Brütt (1855-1939) ins Homburger Schloss. Kaiser Wilhelm II. (1888-1918) umgab sich nur selten mit zeitgenössischer Kunst, doch hier stand wohl eher die Person Mommsens im Vordergrund. Die beiden teilten das Interesse an der Erforschung des Obergermanisch-Rätischen Limes, hatten jedoch politisch kaum Gemeinsamkeiten.

Ansicht des Offiziersheim in Falkenstein im Taunus

Der Blick erstreckt sich über das üppig bewachsene Ufer eines Teiches und eine von Bäumen gesäumte Wiese hin zum Offiziers-Erholungsheim Falkenstein im Taunus. Das Erholungsheim für Offiziere der kaiserlichen Armee liegt auf einer Anhöhe und ist von einem großen Park umgeben. Es wurde 1909 von Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) feierlich eingeweiht. Zwei Jahre zuvor war das alte Offizierssanatorium von 1876 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt worden. Gleichzeitig wurde der damals von Heinrich Siesmayer (1817-1900) entworfene englische Garten neu gestaltet. Der Maler Ferdinand Brütt (1849-1936) hielt 1913 die renovierte Erholungsanlage unter einem blauen Wolkenhimmel mit der Burg Falkenstein im Hintergrund fest. Sein Gemälde war laut Inventareintrag ein Geschenk des Offiziersheims an Kaiser Wilhelm II. Brütt lebte seit 15 Jahren im benachbarten Kronberg. Er hatte sich der dortigen Malerkolonie angeschlossen und konzentrierte sich auf Taunuslandschaften. Bereits vor seiner Mitgliedschaft in diesem Künstlerkreis genoss Brütt durch zahlreiche Ausstellungen und Auszeichnungen nationales und internationales Ansehen. Heute sind seine Werke in verschiedenen Sammlungen vertreten, darunter im Bad Homburger Schloss. Das damalige Offizierserholungsheim ist heute zu einem Luxushotel umfunktioniert worden. Im Park ist das frische Grün aus Brütts Darstellung noch immer zu spüren.

Jupiter und Callisto

Bei dem ungewöhnlich geformten Gemälde handelt es sich um eine Supraporte. Supraporten sind Gemälde, wie hier, aber auch Reliefs, die über einer Tür oder einem Portal angebracht werden und häufig als Zierde Teil einer Türbekrönung sind. Das Motiv dieser Supraporte zeigt den höchsten römischen Gott Jupiter in Gestalt der Göttin Diana bei der Verführung der Nymphe Callisto, eine Episode aus der griechischen Mythologie, die über Ovids "Metamophosen“ Verbreitung fand. Ovid schildert, wie sich Callisto, die zum Gefolge Dianas gehört, nach einem langen Jagdmorgen allein auf einer Waldlichtung ausruht, was Jupiter nicht verborgen bleibt. Jupiter beschließt, die Gestalt Dianas anzunehmen, um Callisto zu “verführen“. Als Jupiters Gattin davon erfährt, verwandelt sie die Nymphe in eine Bärin und verbannt sie an das Firmament, wo sie nun als Sternbild des „Großen Bären“ zu finden ist. Die Verführungsszene wurde im 16. Jahrhundert ein beliebtes Thema der Bildkunst. Während zunächst die Überwältigung durch Jupiter im Mittelpunkt stand, verklärte sich die von Ovid eigentlich als Vergewaltigung geschilderte Szene im 17. Jahrhundert zu einer sinnlich-erotischen Wiedergabe. Die hier gezeigte Darstellung ist von ähnlicher Art. Sie geht auf den französischen Maler François Boucher (1703-1770) zurück, aus dessen Werkstatt zahlreiche Varianten dieses Themas überliefert sind. In einer Waldlichtung am Ufer eines Gewässers liegt links vor einer Anhöhe die nackte Callisto auf ihrem blauen Mantel, den Oberkörper aufgerichtet, das blonde Haar hochgesteckt und das Gesicht der vor ihr knienden Göttin zugewandt. Diese beugt sich vor und legt ihren rechten Arm um Callistos Schulter, während der linke auf deren Schoß ruht. In ihren Händen hält die falsche Göttin eine Blumenkette, mit der sie die Nymphe umgibt, der sie tief in die Augen blickt. Die Figur der Diana trägt einen Halbmond über der Stirn, braunes, lockiges Haar und ein weites Gewand, das sie noch verhüllt. Sie kniet auf einem roten Mantel, vor dem die Köcher der Jägerinnen liegen, sowie auf rosa Rosen, die wohl auf das Thema der Verführung anspielen. Über den beiden Frauen vor dem blauen Wolkenhimmel und dem ansteigenden Hügel befinden sich zwei Puttenpaare. Diese liegen entweder zwischen den Wolken, wie auf der linken Seite zu sehen ist, oder befinden sich auf der rechten Seite in einem wilden Kampf. Zur Bad Homburger Supraporte existiert im Hessischen Landesmuseum Darmstadt ein stilistisch eng verwandtes Gemälde „Bacchanten und Satyrn“ (Inv.Nr. GK 158, datiert um 1770), das als Pendant gilt. Die beiden Gemälden, die die zugrundeliegenden Vorlagen Bouchers ins Querformat übertrugen, befanden sich von 1761 bis 1778 in der Sammlung des Herzogs Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld (1722-1775), bevor sie bei der Versteigerung des herzoglichen Nachlasses in verschiedene Sammlungen gelangten. Vermutlich entstanden die Kopien in jenen Jahren in Zweibrücken. Mit der Verbindung zu Christian IV. wäre es möglich, dass das Gemälde über seine Nichte Karoline von Hessen-Darmstadt (1746-1821) und deren Heirat mit Landgraf Friedrich V. von Hessen-Homburg (1748-1820) ins Schloss und das Pendant nach Darmstadt gelangte. Zumindest findet sich die Supraporte im ältesten Bad Homburger Gemäldeinventar von 1871.

