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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum Die Geschichte Josephs

Die Geschichte Josephs

"Trautmanns Gemäldefolge illustriert die Josephs-Geschichte aus dem Alten Testament (1. Mose 37–50). Der Themenkreis war in der holländischen Malerei des 17. Jh.s ausgesprochen beliebt und wurde u. a. von Rembrandt und Künstlern seines Umfelds vielfach dargestellt [...]. Episoden aus der Josephs-Geschichte wurden ferner von deutschen Künstlern des 18. Jh.s zur Ausstattung von Fest- und Repräsentationsräumen ausgeführt, z. B. von dem Würzburger Hofmaler Johann Adam Remele (Fresken im Josephsaal des Zisterzienserklosters Bronnbach a. d. Tauber, 1724/26) oder von Georg
Anton Urlaub aus Würzburg (sechs Gemälde für Schloss Mitwitz / Landkreis Kronach, um 1756/57 [...]. Trautmanns Josephs-Darstellungen entstanden zwischen 1759 und 1763 im Auftrag von François de Théas de Thoranc.
Alle sieben Gemälde waren als Raumausstattung konzipiert, die geplante Verwendung ist jedoch nicht bekannt. Möglicherweise wurde
der Zyklus nicht vollständig ausgeführt oder ist vielleicht nicht in Gänze erhalten [...].

Die Darstellungen der Josephs-Geschichte im FDH folgen indes einer weit verbreiteten Thementradition der barocken Malerei und enthalten keine ikonographischen Besonderheiten."
(Quelle: Maisak/Kölsch, Gemäldekatalog 2011, S. 316f.)

[ 7 Objekte ]

Joseph wird an die Midianiter verkauft

Die Brüder warfen Joseph in einen leeren Brunnen, und als Kaufleute vom Stamm der Midianiter vorbeizogen, wurde er diesen kurzerhand verkauft (1. Mose 37,12–30). So kam Joseph nach Ägypten und wurde ein Sklave von Potiphar, einem Kämmerer des Pharaos. Trautmann stellt die Szene in einem querformatigen Gemälde als friesartige Komposition dar. In der Mitte zählt ein prächtig gekleideter Midianit den Preis für Joseph in die Hand des älteren Bruders. Joseph ist links daneben, mit einer unbeholfen-angstvollen Handbewegung, zu erkennen. Verschiedene Assistenzfiguren und zwei Kamele im Hintergrund ergänzen die Darstellung, die auffallend unsicher in Komposition und Figurenbildung wirkt. Das bunttonige Kolorit und ein starkes Helldunkel sind auf Fernwirkung bedacht. Eine Tradition der Familie Sartoux-Thoranc sah in der Figur Josephs ein Porträt des jungen Goethe (Schubart 1896, S. 21), was jedoch im Vergleich mit dessen frühem Bildnis im Gruppenporträt der Familie Goethe im Schäferkostüm von Johann Conrad Seekatz (vgl. IV-00232) nicht zutrifft. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 318) Illustrierte Textstelle: Bibel, Altes Testament, Genesis 37,12-28 Werkverzeichnis: Kölsch (1999) G 6 Erworben 1897 als Geschenk zur Eröffnung des Goethemuseums von Dr. Martin Schubart (1840-1899), München.

Joseph und die Frau des Potiphar

In Ägypten wurde Joseph an Potiphar, einen Kämmerer des Pharaos, verkauft. Dessen Frau liebte und begehrte Joseph, er wies sie jedoch zurück und floh (1. Mose 39,7–18). Gekränkt und voller Rache, beschuldigte die Frau Joseph der Verführung, worauf ihn Potiphar ins Gefängnis werfen ließ. Trautmann stellt Josephs Flucht vor der Frau in einem düsteren, als Schlafgemach eingerichteten Interieur dar und folgt dabei einer in der barocken Malerei weit verbreiteten Auffassung. Seine etwas ungelenken Figuren vermitteln jedoch weder den psychologischen noch den erotischen Gehalt vieler älterer Darstellungen. Die Malweise setzt flächige, flüssige Pinselstriche gegen pastose Partien und Lichtpunkte, und das Kolorit aus nuancierten Brauntönen wird durch gebrochene Buntfarben ergänzt. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 320) Illustrierte Textstelle: Bibel, Altes Testament, Genesis 39,7-18 Werkverzeichnis: Kölsch (1999) G 8 Erworben 1897 als Geschenk zur Eröffnung des Goethemuseums von Dr. Martin Schubart (1840-1899), München.

