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Museum August Kestner Bronzen

Bronzen

Diese Gruppe enthält unterschiedliche Objektgattungen aus Bronze.

[ 72 Objekte ]

Personifikation des "Herbstes" (Landmann oder Bauer)

Die Bronzestatuette zeigt einen mit kurzem Chiton und Schultermantel sowie Hut bekleideten Mann. In der linken Armbeuge trägt er Früchte und in der rechten Hand vielleicht einen Sack. Dies lässt auf einen Felder bestellenden Landmann schließen. Die Statuette wurde vielleicht als Applike auf einem Gerät verwendet. Zu denken wäre etwa an einen Deckelknauf einer großen Lampe. (AVS) Ehem. Sammlung Daniel Marie Fouquet, Kairo

Henkel mit Attasche von einem Stamnos (?)

Henkel in Form eines schlafenden Jünglings, die rechte Hand unter den Kopf gelegt, die linke ruht auf dem Oberschenkel. Körper leicht nach außen gebogen, an den Füßen Schuhe, sonst nackt. Attasche leierförmig aufgebogen; obere Enden dienen dem Jüngling als Lager. Auf den äußeren gebogenen Enden der Holme liegen die Vorderpfoten je eines Hundes, der mit den hinteren auf einer blattartigen Basis steht. Beide Hundschwänze sind zu Ösen geformt. Die Attaschenvorderseite schmücken zwei mit den Köpfen nach oben liegende Löwen, dazwischen eine nach untern hängende Palmette. (AVS)

Löwe (Aufsatz eines Kohlebeckens)

Diese Figur saß ursprünglich als Verzierung auf den vier Ecken eines rechteckigen Kohlebeckens auf Rädern (foculi oder foculare). Diese Form von Kohlebecken gelangte aus dem Vorderen Orient nach Etrurien und erfreute sich vor allem in Mitteletrurien großer Beliebtheit. Obwohl in fast allen Fällen genaue Fundangaben fehlen, lassen sich diese Löwenstatuetten den Bronzewerkstätten von Vulci zuordnen. (AVS)

Tinia, ein etruskischer Hauptgott

Tinia ist gleichzusetzen mit Zeus oder Iuppiter. Er nahm im etruskischen Pantheon neben Voltumna eine hohe Stellung ein. Die Trennung zwischen Tinia und Voltumna ist nicht eindeutig zu benennen. Möglicherweise sind aber auch beide Gottheiten miteinander identisch und stellen nur verschiedene Aspekte und Zuständigkeiten dar. Auf jeden Fall war sein Attribut, wie bei seinen griechischen und römischen Pendants, ebenfalls das Blitzbündel. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Bankett-Teilnehmer

Etruriens reiche Bodenschätze führten seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. zu einem intensiven Fernhandel mit den führenden Handelskulturen der Phönizier und Griechen. Der hieraus erwachsende Wohlstand zog eine Umbildung der etruskischen Gesellschaft nach sich. Die neue aristokratische Oberschicht importierte aus dem Vorderen Orient nicht nur begehrte Prestigegüter. Auch Sitten und Gebräuche wurden übernommen, wie das ritualisierte Trinkgelage, bei dem die Gäste zu Tisch lagen. Das festliche Bankett wird ein wichtiger Aspekt etruskischer Lebenskultur, ein Ausdruck von Lebensfreude, Zurschaustellung von Wohlstand und sozialer Abgrenzung. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Bankett-Teilnehmerin

Die neue etruskische aristokratische Oberschicht, die sich im 7. Jahrhundert v. Chr. herausbildete, importierte aus dem Vorderen Orient nicht nur begehrte Prestigegüter. Auch Sitten und Gebräuche wurden übernommen, wie das ritualisierte Trinkgelage, bei dem die Gäste zu Tisch lagen. Anders als bei den Griechen oder Römern war es den Etruskerinnen gestattet, gemeinsam mit den Männern am Bankett teilzunehmen. Dieses zeigt, dass den Frauen in der Öffentlichkeit eine größere Freiheit zugesprochen wurde. Sie durften beispielsweise auch, anders als ihre griechischen oder römischen verheirateten Geschlechtsgenossinnen, öffentliche Veranstaltungen im Theater oder den Sportarenen besuchen. Von politischen Ämtern waren sie allerdings ebenfalls ausgeschlossen. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Etruskische Pferdetrense