Ansicht des Praetoriums der Saalburg

Der Künstler Otto Günther-Naumburg (1856-1941) zeigt in seinem Aquarell die Skulptur des antiken römischen Kaisers Severus Alexander (208-235) im Innenhof des rekonstruierten Saalburgkastells. Das Praetorium war in der Antike der Sitz des Oberbefehlshabers und wird auf der Saalburg von zwei Skulpturen römischer Kaiser geschmückt. Severus Alexander musste im Jahr 234 selbst an den Rhein ziehen, um den Limes vor den Angriffen der Germanen zu schützen. Aufgrund seiner krisengeschüttelten Herrschaft übernahm er persönlich den Oberbefehl, da er niemandem sonst vertrauen konnte. Seine Bemühungen scheiterten jedoch an der Befehlsverweigerung seines Heeres. Stattdessen wurde er zusammen mit seiner Mutter in einem Feldlager in der Nähe von Mogontiacum (Mainz) ermordet. Die unbeschwert wirkende Darstellung von Günther-Naumburg lässt diese tragischen Hintergründe nicht erahnen. Die Skulptur steht bei strahlendem Sonnenschein vor der Fassade des Praetoriums auf einem hohen Sockel. Hinter der Skulptur verläuft ein überdachter Fachwerkgang, rechts von ihr führen die Stufen einer Steintreppe zu einem Tor mit Butzenscheiben. Die Rekonstruktion des Kastells begann, nachdem die Saalburg seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts in den Fokus der archäologischen Forschung gerückt war. Zuvor wurde die Ruine hauptsächlich zum Steinabbau genutzt. Ab den 1870er Jahren beschäftigte sich der Baurat Louis Jacobi (1836-1910) intensiv mit der Ausgrabung des Kastells. 1897 erreichte er, dass Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) auf Grundlage seiner Forschungsergebnisse den Wiederaufbau veranlasste. Am 11. Oktober 1900 erfolgte die Grundsteinlegung, von der sich ein Foto des Kaisers mit seinem Baurat in der Bad Homburger Sammlung befindet (Inv.-Nr. 1.2.1079). Im Jahr 1907 wurde die alte Festung auf dem Saalburgpass fertiggestellt und kann noch heute besichtigt werden. In den Jahren nach der Eröffnung hielt der Künstler Otto Günther-Naumburg die Antike fest und schenkte dem Kaiser dieses und ein weiteres Aquarell (Inv.-Nr. 1.3.701).