Joseph empfängt seine Brüder in Ägypten

Da auch die benachbarten Völker unter der Dürre litten, machten sich Josephs Brüder auf, um in Ägypten Korn zu kaufen. Sie wurden von Joseph empfangen, erkannten diesen aber nicht. Erst später gab sich der jüngere Bruder ihnen zu erkennen (1. Mose 42, 1–16). Trautmann zeigt Joseph vor einer kürzelhaften Architektur, begleitet von einem Mohrenknaben, einem Soldaten und weiteren Assistenzfiguren. Rechts neben ihm bildet er die Brüder als Bittsteller mit betonter Gestik ab. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 322) Illustrierte Textstelle: Bibel, Altes Testament, Genesis 42,1-16 Werkverzeichnis: Kölsch (1999) G 11 Erworben 1897 als Geschenk zur Eröffnung des Goethemuseums von Dr. Martin Schubart (1840-1899), München.

Joseph erzählt seine Träume

Joseph, der zweitjüngste Sohn von Jakob und Rahel, wurde vom Vater gegenüber seinen zehn Brüdern bevorzugt und erhielt ein prächtiges Gewand (I. Mose 37,5-11). Als er eines Tages von einem Traum berichtete, in dem er sich als das mächtigste Mitglied der Familie sah, waren seine Brüder voller Neid und Missgunst. Trautmann setzt die Szene in ein dunkel gehaltenes Interieur, im Vordergrund erkennt man Joseph mit erhobenem Arm, beim Erzählen den beiden Eltern rechts zugewandt. Zwei ältere Brüder sind als eigene Gruppe links eingefügt. Die orientalisch anmutende Kostümierung, die teils pastose, durch aufgesetzte Lichtpunkte akzentuierte Malweise und das brauntonige, durch gebrochene Farben ergänzte Kolorit schließen an niederländische Vorbilder des 17. Jh.s an. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 317) Illustrierte Textstelle: Bibel, Altes Testament, Genesis 37,5-11 Werkverzeichnis: Kölsch (1999) G 5 Erworben 1977 als Dauerleihgabe der Frankfurter Volksbank, durch Vermittlung der Kunsthandlung J.P. Schneider jr. Frankfurt am Main.

Joseph wird zum Pharao gebracht

Im Gefängnis deutete Joseph die Träume seiner Mitgefangenen, eines Bäckers und eines Mundschenks. Diese kamen bald darauf frei. Zwei Jahre später hatte der Pharao einen Traum, den niemand erklären konnte. Auf den Rat des Mundschenks wurde Joseph zum Pharao gebracht, um dessen Traum zu deuten (1. Mose 41,14–36). Trautmann versetzt die Szene in einen düsteren Innenraum, der durch ein vergittertes Fenster und eine herabhängende Kette als Gefängnis gekennzeichnet ist. Während zwei Soldaten zum Aufbruch mahnen, wechselt Joseph der Textüberlieferung gemäß seine Kleider, bevor er zum Pharao tritt. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 320) Illustrierte Textstelle: Bibel, Altes Testament, Genesis 41,14-36 Werkverzeichnis: Kölsch (1999) G 9 Erworben 1977 als Dauerleihgabe der Frankfurter Volksbank, durch Vermittlung der Kunsthandlung J.P. Schneider jr. Frankfurt am Main.