Pferde gehörten u. a. zu den Statussymbolen der sich seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. herausgebildeten etruskischen Oberschicht. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Krotalentänzerin

Um das Leben der Etrusker rekonstruieren zu können, haben wir fast nichts als Bildquellen und archäologische Grabungsergebnisse. Die von Gesang begleitete Musik, noch mehr die gesanglose Musik und der Tanz müssen eine sehr große Rolle gespielt haben. Die vielen Bilder, die uns Wandgemälde aus den Gräbern überliefert haben, und rundplastische Darstellungen zeigen diese Liebe der Etrusker für Musik und Bewegung. Die Etrusker verwendeten dieselben Musikinstrumente wie die Griechen. Neben dem Doppel-Aulos waren die Krotalen, die an Kastagnetten erinnern, sehr beliebte Instrumente. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Schöpfkelle, Bestandteil des Symposionsgeschirrs

Das griechische Symposion, das Trinkgelage, ist eine aristokratische Geselligkeitsform. Es stellt einen vom täglichen Leben abgehobenen Luxus dar. Das spiegelt sich nicht nur in den dafür benötigten architektonischen Gegebenheiten wider; wer immer es sich leisten konnte, einen Raum des Hauses abzutreten, nutzte diesen für seine Gelage. Diese Praxis wurde auch von den Etruskern übernommen. Zum Schöpfen des Weines aus dem großen, repräsentativen Mischkrug (kratér) oder Mischkessel (dînos) benutzte man eine Kanne (oînochoe), aus der auch in die Trinkgefäße geschenkt wurde. Daneben gab es aber auch die Schöpfkelle. Das Sieb filterte die Reste der Gewürze und Harze, die den Wein verfeinerten, heraus. (AVS)

Sieb mit flachem Griff

Die Griechen, aber auch Etrusker und Römer, tranken ihren Wein nicht pur. Sie versetzten ihn mit Wasser und verfeinerten ihn mit Gewürzen und Harzen. Damit der Zecher nicht durch die Rückstände der Zusätze beeinträchtigt wurde, wurde ein Sieb benötigt. (AVS)

Astragal in Form eines hockenden Mannes

Als Spielsteine bzw. Würfel wurden in der Antike die Sprungbeine aus den Hinterbeinen von Paarhufern wie Schafen, Ziegen oder Rindern verwendet. Die Griechen nannten diese Knöchelchen ἀστράγαλοι astrágaloi (Singular astrágalos), die Römer nannten sie tali (Singular talus). Im Deutschen lautet die Bezeichnung des Spielknochens Astragal, Astragalos oder latinisiert Astragalus (im Plural Astragale bzw. Astragaloi oder Astragali). Diesen Spielstein stellte August Kestner in der Sitzung des 'Instituto di Corrispondenza Archeologica' am 13. März 1845 den anderen Mitgliedern vor. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Serapis

Ptolemaios I. Soter ließ die Statue des Gottes, den Tacitus (Tac. hist. 4, 84) als Dispater bezeichnet, aus Sinope holen und machte ihn in Alexandria unter dem Namen Serapis zum gemeinsamen Kultbild für Griechen und Ägypter. Eine ähnliche Gestalt auf kaiserzeitlichen Bronzemünzen griechischer Küstenstädte, z.B. Anchilaos oder Odessos etc., gibt eine Unterwelts- und zugleich Fruchtbarkeitsgöttin wieder. (AVS)

Jüngling mit Spendeschale

Der stehende nackte Jüngling, ein siegreicher Athlet, ist im Begriff ein Trankopfer darzubringen. Im Aufbau zeigt die Figur bereits erste Anzeichen einer Unterscheidung von Stand- und Spielbein (das rechte Spielbein entlastet und leicht vorgesetzt) sowie die naturalistischeren Körperformen des Strengen Stils. Den Kopf hat er zu seiner Rechten geneigt. Er hat den rechten Arm angewinkelt und hält in der vorgestreckten Rechten die Spendeschale. Die Hand des gesenkten linken Armes berührt den Oberschenkel und hielt wahrscheinlich einen Zweig. Glattes, über ein Band aufgerolltes Haar. Die Proportionen mit schlankem Körper und kleinem Kopf verweisen auf den attischen Kunstkreis. (AVS)