Elisabethenbrunnen im Kurpark von Homburg

Die Idylle des Bad Homburger Kurparks hat der Künstler Carl Nebel 1917 in einem Aquarell festgehalten. Als Motiv wählte der gebürtige Frankfurter eines der Herzstücke des Parks, den Elisabethenbrunnen, umgeben von gepflegten Rasenflächen und Beeten inmitten grüner Baumkronen. Die quer zur Blickachse der Brunnenallee errichtete und in den Park integrierte Architektur entfaltet sich auf zwei Ebenen, die durch halbkreisförmige Freitreppen verbunden sind. Der weithin sichtbare ionische Monopteros mit der weißen Marmorstatue der Hygieia erhebt sich über einem Unterbau mit karyatidengestütztem Quellhäuschen im Vorhof. Blumenbeete schmücken die Wege und Freitreppen und bringen gelbe und orange Farbtupfer ins Grün. Der wolkenverhangene Himmel lässt die Sonnenstrahlen direkt auf den Brunnen fallen und hüllt die Szenerie in eine sanfte Ruhe. Der Elisabethenbrunnen, benannt nach der englischen Königstochter und Landgräfin Elizabeth von Hessen-Homburg (1770-1840) zählt zu den bedeutendsten Brunnenbauten im Kurort Bad Homburg. Seine Geschichte beginnt mit der zufälligen Wiederentdeckung der Quelle im Jahr 1834 durch den Arzt Eduard Christian Trapp (1804-1854), der das Wasser von seinem Freund, dem Chemiker Justus von Liebig (1803-1873), untersuchen ließ. Nach einem hervorragenden Gutachten wurde die Quelle nicht nur zur Behandlung von Magen- und Darmerkrankungen genutzt, sondern trug maßgeblich zum Aufstieg der Stadt zum Heilbad bei. Seitdem wurde der Brunnen immer wieder umgestaltet. Die heutige Gestaltung soll auf Kaiser Wilhelm II. zurückgehen, der eine große Leidenschaft für Architektur und Archäologie hegte. Während an den Fronten des Krieges Millionen ihr Leben ließen, beschäftigte sich der deutsche Kaiser mit dem Neubau des Brunnentempels. Mit der Ausführung wurde der Berliner Bildhauer Hans Dammann beauftragt, der die Architektur und die Statue der Hygieia schuf. Die Finanzierung übernahm der Industrielle Wilhelm Becker, der vom Ersten Weltkrieg profitierte und laut Gemäldeverzeichnis dem Kaiser das Aquarell von Carl Nebel schenkte.

Landgraf Friedrich I. von Hessen-Homburg

Das Ganzkörperporträt zeigt Landgraf Friedrich I. von Hessen-Homburg (1585-1638) mit seinem Hund in einem Interieur vor einem dunklen Hintergrund und einer grünen Draperie. Friedrich I. steht leicht nach rechts gedreht und stützt die rechte Hand in die Hüfte. Seine linke Hand ruht auf einer Tischecke, die mit einem roten Damasttuch bedeckt ist. Sein Kopf ist in einem Dreiviertelprofil nach rechts gewendet, wobei sein Blick dem Betrachter zugewandt ist. Zwischen seinem spitzen Kinnbart und dem gezwirbelten Schnurrbart zeigt sich ein Lächeln. Unter einem weißen Spitzenkragen trägt der Landgraf ein reich besticktes Wams mit floralen Motiven, einem Schleifengürtel sowie geschlitzten Ärmeln und Spitzenstulpen. Passend zu dieser prächtigen Kleidung trägt er von der rechten Schulter zur linken Hüfte ein breites, seidenes Degenband (Baudrier), dessen Knauf an seiner linken Hüfte zu erkennen ist. Zu dem floralen Oberteil trägt Friedrich I. von Hessen-Homburg rot-gold gestreifte Pluderhosen, weiße Strümpfe und braune Absatzschuhe. Sowohl seine Schuhe als auch seine Strumpfbänder sind mit roten Schleifen verziert. Links neben ihm ist der Kopf eines braunen Hundes zu erkennen, der scheinbar gerade ins Bild getreten ist. Die prachtvolle Inszenierung des Landgrafen findet ihr Gegenstück in dem Porträt seiner Ehefrau Margarete Elisabeth von Hessen-Homburg (1604-1667; Inv.-Nr. 1.1.350), das als Bildnispaar 1629 gemalt wurde. Friedrich wurde 1585 als Sohn Landgraf Georgs I. „des Frommen“ von Hessen-Darmstadt auf Schloss Lichtenberg im Odenwald geboren. 1622 heiratete er Margarethe von Leiningen-Westerburg und Schaumburg. Dem 37-Jährigen wurde von seinem Bruder, Landgraf Ludwig I. von Hessen-Darmstadt, das Amt, die Stadt und die Burg Homburg als selbständige Landgrafschaft übertragen. Dies markierte die Geburtsstunde der Linie Hessen-Homburg. 1626 führte Friedrich im Land das Erstgeburtsrecht ein. Drei Jahre später, am 3. März 1629, wie die Inschrift besagt, entstand dieses Bildnispaar, das die beiden als stolze Landesherren zeigt. Die von ihnen begründete Linie sollte bis 1866 Bestand haben.

