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HfG-Archiv Ulm Die Abteilung Visuelle Kommunikation an der HfG Ulm

Die Abteilung Visuelle Kommunikation an der HfG Ulm

Anfangs nannte sich diese Abteilung Visuelle Gestaltung. Als ihr vorrangiges Ziel stellte sich jedoch schnell die Lösung von Gestaltungsaufgaben im Bereich der Massenkommunikation heraus. Deshalb wurde sie im Studienjahr 1956/57 nach dem Vorbild des Departments "visual communications" des New Bauhaus in Chicago in Visuelle Kommunikation umbenannt. Auf dem Lehrplan standen die Erarbeitung von visuellen Nachrichtensystemen und deren Übermittlung sowie die Planung und Analyse von modernen Kommunikationsmedien in klarer Abgrenzung zur illustrativen Grafik und kommerziellen Werbung.

Die Ausbildung war ursprünglich in zwei Arbeitsfelder aufgeteilt. Der Sektor Typografie beinhaltete Grafik, Fotografie, die Gestaltung von Ausstellungen, Verpackungen und die Typografie selbst. Hinzu kam das Gebiet der technischen Kommunikation. Dazu zählten die Gestaltung von Anzeigevorrichtungen an Maschinen und Geräten, technische Zeichensysteme und die Darstellung wissenschaftlicher Sachverhalte. Den zweiten Sektor bildete der Bereich Film und Fernsehen. Dieser erhielt 1962 eine eigene Abteilung.

Die Aufgabenstellungen in der Visuellen Kommunikation steigerten sich vom Entwurf eines Plakats oder Signets zu Beginn der Ausbildung hin zu komplexen Projekten wie Plakatserien und Zeichensystemen für Wissenschaft und Technik. Als Ergänzung der praktischen Arbeit wurden theoretische Grundlagen in den Fächern Technologie, Semiotik, Wissenschaftstheorie und Ergonomik vermittelt. Mit 158 Studierenden war die Visuelle Kommunikation die zweitgrößte Abteilung nach der Produktgestaltung.
Es unterrichteten hauptsächlich die Dozenten Otl Aicher, Gui Bonsiepe, Anthony Frøshaug, Herbert W. Kapitzki, Tomás Gonda, Tomás Maldonado und Friedrich Vordemberge-Gildewart.

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Ulm-Hefte

1958 startete die Publikation der von der HfG herausgegebenen Zeitschrift „ulm“. Als Schulprospekt konzipiert, enthält „ulm 1“ Informationen zu Lehrinhalten, Dozenten und zur Organisation der Hochschule. Mit dem Abdruck von Tomás Maldonados Rede „„Neue Entwicklungen in der Industrie und die Ausbildung des Produktgestalters“ in „ulm 2“ beginnt eine Reihe kritischer Beiträge zu zentralen Fragen des internationalen Designdiskurses. Die Ausgaben 1 bis 5 erschienen im quadratischem Format, in Deutsch, Englisch und Französisch. Nach über dreijähriger Unterbrechung kam im Oktober 1962 „ulm 6“ im neuen A-4-Format nur noch zweisprachig in Deutsch und Englisch heraus. Im April 1968 erschien mit „ulm 21“ das letzte Heft. Insgesamt zählt die Zeitschrift 14 Ausgaben, zum Teil als Mehrfachnummern. Die ulm-Hefte dokumentieren Ergebnisse aus Unterricht, Entwicklung und Forschung. Gleichzeitig geben sie Einblick in die theoretischen Grundlagen, auf deren Basis die gestalterischen Arbeiten entstanden.