Josephs Brüder zeigen Jakob den blutigen Rock

Um den Verkauf Josephs zu verbergen, schlachteten die Brüder einen Ziegenbock, tränkten mit dem Blut sein Gewand und brachten es dem Vater. Dieser glaubte, ein wildes Tier habe Joseph gerissen, und beklagte den Tod seines Sohnes (1. Mose 37,31–35). In Trautmanns Gemälde erkennt man links, vor einer angedeuteten Architektur und von weiteren Figuren umgeben, den Vater Jakob im orientalischen Gewand. Er blickt auf einen rechts knienden älteren Bruder, der den blutigen Rock präsentiert, weist jedoch mit pathetischer Geste in die entgegengesetzte Richtung. (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 318-320) Illustrierte Textstelle: Bibel, Altes Testament, Genesis 37,31-35 Werkverzeichnis: Kölsch (1999) G 7 Erworben 1897 als Geschenk zur Eröffnung des Goethemuseums von Dr. Martin Schubart (1840-1899), München.

Josephs Getreideverkauf in Ägypten

Joseph sagte dem Pharao voraus, dass die Ägypter nach sieben fetten, kornreichen Jahren sieben magere Jahre des Hungers zu durchleben hätten. Da man daraufhin Vorräte anlegte, konnte eine schwere Hungersnot abgewendet werden. Der dankbare Pharao ernannte Joseph zum obersten Verwalter, und aus dem Sklaven wurde ein mächtiger Mann (1. Mose 41, 37–57). Trautmanns großformatige Komposition des »Getreideverkaufs« ist als zentrales Gemälde der Folge aufgefasst. Die vielfigurige Szene wird durch eine Architektur mit Treppen und Absatz in zwei Ebenen gegliedert. Oben, fast in der Mittelachse, steht Joseph als prächtig-orientalisch gewandete Figur, um den Getreideverkauf zu überwachen. Schreiber, Geldzähler und Soldaten, Eselstreiber mit Kornsäcken und eine verzweifelte Mutter mit weinendem Kind runden die Szene ab. Rechts überkreuzen sich ein belaubter und ein verdorrter Baum, worin eine Anspielung auf die fetten und mageren Jahre Ägyptens gesehen wurde (Keller 1981, S. 183f.). Das Gemälde ist sorgsam und effektvoll ausgeführt, Trautmann setzt effektvolle Glanzlichter und verwendet ein Kolorit aus fein gebrochenen Farben und reich nuanciertem Braun. Trautmanns Gemälde ist einer Bildform verwandt, die sich seit dem 17. Jh. für Darstellungen des »Getreideverkaufs« herausgebildet hatte und für die ein Kupferstich von Pieter Schenk d. J. (Abb. bei Gerstenberg 1914) oder eine Zeichnung Arent de Gelders als Beispiele stehen können (nach letzterer ein Reproduktionsstich von Anne Claude Philippe Comte de Caylus, 1757; Abb. bei Heuer 1922). Trautmanns Komposition folgt indes offenbar keinem unmittelbaren Vorbild. Einzig bei der Figur des Joseph greift Trautmann explizit auf Rembrandts Radierung »Der Perser« von 1632 zurück, wobei er die Kleidung verändert und prächtig ausschmückt [...]. Die luftige, kulissenhafte Bildarchitektur aus Treppen, einem Podest und einer baldachinartigen Bekrönung samt Arkade erinnert schließlich an Staffage-Architekturen in barocken Gartenanlagen, wie das von Johann Bernhard Fischer von Erlach entworfene »Belvedere« im Garten des Palais Liechtenstein in der Roßau bei Wien (als Kupferstich von Salomon Kleiner in: Das florierende Wien, Bd. IV, Augsburg 1737). (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 322) Illustrierte Textstelle: Bibel, Altes Testament, Genesis 41,37-57 Werkverzeichnis: Kölsch (1999) G 10 Erworben 1897 als Geschenk zur Eröffnung des Goethemuseums von Dr. Martin Schubart (1840-1899), München.

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