Ansicht von Terracina

Italiensehnsucht im Vordertaunus: Das Gemälde zeigt die Stadt Terracina am Tyrrhenischen Meer, südlich von Rom. Unter einem grauen Wolkenhimmel thront sie hell erleuchtet auf einer Anhöhe, während im schattigen Vordergrund eine belebte Straße in die Bildtiefe führt. Bei der Straße handelt es sich vermutlich um einen Abschnitt der berühmten Via Appia, die von Rom nach Brindisi führte. Von hier aus hatte der Künstler einen Blick auf die historische Stadtmauer, den Campanile der Kathedrale San Cesareo sowie den Wehrturm Torre dei Rosa, beide aus dem 12./13. Jahrhundert. Im Hintergrund sind die Ausläufer der Monti Ausoni und des Monte Leano zu sehen. Das Gemälde wurde von Florian Grospietsch während seines Italienaufenthaltes geschaffen. Der Maler hatte sich in Rom den Nazarenern um Joseph Anton Koch angeschlossen, dessen Einfluss sich nicht zuletzt in der scharf konturierten Landschaftskomposition zeigt. Das Gemälde wurde 1828 auf der Berliner Akademieausstellung gezeigt und vermutlich vom preußischen Königshaus erworben. Es hing zunächst im Potsdamer Stadtschloss, dann im Berliner Schloss, von wo es schließlich ins Schloss Bad Homburg gelangte.

Kaiser Wilhelm II. und Louis Jacobi

Die Fotografie zeigt Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) bei der Grundsteinlegung auf der Saalburg am 11. Oktober 1900. Er ist mit seinem Baurat und Freund Louis Jacobi (1859-1941), dem ersten Direktor des Saalburgmuseums, ins Gespräch vertieft. Beide Männer stehen sich gegenüber und sind bis zum Knie im Profil zu sehen. Der Kaiser trägt eine Uniform mit Pickelhaube und hat den rechten Arm angewinkelt. Seine Handgeste scheint seine Worte zu unterstreichen, während Jacobi gespannt zuhört. Jacobi, im Anzug gekleidet, stützt konzentriert sein Kinn mit der rechten Hand und schaut seine Majestät an. Die Männer stehen eng beieinander und scheinen ihre Umgebung, wie auf dem Foto, auszublenden. Das Foto wurde von Luise Voigt aufgenommen. Nach dem Tod ihres Mannes und Hoffotografen Thomas Heinrich Voigt (1838-1896) übernahm sie das Geschäft. Der vorliegende Abzug stammt laut Inschrift aus dem Jahr 1910, dem Todesjahr Jacobis.