Statuette des Jupiter

Diese Statuette des römischen Gottes Jupiter ist ein Beispiel für die Bewertung der handwerklichen Qualität. Aufgrund ikonographischer, stilistischer und qualitätsorientierter Kriterien fristete sie seit kurz nach ihrem Erwerb aus der Sammlung Friedrich Culemanns ein Schattendasein im "Fälschungsschrank" des 1889 eröffneten Museum August Kestner. Aufgrund von Vergleichen, die sich auf die Art der Gestaltung der Haar- und Barttracht beziehen sowie der etwas plumpen und unproportionierten Darstellung des Körpers wurde ihr das Zertifikat "Fälschung" ausgestellt. Zugegebenermaßen mögen Haar- und Bartgestaltung an Objekte aus der Renaissance erinnern. Doch beschlich die späteren Betrachter das Gefühl, hier stimme etwas nicht mit der Beurteilung. Letzten Aufschluss in der Beantworung der Frage, ob ein Bronzeobjekt echt oder falsch ist, konnte dem Archäologen nur noch ein Chemiker geben. Eine Metallanalyse nach dem Atomabsorbtionsverfahren ergab Genaueres: Die Statuette besteht aus einer Zinn-Blei-Bronze mit einem mittleren Zinn- und einem hohen Bleigehalt. Diese Legierung war in römischer Zeit zum Guss von Statuetten üblich. An der antiken Herkunft aus römischer Zeit bestand dann kein Zweifel mehr. (AVS) Ehem. Sammlung Friedrich Culemann.

Ptah

Götterfiguren zu sammeln, entsprach selbstverständlich am konkretesten Friedrich Culemanns Wunsch, seine Mitmenschen über fremde Religionen zu informieren. Aus diesem Grund verdankt das Museum August Kestner auch der Sammlung Culemann seine unbestritten schönste Götterbronze: Ptah, Schöpfergott und Herr von Memphis, der altehrwürdigen Hauptstadt Ägyptens. Unter den Bronzestatuetten von ägyptischen Gottheiten, die heutzutage zu zig-tausenden in den ägyptischen Sammlungen der Welt aufbewahrt werden, ist die Darstellung des Ptah die mit am häufigsten zu findende. Das liegt im Wesentlichen daran, dass er beinahe immer in ganz kompakter, mumienförmiger Gestalt dargestellt wird, die dementsprechend keine leicht abbrechbaren Arme und Beine aufweist. Aus der Mumienumhüllung stecken nur die auf der Brust zu sehenden Hände des Gottes, die jenen langen Szepter halten, dessen Wiedergabe in der Hieroglyphenschrift „Macht“ zu lesen ist. Die große Besonderheit des Culemannschen Ptah ist, dass die Statuette aus verschiedenen Typen von Bronze gefertigt wurde. Kappe und Halskragen des Gottes bestehen aus dunklerer, beinahe schwarzer Bronze, während der Rest der Statuette aus rötlicher Bronze gefertigt ist. (CEL) Ehem. Sammlung Friedrich Culemann, Hannover

Miniaturschlangensarg als Amulett

Mit der Ausweitung der ägyptischen Tierkulte in der Spätzeit, ab ca. 800 v. Chr., kommt auch die Sitte auf, tot gefundene und dann einbalsamierte Tiere in kleinen Särgen als Schutzamulette wie Schmuck am Körper zu tragen. Zum Befestigen an einer Kette weist der kleine bronzene Schlangensarg zwei Ösen auf, eine ringförmige am Schwanzende der als Skulptur auf dem Sarg wiedergegebenen Schlange und eine hinter dem für Kobras typisch aufgebäumten Kopf, wo ein ihn stabilisierender Steg eine dreieckige Öse ergibt. Die Basis für die Schlangenskulptur ist hohl und weist hinten eine Öffnung auf, durch die eine mumifizierte Baby-Kobra in diesen Sarg einzubringen war. Ihren Träger schützt diese Schlange als Inkarnation einer Gottheit somit unmittelbar. Da die Kobra das heilige Tier für die meisten weiblichen Gottheiten Ägyptens darstellt, kann nicht gesagt werden, welche Göttin ihren Träger somit schützen sollte. Aber allgemein gilt im schutzbringenden Amulett-Wesen, dass allein die Darstellung dessen, vor dem Schutz erhofft wird, diesen auch erwirkt. Ein am Körper getragener Miniaturschlangensarg sollte also offensichtlich generell vor Schlangenbissen schützen. (CEL) Ehem. Sammlung Friedrich Culemann, Hannover