Pavillon der Stadt Ulm auf der Landesausstellung 1955

1955 feierte das Land Baden-Württemberg seinen Zusammenschluss mit einer großen Ausstellung in Stuttgart. Der Ulmer Gemeinderat beauftragte die HfG mit der Gestaltung eines Pavillons, der die Stadt Ulm repräsentieren sollte. Max Bill entwarf eine Holzkonstruktion, deren Dach in der Mitte geöffnet blieb. Im Zentrum des Gebäudes stand eine Nachbildung der Münsterspitze. Vier große Fototafeln zeigten den Blick vom Münsterturm aus in alle Himmelsrichtungen. Die einfache und offen liegende Konstruktion wirkte auf viele Menschen befremdlich, in der Phase des inzwischen begonnenen wirtschaftlichen Aufschwungs sogar ärmlich. "Was den Pavillon der Stadt Ulm anbelangt, gewinnt man zunächst von außen den Eindruck, dass nur der Gerüstbau fertig und die Ausstellung um acht Tage zu früh eröffnet wurde", schreib ein Leser an die Schwäbische Donau Zeitung. Neben den kritischen Stimmen gab es aber auch zahlriche Fürsprecher des Entwurfs, die begeistert von seiner klaren Grundidee und ihrer konsequenten Umsetzung waren. Diese Serie von Fotografien zeigt den Pavillon an seinem Standort im Höhenpark Killesberg.

Studierende in der Eingangshalle der HfG Ulm

Diese Fotografie ist Teil einer zusammenhängenden Arbeit, Diplomarbeit von Klaus Wille an der HfG Ulm. Wille gestaltete eine Ausstellung über die Ulmer Hochschule für Gestaltung, die 1960 auf der Triennale in Mailand gezeicht wurde. Die 12 Schwarz-Weiß Fotografien dieser Serie wurden ursprünglich in einer transparenten Kunststoffhülle aufbewahrt, die zu einem Leporello zusammengeklebt waren. Für die Ausstellung in Mailand wurden die Fotografien stark vergrößert. Diese Fotografie zeigt die Eingangshalle des HfG-Gebäudes mit Studierenden.

Blick in die Druckwerkstatt der HfG

Die Druck- und Typografiewerkstatt der HfG wurde erst Anfang der 1960er Jahre eingerichtet. Es gab zwei Schriften, eine Helvetica und eine Garamond. Jeder Student lernte dort, Texte zu setzen und zu drucken. ´ Auf dem Foto sieht man die Setzkästen mit den einzelnen Typen, aus denen Buchstabe für Buchstabe eines Textes herausgesucht wurde. In der Bildmitte ist der Schriftsetzermeister Herbert Maeser zu sehen, der die Werkstatt leitete.

Fotografie-Werkstatt der Hochschule für Gestaltung Ulm

Die Werkstatt für Fotografie war ein zentraler Ort an der Hochschule für Gestaltung Ulm, wo man viel Wert auf Dokumentation und Veröffentlichung legte. Sie wurde 1955 von Ernst Hahn eingerichtet und war im Obergeschoss des Nordtraktes untergebracht. Es gab ein weiträumiges Tageslicht-Studio, sowie Laborräume und Dunkelkammern. Die apparative Ausrüstung war eher bescheiden, es musste viel improvisiert werden. Alle Studenten lernten die Arbeit im Labor kennen, entwickelten Filme selbst und machten Abzüge. Über diesen technischen Unterricht hinaus gab es für die Mitglieder der Abteilugn Visuelle Kommunikation auch gestalterische Kurse, bei damals namhaften Fotografen wie beispielsweise Will McBride, Peter Cornelius oder Karl Schumacher. Obwohl es mit Christian Staub von 1958 - 1963 sogar einen Dozenten für Fotografie an der Hochschule, gab es nie eine eigene Abteilung: wie auch in den anderen Bereichen sollten an der HfG keine Fotokünstler ausgebildet werden. Das Medium diente vor allem den angewandten Bereichen wie der Produktfotografie und als Material für grafische Gestaltungen.

Tomás Maldonado im Unterricht an der HfG Ulm

Der Maler und Grafiker Tomàs Maldonado kam 1954 an die HfG Ulm und übernahm dort zunächst die Leitung der Grundlehre. Schon bald begann er sich für das Ausbildungskonzept der Hochschule im Allgemeinen zu interessieren und entwickelte das "ulmer modell": Die Entwurfstätigkeit sollte systematisch und streng nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten stattfinden. Der Industriedesigner sollte neben seiner Aufgabe als Gestalter Koordinator sein zwischen den verschiedenen Beteiligten an der Entwicklung von Industrieprodukten: Ingenieuren, Nutzern, Kaufleuten. Maldonado beschäftigte sich in dieser Zeit intensiv mit semiotischen Themen, die er auch unterrichtete.

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