Ansicht von Amalfi

In leuchtenden Farben hat der Künstler August Wilhelm Ahlborn (1796-1857) eine süditalienische Küstenlandschaft festgehalten. Im Vordergrund zeigt er auf einem Felsvorsprung, bewachsen mit einer mächtigen Agave, fünf weidende Ziegen und eine Hirtin in traditioneller Tracht. Die Hirtin vertreibt sich die Zeit beim Hüten der Ziegen mit Spinnen; sie hält in der linken Hand einen Spinnrocken (Kunkel) und in der rechten Hand eine Spindel. Ihr Rücken ist zur Berglandschaft und zum ruhigen blauen Meer gewandt, auf dem einige kleine Boote und ein Zweimaster zu sehen sind. Rechts von ihr schlängelt sich ein Weg entlang der Steilküste. Kleine Gruppen von Menschen, darunter einige in Mönchskutten und mit einem getragenen Kreuz, gehen auf der Küstenstraße in Richtung eines am Strand gelegenen Ortes, was auf eine religiöse Prozession hinweist. Ihr Ziel ist der Ort Amalfi mit seinem belebten Strand, einigen Häusern und dem Dom. Die Darstellung der amalfitanischen Küste entspricht jedoch nur teilweise der Realität. Ahlborn kombiniert hier reale und erfundene topographische Elemente zu einer Ideallandschaft unter strahlend blauem Himmel. Grundlage für dieses Werk sind Skizzen, die Ahlborn auf seiner ersten Italienreise von 1829 bis 1831 anfertigte. Diese Reise finanzierte er durch das Kopieren von Gemälden für einen großen Kundenkreis. Im Rahmen seiner "Grand Tour", wie die seit der Renaissance üblichen, meist dem gehobenen Bürgertum vorbehaltenen Studienreisen durch Mitteleuropa genannt wurden, besuchte Ahlborn mit Künstlerfreunden auch die Provinz Salerno und das Küstenstädtchen Amalfi. Nach seiner Rückkehr nach Berlin begann Ahlborn, seine Eindrücke aus den Skizzen und Tagebuchaufzeichnungen in zahlreichen italienischen Landschaftsmotiven umzusetzen und in Ausstellungen zu präsentieren. Einer der ersten Besucher in Ahlborns Atelier war der spätere preußische König Friedrich Wilhelm IV., ein Italienliebhaber, der kurz zuvor selbst in Italien gewesen war und direkt mehrere Werke bei Ahlborn bestellte. Darunter befand sich vermutlich auch das hier beschriebene Gemälde von Amalfi, das später 1834 in einer Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin gezeigt wurde und im Inventar als „Amalfi in der Provinz Salerno, im Neapolitanischen“ im Besitz des Kronprinzen verzeichnet ist. Vom Berliner Schloss gelangte das Gemälde mit dem preußischen Kaiser in seine Sommerresidenz nach Bad Homburg, wo es noch heute zu sehen ist. Ahlborn schuf eine weitere Fassung desselben Motivs, die nur in nur wenigen Details abweicht, wie einem Hirten im Vordergrund anstelle der hier gezeigten Hirtin. Nachdem diese Variante 1833 von Vizekönig Adolf Friedrich von Hannover (1774-1850) auf einer Ausstellung des Kunstvereins in Hannover erworben und später aus seinem Nachlass verkauft wurde, gelangte sie in Privatbesitz und befindet sich heute in der Art Gallery of Ballarat in Australien.

Ruinen von Arica vom Meer aus gesehen

Auf den ersten Blick vermittelt die Grafik den Eindruck einer idyllischen Küstenlandschaft mit großen Segelschiffen in einer Bucht, umgeben von einer imposanten Bergkette. Der Titel, der Ruinen erwähnt, verstärkt den Eindruck einer italienischen Landschaftsmalerei. Bei genauerer Betrachtung treten jedoch Widersprüche zu diesem ersten Eindruck auf. Im Vordergrund liegen auf einem Felsen zersplitterte Bretter. Dahinter befindet sich ein großes, zerstörtes Schiff, das auf der Seite liegt, und entlang der Bucht sind weitere an Land gespülte Schiffe zu sehen. Der Küstenort ist ein Trümmerfeld, in dem die Überreste von Gebäuden chaotisch in den Himmel ragen. Diese sichtbaren Schäden sind die Folgen eines verheerenden Erdbebens, das am 13. August 1868 weite Teile Südamerikas erschütterte. Besonders an der Pazifikküste führte das Erdbeben zu einem Tsunami von zerstörerischem Ausmaß, wie die Grafik am Beispiel der Stadt Arica im damaligen Peru (heute Chile) zeigt. Die Grafik erschien am 24. Oktober 1868 in der englischen Zeitung „The Illustrated London News“. Bereits zuvor hatte die Zeitung über die Naturkatastrophe berichtet und zu Spenden aufgerufen. Der neue Artikel informierte nun über die immense Zahl der Todesopfer und die eingegangenen Spenden und zeigte mehrere Illustrationen zu den Auswirkungen der Katastrophe. Auf diesen Artikel verweist auch die Aufschrift „Siehe Seite 405“ der Grafik, die den Zeitungsseiten 396 und 397 entnommen wurde.