Opferdiener (victimarius)

Zur reibungslosen Durchführung der religiösen Rituale bedurfte es untergeordneter Chargen: Arbeitspersonal, dessen Aufgabe darin bestand, den Ablauf eines Ritus zu gewährleisten, das Opfertier heranzuführen und zu schlachten. Die Aufgabe dieses Opferdieners war es, den Stier zum Opferplatz zu führen. Er trägt die für diese Opferdiener typische Tracht, den kurzen, in der Taille zusammengehaltenen Schurz (limus), in dessen Bund das dreieckige Opfermesser, der culter, steckt. Mit diesem Messer wurde die Halsschlagader des Stieres durchtrennt und später die Bauchdecke geöffnet. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Wasserhahn-Armatur

In der Antike war die Versorgung mit Frischwasser und die Entsorgung der Abwässer größerer Städte stets eine Herausforderung. Die römischen Bauingenieure haben dieses Problem aber meisterhaft gelöst. Aquädukte, die berühmte cloaca maxima in Rom, Anschlüsse in Privathaushalten oder Laufbrunnen, wie wir sie aus Pompeji kennen, beweisen dies. (AVS)

Messergriff in Form eines Windhunds

Griff eines Messers mit feststehender Klinge in Form eines liegenden Windhundes, der mit seinen ausgegestreckten Vorderbeinen einen länglichen Knochen hält. Hinten ein rechteckiges, an jeder Seite mit einer Volute abschließendes Ansatzstück, das noch den Rest einer Griffzunge aufweist. Sehr feine Arbeit. (AVS)

Messergriff in Form eines Wildschweins

Griff eines Messers mit feststehender Klinge in Form eines kauernden Wildschweines, das den Kopf auf die Vorderläufe gelegt hat. Am hinteren Ende ein blattförmiges Ansatzstück mit Rest einer eisernen Griffzunge. Das Stück selbst ist außerordentlich sorgfältig gearbeitet. (AVS)

Adler mit Schlange

Der Adler ist das Symbol und das Begleittier des Iuppiter. Mit ausgebreiteten Schwingen kauert er über einer Schlange, die er mit den Fängen am Boden hält. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Krokodilgott Sobek

Die Bronzeplastik stellt den Krokodilgott als Tier mit erhobenem Kopf dar. Auf dem Kopf trägt er eine Sonnenscheibe zwischen zwei hohen Straußenfedern auf Widderhörnern. Die Rückenschuppen sind plastisch dargestellt. Ehem. Sammlung Friedrich Wilhelm von Bissing

Athlet mit Schabeisen

Der Athlet rieb sich vor und nach dem Training mit dem pflegenden Olivenöl ein (Thuk. 1,6,5-6; Philostr. gym. 43). Die Gründe dafür waren schon in der Antike nicht ganz eindeutig. Sei es, dass man an eine den Körper stärkende Kraft glaubte, eine Lockerung der Muskeln erhoffte, medizinische Gesichtspunkte oder magisch-religiöse Gründe annahm. Auch die schützende Wirkung spielte eine Rolle, denn das Öl absorbierte Staub, verhinderte kleinere Hautverletzungen und reduzierte vor allem Sonneneinstrahlung während des Trainings und Wettkampfes. Die Reinigung des Körpers, das Befreien von Staub, Ölresten und Schweiß, erfolgte mit dem Schabeisen (strigilis), dem gekurvten, löffelähnlichen Gerät. (AVS) Ehem. Sammlung August Kestner, Rom

Deckel einer Spiegeldose

Eine beliebte Spiegelform in der Antike war eine Art Taschenspiegel. Charakteristisch war die Dosenform, bei der im Inneren der Dose die hochglänzende Spiegelfläche angebracht war. Durch den Deckel wurde diese geschützt. Der Deckel selbst konnte auf der Außenseite undekoriert sein. Allerdings haben sich einige Exemplare erhalten, die mit gesondert gearbeiteten Reliefappliken verziert waren, wie bei diesem Exemplar mit einem Löwen. Das Objekt stammt aus der Sammlung des berühmten polnisch-litauischen Archäologen Michal Tyzskiewicz, der es vermutlich auf einer seiner Grabungen entdeckt hat. (AVS)

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