Ansicht der Residenzstadt Homburg vom Niobestein aus gesehen

Die Lithographie des Hofzeichners Johann Friedrich Voigt (1792-1871) von 1841 zeigt den Blick auf die entfernte Stadt Homburg mit der Schlossanlage und einem markanten Felsen, der aus einem dichten Gebüsch herausragt. Dieser wurde früher Niobestein genannt und ist heute als Naturdenkmal unter dem Namen Rabenstein bekannt. Unterhalb des Felsens liegt ein Schäfer mit seinem Hund im Gras, und etwas weiter unten scheint sich seine kleine Ziegenherde auszuruhen. Über der weiten Wiesenlandschaft zeichnen sich in der Ferne die Umrisse der Stadt Homburg im Dickicht des Waldes ab. Besonders auffällig ist der Weiße Turm des Schlosses, der die idyllische Szenerie überragt. Voigt gehört zu den bekanntesten Künstlern Bad Homburgs, der das Taunusstädtchen in zahlreichen Ansichten festgehalten hat. Als Zeichenlehrer und Vertrauter der englischen Prinzessin Landgräfin Elisabeth von Hessen-Homburg (1770-1840) war er häufiger Gast am Hof. Sein Sohn Thomas Heinrich folgte ihm als königlicher Hoffotograf unter den preußischen Kaisern nach.

Die Porta praetoria der Saalburg

Das Aquarell zeigt den Haupteingang der Saalburg, einem rekonstruierten Römerkastell im Taunus. Zwischen dem zweibogigen Portal, das in das Innere des Kastells führt, steht die Skulptur des römischen Kaisers Antoninus Pius (86-161), der in einer Tunika mit Brustpanzer und Umhang die Besucher mit erhobener Hand begrüßt. Über ihm, auf der mit Zinnen versehenden Mauer des Eingangs, befindet sich eine Tafel mit einer lateinischen Inschrift, die hier nicht lesbar ist und Wilhelm II. als Wiederhersteller des Kastells ehrt. Die flankierenden Türme mit Rundbogenfenstern sind von Kletterpflanzen überwuchert. Auf der Brücke, die zur Saalburg führt, ist eine antike Staffage mit drei Männern in römischer Legionärsuniform zu sehen. Diese Szenerie versetzt den Betrachter in die Antike und zeigt die rekonstruierte Saalburg als Kastell der damaligen Zeit. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts rückte die Saalburg in den Fokus der archäologischen Forschung, nachdem die Ruine zuvor hauptsächlich als Steinbruch genutzt worden war. Ab den 1870er Jahren widmete sich der Baurat Louis Jacobi (1836-1910) intensiv den Ausgrabungen des Kastells und erreichte 1897, dass Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) aufgrund dieser Forschungsergebnisse den Wiederaufbau unterstützte. Die Grundsteinlegung fand daraufhin am 11. Oktober 1900 statt, wovon eine Fotografie des Kaisers mit seinem Baurat in der Bad Homburger Sammlung zeugt (Inv.-Nr. 1.2.1079). Die Fertigstellung der antiken Festung am Saalburgpass erfolgte 1907. Sie kann heute noch besichtigt werden. In den Jahren nach der Fertigstellung hielt der Künstler Otto Günther-Naumburg (1856-1941) die Porta praetoria, den gen Süden hin ausgerichteten Haupteingang des Römerkastells, als Illustration der Antike fest. Dieses und ein weiteres Aquarell (Inv.-Nr. 1.3.701) schenkte er 1913 dem Kaiser.

Kaiser Wilhelm II. verlässt zu Pferd das Schloss Bad Homburg

Aus einem der oberen Fenster des Hauses in der Herrngasse 1 in Bad Homburg hielt der Fotograf Willy Dannhof den Ausritt Kaiser Wilhelms II. (1859-1941) im Jahr 1902 fest. Den Blick auf den Uhrturmflügel mit seinem imposanten Portal gerichtet, zeigt die Aufnahme den Kaiser in Jagduniform auf einem Schimmel reitend. Der Kaiser hat den Kopf seinem Begleiter, dem Generalfeldmarschall Hans Georg Hermann von Plessen (1841-1929), zugewandt. Dieser reitet in Militäruniform links neben ihm auf der gepflasterten Zufahrtsstraße reitet. Der Kaiser wird von einem kleinen Gefolge begleitet, während die Wache stramm um das Portal steht. Durch ein offenes Fenster blicken zwei Bedienstete neugierig auf die Szenerie. Dannhof stellte die Fotografie als Vergrößerung in der Louisenstraße aus. Kaiser Wilhelm II. wurde auf das Bild aufmerksam und erwarb es, wie der Taunusbote am 14.12.1902 berichtete. Er hängte es im Bad Homburger Schloss auf, wo es noch heute noch als Reproduktion zu sehen ist.

Sankt Martin auf springendem Pferd

Die kleine Holzschnitzerei zeigt den heiligen Martin von Tours (316-397) auf seinem Pferd, das zum Sprung ansetzt. Er trägt eine einfache Rüstung mit Mantel, Stiefeln und einen Helm mit großem Federschmuck. Mit dem Schwert in der rechten Hand ist er im Begriff seinen Mantel zu zerschneiden, den er mit der Linken festhält. Der Legende nach hat der Reitersoldat am Stadttor von Amiens seinen Mantels mit einem Armen geteilt. Dieser Akt der Barmherzigkeit ist das zentrale Motiv dieser Skulptur und dient der Andacht und als Mahnung, selbst barmherzig zu handeln. Ein Dübel im nach vorne hin ausladenden Sockelbereich deutet darauf hin, dass auch der Bettler dargestellt war, heute aber verloren gegangen ist. Die Stütze unter dem Pferd ist eine spätere Ergänzung. Der spätere Bischof von Tours wird in Mainz als Patron von Stadt und Dom verehrt, weswegen Martinstatuen im gesamten Bistum häufig anzutreffen sind. Daher wäre es denkbar, auch diese Arbeit aus Nadelholz dem Mainzer Gebiet zuzuordnen.

Kaiserin Auguste Victoria

Kaiserin Auguste Victoria (1858-1921) wurde hier vom königlich-schwedischen Hoffotografen Ernst Sigfrid Sandau (1880-1918) in der Technik der kolorierten Fotografie porträtiert. Sandau hat die Fotografie nachträglich mit Aquarellfarben und weißen Akzenten koloriert, um ein farbiges Brustbild zu schaffen. Das Violett des großen Hutes mit den Straußenfedern und den schimmernden Lichtreflexen ist nun deutlich zu erkennen. Unter dem Hut sieht man die graue, hochgesteckte Frisur und den direkten Blick der Kaiserin aus ihren blauen Augen. Ihre roten Lippen zeigen ein Lächeln. Sie trägt ein weißes Kleid mit Rüschenkragen und eine Perlenkette mit passenden Perlenohrringen. Über ihre linke Schulter ist ein Pelzkollier drapiert. Die Darstellung geht harmonisch in den Karton über und wird durch ein medaillonförmiges Passepartout effektvoll in Szene gesetzt.

Friedrich II. (1712-1786)

Inmitten einer hügeligen Wiesenlandschaft, die sich unter einem dunklen, bewölkten Himmel erstreckt, ist Friedrich II. (1712–1786) in Begleitung seiner Lieblingshunde Alkmene und Hasenfuß dargestellt. In ganzfiguriger Dreiviertelansicht nach rechts gewendet, blickt er den Betrachter an. Auf dem Kopf trägt der „Alte Fritz“, wie er im Volksmund genannt wurde, eine weiße Perücke, die in Form eines Soldatenzopfes frisiert ist. Dieser Stil war im 18. Jahrhundert europaweit als militärische Haartracht vorgeschrieben. Die Uniform ist mit dem höchsten Orden der Krone Preußens, dem Schwarzen Adlerorden, versehen, der von seinem Großvater Friedrich I. (1657–1713) zu seiner Selbstkrönung 1701 gestiftet wurde. In den behandschuhten Händen hält Friedrich II. einen mit Fell besetzten Zweispitz und stützt sich zudem auf einen Spazierstock. Die Beschriftung unter der Abbildung auf dem Blatt in französischer Sprache gibt Auskunft über den Dargestellten sowie den Künstler. Zu lesen ist: „Frederic II. Roi de Prusse / Dedié par Permission á Son Altesse. Royale Monsigneur le Prince Henry / par ses tres humble & Obeisant / Serviteurs Cuningham & Pascal“ („Friedrich II. König von Preußen / Mit Genehmigung Seiner Hoheit gewidmet. Königlicher Monsignore Prinz Henry / von seinen sehr bescheidenen und gehorsamen Dienern Cunningham und Pascal"). Die Künstler Edward Francis Cunningham (1741–1793) und Domenico Cunego (1727–1803) fertigten die Grafik im Jahr 1786 an, dem Jahr, in dem Friedrich der Große verstarb. Aufgrund der Erlaubnis von Prinz Heinrich von Preußen (1726–1802), dem Bruder des Verstorbenen, lässt sich vermuten, dass die Grafik nach dessen Tod zum Gedenken angefertigt wurde.

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